Dortmund Deathfest 2024

02. August – 03. August 2024

Junkyard Dortmund

Tag 1 Freitag:

THE BLACK DAHLIA MURDER  – MISERY INDEX  – INCANTATION  – MASSACRE – BLOOD RED THRONE  – SKELETAL REMAINS – REKTAL SMEGMA – SINISTER – NECROTTED – EMBRACE YOUR PUNISHMENT  – JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE – WRETCHED FATE  – RECKLESS MANSLAUGHTER

Sonne und Geballer, was kann es Schöneres geben? Das Dortmund Deathfest lud wieder für zwei Tage (Old und New School) Death Metal ein und eine Menge, bunt gemischter Freunde der harten Soundwelten folgten dem Aufruf. Aufgrund der Menge der Bands, kann hier nur ein kurzer Abriss folgen.

 

Tag 1

Skeletal Remains

RECKLESS MANSLAUGHTER aus Herne eröffneten Mittags das Festival in der Halle mit einer soliden Leistung . Die in Los Angeles beheimatete Death Metal Brut SKELETAL REMAINS hatte den Opener-Posten für Outdoor Hauptbühne ergattert. Der Viererpack um Fronter (und Haarwunder) Chris Monroy  begann gleich mit fettem Sound. Ohne Brimborium droschen sie professionell Songs wie `Void Of Despair` oder `Unmirciful´ ins bereits mitgehende Publikum und ernteten dafür schon erste Banger unter freiem Himmel. WRETCHED FATE prügelten in der gut gefüllten und verdammt dunklen Halle  – okay, dem Volk gefiel es anscheinend.

Sehr überrascht war ich aber diesmal von den Norwegern BLOOD RED THRONE. Die waren eigentlich nur als Ersatz für Cryptopsy reingerutscht, weil die ja letztes Jahr schon an gleicher Stelle gespielt hatten. Keine Ahnung warum, aber diesmal hat mich die Band tatsächlich mit Songs a la `Epitaph Inscribed`, `Unleashing Hell` oder dem finalen `Mephitication` richtig gepackt, obwohl die sonst seit Bestehen eher immer so „naja, ganz nett“ an mir vorbeiliefen. Jedenfalls ein starker Auftritt, bei dem die Band sich komplett  als „Mr. Johnny Cash“ , bzw. “not Mr. Johnny Cash“ vorstellte. Zurecht feierten die Fans BLOOD RED THRONE mit “Ey, Ey Ey“ Rufen und einem ersten Moshpit des Tages.

Auf JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE war ich besonders neugierig, da ich die Band seit dem Weggang von Sänger Bony nicht mehr gesehen hatte. Anfangs kam es mir auch ein wenig schaumgebremst vor, aber irgendwann sprang der Funke über und die Harcore-Grind Songs, mit Titeln wie `Praktikum bei Tönnies`, Halt deine Schnauze` verfingen in der Halle. Wobei die Band dieses mal mit  einem (von zwei) Ersatz-Shoutern auskam, Machte nichts, denn Action und der musikalische Arschtritt passten absolut.  `Zieh die Jacke falsch rum an`!

Und dann endlich wieder MASSACRE. Die Altmeister des Old School Death Metals verließen sich bei dieser Show komplett auf ihr legendäres „From Beyond“

Massacre

Album und verzichteten auf Demosongs oder Tracks neueren Datums. Ergebnis? Ein extrem gut gelaunter Kam Lee, der so viel wie nie mit den Fans interagierte. Angefangen vom `Chamber Of Ages` Chor der „Metal Warriors“ über die Ansage, dass `Defeat Remains` ein Liebeslied wäre, zu dem man tanzen könne, was der Fronter dann auch tat. Ein kurzer musikalischer Ausflug zu Slayer und Kam schnappte sich zwischendurch mal das Handy eines Zuschauers und filmte damit kurz von der Bühne aus. Viel mehr von Fannähe geht nicht. Passenderweise mischte sich die ganze Band nach dem Gig auch unter die Leute. So muss das! Ach ja, dass die Hammertracks wie `Succubus` und der ewige Fanfavorit `Corpsegrinder` einschlugen wie die berühmte Bombe, muss eigentlich gar nicht mehr erwähnt werden.

EMBRACE YOUR PUNISHMENT bliesen nach dem Intro ihren Deathcore bzw. Brutal Death in die rappelvolle Halle, in der wohl Einige nicht nur die letzte Scheibe “Made Of Stone” kannten und die derbe Kost in Form von `Ascension`, `Fear The Wolves`oder `Namelss King` entsprechend geil fanden. Kurz alles richtig gemacht.

Auf INCANTATION ist Verlass. Routiniert und professionell aber mit der notwendigen Portion Begeisterung, Bühnenaction und Elan, bringt die Band um

Incantation

John McEntee ihre typische Death Metal Show über die Outdoorbühne. Mit reichlich Songs bewaffnet, die `Carrion Prophecy`, `Blasphemous Cremation` und und und heißen, brauchen sie sich im staubigen Rund keine Sorgen wegen mangelnder Publikumsreaktionen machen. Im Gegenteil!  Zumal INCANTATION wissen, was sie den Fans schulden. So gibt es am Ende noch `Ibex Moon` und dem Nackenbrecher `Impending Diabolical Conquest`.

NECROTTED zerlegten dann die Halle mit einem eher an Dying Fetus angelehnten Sound. Sprich Tracks wie `Sow Sorrow For Victory` , `Compulsory Consumption` oder `Das Reich der Gier` treffen den Nerv vieler anwesender Ballerfreunde.

MISERY INDEX, die New School Truppe  mit Hard- und Grindcore Wurzeln waren auf der großen Bühne einfach megafett. Man muss das Material der US Band, mit Bassist und Sänger Jason Netherton an der

Misery Index

Spitze gar nicht kennen, um die mit `New Salem` und Co. entfachte Intensität zu spüren. “Complete Control” halt und Sieg für MISERY INDEX.

 

Von SINISTER kenne ich ehrlich gesagt nur das Debüt, dass ich zumindest damals ganz okay fand. Danach habe ich die Band komplett aus den Augen verloren. Einen guten Eindruck hinterließen sie hier aber nicht unbedingt. Der Sound war irgendwie komisch abgemischt,

Sinister

der Bass extrem präsent im Klangbild, und es fehlte an vielen Stellen irgendwie eine zweite Gitarre. Gerade wenn irgendwelche Soli gedudelt wurden, wurde es doch irgendwie dünn im Sound.

Und dann zum Abschluß tatsächlich noch ein mega Abriss deluxe. Bei THE BLACK DAHLIA MURDER bin ich ja immer etwas skeptisch, ob die in einem Old School Umfeld funktionieren, und seit dem Tod von Sänger Trevor war ja auch die Frage, ob die Fans das immer noch so abnehmen. Aber alle Zweifel wurden sowas von weggewischt. Nachdem dann der Sound nach 2-3 Songs passte, ging die Luzie ab im Pit und die Band wurde richtig gefeiert. Erst recht Richtung Ende mit „Nocturnal“ und „Miasma“. Ich kann keinen richtigen Vergleich zu früher ziehen, weil das einfach zu lange her ist, als ich sie noch mit Trevor sehen konnte, aber das gestern war ein verdammt starkes Ausrufezeichen der Band!

The Black Dahlia Murder

Den Tagesabschluß machten dann in der Halle noch REKTAL SMEGMA mit etwas Party-Slam-Grind, wobei mir eher die zutätowierte Kante von Sänger in Erinnerung geblieben ist und weniger die Musik…

Fazit: Tag 1 des Dortmund Deathfest war schon mal Bombe!

 

Tag 2, Samstag

TERRORIZER  – VADER – SUFFOCATION – MEMORIAM – NECROT –  SCALPTURE

BRUTAL SPHINCTER – GUTRECTOMY – HURAKAN – CUMBEAST – FRACTURED INSANITY  – VOICE OF RUIN  – ORPHALIS  

Das Wetter strafte den Vorhersagen Lügen, da zu Beginn des Festivals die Sonne brannte und kein Regen herunterprasselte. Den Reigen begannen die Lokalmatadoren von ORPHALIS, die ihren gar nicht mal so schlechten technischen Death Metal bei `Forging an Entity`, `Moon Supremacy` oder `Crowned in Hatred` mit Synthwave-artigen Zwischenspielen auflockerten.

Scalpture

SCALPTURE wärmten dann die Hauptbühne mit ihrem leicht nach altem Schwedentod klingenden Sound auf. VOICE OF RUIN aus der Schweiz boten dann die etwas melodiösere Variante, die das Publikum ordentlich aufweckte.

Jetzt ist es Zeit für räudig stampfenden Death Metal aus Kalifornien. Das Trio NECROT legen mit `Cut the Cord` los und bringt das Publikum sofort auf Temperatur, obwohl jene eh schon von der Sonne gebraten werden. `Drill the Skull` vom neuen Longplayer bildet vielleicht den Höhepunkt des Gigs. Gitarrensound ist dank Ibanez Destroyer schön Old Schoolig und lässt keinen zweiten Gitarristen vermissen. Um einen musikalischen Vergleich an den Haaren herbeizuziehen, wären hier die guten alten Bolt Thrower und Autopsy genannt.  Als mit `Sinister Will` der letzte Song zu Ende geht, sind

Necrot

Band und Publikum glücklich und zufrieden. NECROT kam… und siegte!

FRACTURED INSANITY war auch wieder die etwas stumpfere, einfachere Variante von Death Metal. Nett, aber schnell vergessen.

Der unnachahmliche Karl Willetts (ehemals Bolt Thrower) und seine

Memoriam

MEMORIAM setzen ein deutliches Ausrufezeichen! Eigentlich bekannt für slow Death bündelte die Band ihr schnelles Material bzw. gab recht viel Gas, um die Fans zu überzeugen, was bei verdammt vielen auch gelang. Karl freute sich sichtlich seiner „spirituellen Heimat“ mit ` Onwards Into Battle`, `Surrounded By Death` `Total War` und so weiter einzuheizen, rief zur großen Verwunderung von Bassman Frank Healy „40 Years of old school death metal“ aus , grinste und tänzelte während des  Nicht nur sympathisch, sondern ziemlich geil und meist überraschend fix. Cool.

In der kleinen Halle luden dann CUMBEAST zum ersten Slam-Tanz auf, mit lyrischen Songtitel wie „Cocktopus“. Musikalisch eigentlich völlig belanglos, aber der Frontmann ist ein kleiner Komiker, was es doch unterhaltsam machte.

Dann wurde schließlich bei SUFFOCATION ordentlich Staub aufgewirbelt. Dabei war der Sound der Band eher der New als der Old School zuzuordnen. Wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass lediglich noch Gitarrist Terrance Hobbs von der alten Garde dabei ist.  Auch Optik und Sprüche vom Gutural Shouter Ricky Myers wie “This one’s about killing. And that’s what I like to do“ passen eher in die neuere klangliche

Suffocation

Ausrichtung, die aber trotz Komplexität einfach nur pure Gewalt verströmt. Was auch immer SUFFOCATION 2024 auch sind, mit Songs wie dem noch neuen `Perpetual Deception`, `Catatonia` und ` Infecting the Crypts` knüppeln sie im Junkyard alles nieder und selbst hinten am Bierstand lassen sich Banger ausmachen! Sogar der Gitarrist von Memoriam und Pete Sandoval Kopf schlichen sich auf die Bühne um dem Drummer von SUFFOCATION zuzuschauen.

Respekt!

Die dann spielenden HURAKAN mussten leider aus Erholungs- und Essengründen ausgelassen werden, zumal der Verpflegungs- bzw. Pommeswagen dorch arg überlastet war.

Polens finest Old School Death Metaller, VADER, waren für Teile des Publikums bereits der Headliner des Tages. Und wer kann es ihnen

Vader

verdenken, wenn Piotr „Peter“ Wiwczarek und seine Crew sich schonungslos derb durch ihre Bandhistorie ballern. Von den opening Songs `Go To Hell` und ` Triumph Of Death` bis zu den letzten Tracks `Wings` und `Shock & Awe` sind VADER voll auf Kurs und liefern einfach ab. Und ja, VADER gehörten mit zu den Tagessiegern.

Die Musik von GUTRECTOMY hingegen blieb zu keiner Sekunde hängen, eher was für den kleinen Slam-Pit zwischendurch. Aber wenn eine Kapelle einen kompletten Karton von Pool-Nudeln in die Menge schmeißt, hat das schon Stil und sorgt für Stimmung.

Zeit für TERRORIZER, den ersehnten Headliner des Abends. Von alten Tagen ist nur noch David Vincent und Pete Sandoval übrig geblieben. Den Gesang übernimmt Brian Werner, welcher schon für Vital Remains ins Mikro brüllte. Den Part des viel zu früh verstorbenen Gitarristen Jesse Pintado übernimmt der I AM MORBID Klampfer Richie Brown. Vom Outfit her könnte man glauben, dass David Vincent eher zum angeln geht, als auf eine Bühne. Auch vom Stageacting her ist das alles allerhöchstens als notwendige Pflicherfüllung anzusehen. Kann man drüber hinwegsehen, oder halt in die Tasche schmunzeln. Die Songs die runtergebrettert werden, stammen zum Größtenteil vom legendären Debutalbum „World Downfall“, aber auch von den beiden Nachfolgealben „Darker Days Ahead“ und „Hordes of Zombies“. Und mit `Hordes of Zombies` ging es dann auch schon zügig los.  Klassiker wie u.a. `Afterworld Obliteration`  oder `Strategic Warheads` folgten und wurden lautstark gefeiert.  Als dann der Überhit `Dead Shall Rise` ertönte, flippte die Meute regelrecht aus. Der Wettergott dachte sich gegen Ende des Sets, dass er die Meute dann wohl noch abkühlen muss. So kam nochmal ordentlich was von oben, aber das Publikum hielt tapfer bis zum Ende durch. Apropos Ende: Kaum war der letzte danebengegangene Ton verklungen, eilte die Band von der Bühne, keine Verabschiedung, nichts! Zudem muss erwähnt werden, dass die Band nicht gut eingespielt war und viele Fehler den Gig begleiteten. Aber egal jetzt, hat trotzdem Spaß gemacht.

Terrorizer

Zum Abschluß konnte man noch ein wenig Slam-Party in der Halle bei BRUTAL SPHINCTER machen. Ein Angebot von dem noch viele gebrauch machten,

Die zweite Ausgabe des Dortmund Deathfest hat jedenfalls an beiden Tagen sauviel Spaß gemacht und die dritte Edition ist ja bereits angekündigt. Nächstes Jahr auf alle Fälle wieder!

 

Text: Carsten Henkelmann, Holger Bals , Sven Bernhardt

Photo Credits: Sven Bernhardt