FLESHGOD APOCALYPSE – OPERA

FLESHGOD APOCALYPSE

Titel: OPERA

Label: Nuclear Blast

Spieldauer: 43:20 Minuten

VÖ: 23. August 2024

Die seit 2007 bestehende Band der italienischen Symphonic Death Metal-Meister FLESHGOD APOCALYPSE komt Ende August mit ihrem sechsten Album raus, das den Namen “Opera” trägt und über Nuclear Blast veröffentlicht wird. Die Platte soll eine musikalische Reise sein, die vom Bergsteigerunfall ihres Frontmanns Francesco Paoli im Jahr 2021 inspiriert wurde.

Francesco kommentiert:
Die besten Geschichten entstehen immer aus Schmerz, das ist eine bittere Wahrheit, aber unbestreitbar. Deshalb waren menschliche Kämpfe im Laufe der Geschichte schon immer eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für Künstler. Aber die eine Sache ist es, Kunst zu schaffen, die den Leiden anderer eine Stimme gibt, eine andere ist es, zu akzeptieren, der Welt seine Seele zu offenbaren und seine Schwächen und Gebrechlichkeiten zu offenbaren, während man versucht, sie in neue Ressourcen für die eigene Kreativität zu verwandeln. Es ist ein gefährliches Spiel, da wir nie wissen, was unser verdrehter Verstand mit uns auf Lager hat, aber es ist ein Spiel, das Sie spielen müssen, wenn Sie Ihre Kunst wirklich auf das höchste Niveau bringen und eine Spur hinterlassen möchten, die eine tiefere Bedeutung hat und nicht nur Unterhaltung für abgelenkte Menschen ist.

Nach meinem Sturz wachte ich in einem Krankenhaus auf, unterzog mich mehreren Operationen, bekam ständig schreckliche Nachrichten und verbrachte viele Monate damit, nicht zu wissen, ob ich jemals wieder ein Instrument spielen könnte. Ich fühlte mich verdammt. Angst, Schmerzmittel, Rollstühle waren die tägliche Nahrung für meine Frustration. Die Rückverfolgung dessen, was an diesem Tag passiert ist, sowie der Tage, Monate, Jahre danach, war eine so anstrengende und beängstigende Reise, bei der ich mich erneut meinen Dämonen stellen und mit Erinnerungen umgehen musste, von denen ich hoffte, ich hätte sie hinter mir gelassen.

Mit dem wunderbar orchestralen Intro ‘Ode to Art (De‘ Sepolcri)’ startet das sechste Album der italienischen Symphonic-Death-Metal Truppe um Francesco Paoli (Vocals, Bass), Veronica Bordacchini (Vocals), Francesco Ferrini (Piano), Fabio Bartoletti (Guitar) und Eugene Ryabchenko (Drums) standesgemäß atmosphärisch. Mit dem sehr schnellen, sehr druckvollen und bereits als Single ausgekoppelten ‘I Can Never Die’ geht es weiter, hier solltet ihr euch das Video reinziehen, lohnt sich definitiv. ‘Pendulum’ und ‘Bloodclock’ wurden der breiten Metalwelt auch schon vorab serviert. Besonders das atmosphärische Intro von ‘Bloodclock’ hat es mir angetan, führt es den Hörer zu einer martialischen Achterbahnfahrt, die fantastischen Death Metal bietet und eine Orchestrierung, wie sie im Genre ihresgleichen sucht. Bei diesem Song stimmt einfach so viel, Gänsehaut hoch 100! Achtung: Wer kein Blut sehen kann, der sollte sich das Video nicht ansehen. Jetzt ein bisschen durchatmen, das gelingt teilweise beim bedrohlichen ‘At War with My Soul’ und ist mit dem Start vom wilden ‘Morphine Waltz’ schon wieder vorbei, denn hier gibt es Raserei im “Opiatrausch”. Mit ‘Matricide 8.21’, ‘Per Aspera Ad Astra’ und ‘Till Death Do Us Part’ zeigen FLESHGOD APOCALYPSE wie orkanstark auf der einen und wie emotional sie auf der anderen Seite sind. “Opera” endet wie es begann, der einzige Unterschied liegt darin, dass der Titeltrack ‘Opera’ eine reine instrumentale Darbietung ist und der Applaus Francesco Ferrini gehört!

Ich habe FLESHGOD APOCALYPSE 2022 auf dem Summer Breeze getroffen, leider nicht live gesehen, und mich mit der sehr sympathischen Band ein wenig unterhalten können – das war “leider” auch das erste Mal, dass ich von den Italienern hörte. Nun veröffentlicht die Symphonic Death Metal Kapelle schon ihr sechstes Album und das ist eine absolute Granate. Leider steckt die Unfallgeschichte von Francesco als Inspiration im Album – oder darf man sagen, dass “Opera” gerade wegen diesen Erlebnissen ein dramaturgisch großartiges Werk ist, dass die rohe und wuchtige Urgewalt des Death Metal und die Epic wie auch die Verletzlichkeit der Symphonie so perfekt in Einklang bringt? Ich denke, er hätte auf den Unfall gerne verzichtet, ist aber stolz auf diese Platte! Gemischt und gemastert von Mastermind Jacob Hansen legen FLESHGOD APOCALYPSE mit “Opera” die Messlatte für ähnliche Bands sehr hoch, werden sich aber für künftige Veröffentlichungen an ihrer Referenz “Opera” messen lassen müssen. Doch das ist die Musik der Zukunft. Im Hier und Jetzt gratuliere ich den Italienern zu “Opera”, ihrem besten Studiodreher bis hierhin und ein Anwärter für die Top 10 des Jahres 2024, einzig ein bisschen länger hätte das Hörvergnügen dauern dürfen!

Tobi Stahl vergibt 9,5 von 10 Punkten