POWERWOLF
Titel: WAKE UP THE WICKED
Label: NAPALM RECORDS
Spieldauer: 36:31 Minuten
VÖ: 26. Juli 2024
Die deutschen Power Metaller legen ihren mittlerweile neunten Longplayer “Wake Up The Wicked“ vor. Für POWERWOLF geht es seit Jahren steil bergauf: mehrere #1 Chart-Platzierungen, zahlreiche Gold- und Platin Auszeichnungen, Headliner- und Premium-Slots auf den wichtigsten Rock- und Metal-Festivals wie u. a. Wacken, Hellfest und Graspop sowie regelmäßig ausverkaufte Arenashows beweisen eine der Spitzenpositionen in der internationalen Szene.
Neben dem einzigartigen Sound mit massenhaft Eingängigkeit und höchstem Wiedererkennungswert liegt dieser Erfolg vor allem im inhaltlichen Konzept, verfolgtem Image, und den packenden Live-Shows, ähm pardon: dem Zelebrieren der heiligen Heavy Metal Messen, begründet. Bei einem Unternehmen würde man wohl von einer erfolgreichen und konsequent umgesetzten Corporate Identity reden.
Auch musikalisch verfolgt die neue Scheibe wenig überraschend das bewährte Rezept mit auffälligen Chören, den charakteristischen Vocals von Attial Dorn und den allgegenwärtigen Orgelsounds Falk Maria Schlegels, aus denen die bandtypischen temporeichen, eingängigen Power Metal Hymnen entstehen.
Hier allen voran der grandiose Opener `Bless ‚em With the Blade´, der pulsierende Titeltrack sowie das pfeilschnelle `Joan Of Arc´. Mit `Sinners of the Seven Seas´ und `1589´ bekommen starke Tracks aufwändig gestaltete Videoclips spendiert, die dann millionenfach angeklickt zur Popularität des Wolfsrudels beitragen.
Letzteres Stück, in dem es um einen großen Werwolf-Prozess aus dem 16. Jahrhundert geht, ist ein gutes Stichwort, denn immer öfter und wie beispielsweise auch bereits bei `Beast Of Gevaudan´ vorexerziert, verarbeitet die Band historische Stoffe in ihren Songs. So auch für `Viva Vulgata´, das an eine im Mittelalter verbreitete lateinische Fassung der Bibel, die (Biblia) Vulgata, erinnert.
Doch daneben ist auch eine frivole Zote wie ‘Kyrie Klitorem’, das perfekte Gegenstück zu ‘Coleus Sanctus’, erlaubt. Und auch musikalisch kann man die ein oder andere Nuance ausmachen. Das großartige ‘Thunderpriest’ ist irre schnell und eingängig und eines der vielen Album-Highlights.
Und auch der düstere Mittelteil des folkig-flotten ‘Heretic Hunters’, der Kinderchor im packenden ‘We Don’t Wanna Be No Saints’ und der schwelgend-episch-hymnische Ausklang ‘Vargamor’ verleihen dem Album Abwechslung und eine eigene Identität um nicht gar von einer gewissen stilistischen Weiterentwicklung zu reden.
Der mit Spannung erwartete “Call Of The Wild“ (2021) Nachfolger und seine elf starken Tracks, von denen bestimmt einige die zukünftigen Live-Setliste bereichern werden, kommen insgesamt schneller auf den Punkt als sein Vorgänger. Es geht gradliniger und gleichzeitig lockerer zu Werke, bietet keine großen Überraschungen und doch kleinere Anpassungen, etwas weniger pompösen Bombast, dafür noch mehr Power, Dynamik und Eingängigkeit.
Frei nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ enthält der Longplayer viel Energie, die gewohnten Trademarks der erfolgsverwöhnten Truppe und kommt ohne Ballade aus. Die Saarländer ruhen sich nicht auf ihren Lorbeeren aus, verfeinern ihren Sound weiterhin und ziehen ihr Ding nach wie vor mehr als konsequent durch.
Michael Gaspar vergibt 8,5 von 10 Punkten