HARPAZO – THE CRUCIBLE

HARPAZO

Titel: THE CRUCIBLE

Label: ROCKSHOTS RECORDS

Spieldauer: 70:52 Minuten

VÖ: 28. Juni 2024

„The Crucible“ ist das ambitionierte Debütalbum von HARPAZO, einer “Supergroup” aus der Taufe gehoben und zusammengestellt von Gitarrist Marc Centanni sowie Produzent, Songwriter und Multi-Instrumentalist Gary Wehrkamp (Shadow Gallery, Ayreon).

Die progressive Metal/Rock Oper entführt den Hörer mit einem Mix aus Progressive und Power Metal, symphonischen und Folk/Celtic Elementen in eine dystopische Zukunft, welche den Hintergrund für komplexe und intensive Arrangements, epische Kompositionen und tiefgründige Lyrics bietet.

Das Konzeptalbum beschreibt eine Welt in Aufruhr geprägt von Revolution, dunklen Prophezeihungen und düsteren Absichten der Proganonisten und die Handlung findet in Rom, Jerusalem, New York und Washington DC statt.

Während Mastermind Wehrkamp Leadgitarre, Bass, Piano/Keyboard und Drums übernimmt, sorgt  ein legendäres All-Atar Lineup aus der Prog und christlichen Metalszene den Rest: DC Cooper (Royal Hunt), Mark Zonder (Fates Warning, Warlord), Les Carlsen (Bloodgood), Rey Parra (Deny the Fallen, Sacred Warrior), Christian Liljegren (Narnia), Michael Drive Lee (Barren Cross, Worldview), Niklas Kahl (Lord of the Lost, Flaming Row), Lee Lemperle (Outside the Wall), Bruno Sa (Operation Mindcrime), Enzo Donnarumma (Enzo and the Glory Ensemble) sowie Jennifer Eckhart (Jennifer K Eckhart & Stained Glass Road).

Die Handlung wird spannend, unterhaltsam und atmosphärisch mit verteilten Rollen, szenischen Elementen, Duetten sowie komplexen, facettenreichen Stücken und interessanten Texten mit oftmals religiösen Bezügen dargeboten.

Da liegt es in der Natur der Sache, dass nicht jeder Track einen für sich stehenden, eingängigen Song hergibt, der ohne weiteres ohne den Gesamtzusammenhang funktioniert. Und doch ist die Dichte an hervorragenden Stücken hoch.

So bleibt vor allem der melodische Ohrwurm `I Am God´ im Gedächtnis, bevor das an sich an 70er Hardrock erinnernde `Golden Crown´ mit einem Bohemian Rhapsody-artigen Mittelteil aufwartet, um dann auf ein progressive-symphonisches Finale zuzusteuern.

Unbedingt zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch der großartige, vielseitige Titelsong und das über zehnminütige, ´ enorm abwechslungsreiche und vielschichtige `Two Witnesses sowie das zweigeteilte Epos `Change of Heart´.

`Ultimatum´ ist ein weiterer Rocker mit jeder Menge Synthies/Hammondsounds und melodischen Vocals, bevor das kurze Instrumental `We Are Weak´ nach seinem Spieluhr-Intro automatisch Filmmusik-Assoziationen weckt und an Soundtracks á la Fluch der Karibik erinnert.

Verströmte bereits `Ultimatum´ die Aura eines Gebets, nimmt `Small Price to Pay´ und auch das abschließende `The Book of Life´ mit seinem einleitenden Orgelklängen, Chören und vielstimmigen Gesängen und Melodien diesen beinahe schon sakralen Aspekt wieder auf, so dass HARPAZO hier ein Stück weit wie eine Mixtur aus Ayreon, Avantasia und Neal Morse klingen.

Da das Ganze manches Mal auch eine leichte Musical-Schlagseite erhält, kommen dem Zuhörer zuallererst Jesus Christ Superstar oder Joseph in den Sinn, welche in meinen Augen eine ähnliche Atmosphäre verbreiten und eine ähnlich leichtfüßige musikalische Ausrichtung besitzen.

Denn schwer oder allzu fordernd sind die Kompositionen nicht, sondern abwechslungsreich, unterhaltsam und vielschichtig. “The Crucible“ ist ein fesselndes Erlebnis über die kompletten gut siebzig Minuten sowie intensives Zuhören und mehrere Durchläufe wert, die mit immer neuen Entdeckungen belohnt werden und weitere Details offenbaren.

Michael Gaspar vergibt 8 von 10 Punkten