WRITTEN BY WOLVES – THE LIGHTHOUSE

WRITTEN BY WOLVES

Titel: THE LIGHTHOUSE

Label: EIGENPRESSUNG

Spieldauer: 45:50 Minuten

VÖ: 26. Juli 2024

Aus Neuseeland kommen nicht nur grandiose Filme, nein, auch coole neue Bands stammen von der Insel wie zum Beispiel WRITTEN BY WOLVES, die als der heißeste Export seit den Kiwis gelten. WRTTEN BY WOLVES sind Michael Murphy (Vocals), Davie Wong (Guitar), Karl Woodmans (Drums) und Oli Lyons (Percussion). 2019 kam “Secrets” als Debütalbum raus und 2021 die EP “The Collab Project”, mit der sie auch eine “Initiative zur Förderung psychischer Gesundheit gründeten, die darauf abzielt, Fans, Freunden und Anhängern der Szene eine Plattform zu bieten, um über ihre mentale Gesundheit zu sprechen und sie daran zu erinnern, dass sie, egal was sie gerade durchmachen, nicht allein sein müssen”, was ich eine richtig großartige Sache finde, denn die mentale Gesundheit gerät immer öfter in Gefahr. Aus der neuen Platte “The Lighthouse” wurden mit ‘Give ‘Em Hell’, ‘Misery’ und ‘Take Me Home’ bereits drei Singles veröffentlicht und eine Tour durch Europa und Großbritannien wird im November stattfinden. Hören wir also rein in “The Lighthouse” und den Neuseeland-Export, der schon einige Anhänger hat.

‘Adrift’ ist ein kurzes Intro, das dem ersten “richtigen” Song ‘Give ‘Em Hell’ vorsteht, der die zweite Platte der jungen Band knackig eröffnet. Der Ansatz von WRITTEN BY WOLVES ist ein sehr moderner und alternativer, so werden WBW auch als progressiver Rock-Act aus Neuseeland beschrieben, was natürlich jede Menge Spielraum für die musikalische Ausrichtung der Truppe lässt. ‘Misery’ ist dem ersten Song ähnlich und wurde ebenfalls als Single vorab veröffentlicht. Poppig startet ‘Burn’ nach dem acht Sekunden Vorspiel ‘Dark Places’ und verlässt den Pop Rock Pfad auch nicht wirklich, da ändern auch die Gitarren zum Songfinale nichts dran. Weiter geht’s mit ‘Please, Just Breathe’, das schon ganz gut klingt, mich aber nicht richtig abholen kann. Das gilt auch für ‘Write The Ending’ mit seinen elektronischen Parts und den Melodien ohne Ecken und Kanten. Ich kann mir natürlich vorstellen, dass die Zielgruppe bei Konzerten auf diesen Song absolut abfahren wird – wie Mosher bei HEAVEN SHALL BURN oder Headbanger bei AMON AMARTH auch – aber den klassischen Metalhead wird das eher nicht berühren. ‘A Light In The Darkness’ ist mit 54 Sekunden dem Track ‘Goddess’ vorgestellt. ‘Goddess’ wurde bereits 2023 im November veröffentlicht und kommt bei Youtube auf bisher 1.617.057 Aufrufe (17. Juni 2024), was eine sehr respektable Zahl ist. Der Song hat eine ansprechende Grundstimmung und auch starke Rockparts. Was ich bemerkenswert finde, sind die vielen Kommentare von Fans unterschiedlicher Gruppen, die sich angesprochen und abgeholt fühlen – das muss man so erstmal hinbekommen, finde ich super. ‘The Lighthouse’ ist ein sanfter Song und schon der Titel verrät einiges über die emotionale Nummer, die in vielerlei Hinsicht ein “Lighthouse” sein kann. ‘Take Me Home’ ist eine weitere sehr berührende Nummer, die ebenfalls ruhiger gelagert ist und lyrisch unter die Haut geht. ‘Memory’ beinhaltet wieder einige sehr “rockferne” Passagen und ‘Altar’ schließt “The Lighthouse” ab und das mit etwas mehr Power als in den vorherigen Tracks.

In der Beschreibung des Albums ist zu lesen, dass “The Lighthouse” ein Konzeptalbum ist, das dort weitermacht, wo “Secrets” 2019 aufhörte. In “Secrets” ging es um die Gedanken und Gefühle, über die wir nicht gerne sprechen, und um die Auswirkungen, die das auf unsere psychische Gesundheit hat. “The Lighthouse” ist ebenfalls ein Konzeptalbum, in dem es darum geht, was dich aus dunklen Orten herauszieht, an denen sich deine Psyche befindet. Es geht um das Konzept von Zuhause – nicht unbedingt ein physischer Ort, sondern der Ort, an dem du dich wohl fühlst, an dem du dich geborgen fühlst. In “The Lighthouse” geht es darum, die Dinge zu finden, die dich in deinen dunkelsten Momenten zu diesem Konzept von Zuhause zurückführen.

Als erstes sei gesagt, dass man schon bereit sein muss über den musikalischen Tellerrand des typischen Hardrock oder Metal hinauszuschauen, denn mit diesen Genres haben WRITTEN BY WOLVES wenig zu tun, das war schon 2019 so. Michael Murphy singt fast ausschließlich Clear Vocals und kommt manchmal etwas harscher mit Screams daher. Der Sound der Truppe setzt sich aus Rock, Pop, Elektro und Synthie-Elementen zusammen – sicher habe ich einige moderne Genres vergessen, aber das ist so das Klangbild, das ich wahrnehme. Natürlich verbinden WRITTEN BY WOLVES diese Genres sehr gut und auch das Konzept der Förderung der psychischen Gesundheit finde ich klasse, viele Songs gefallen mir lyrisch gut, die Soundkleider in denen die Lieder stecken, die so gar nicht nach hartem Stahl oder knackigem Rock klingen, sprechen mich jedoch selten an. ABER: die Zielgruppe der Neuseeländer trägt sicherlich keine Kutten oder Lederjacken und gröhlt Slaaaaaayyyyeeeeer. So wird “The Lighthouse” eben jenen Fans gefallen, die schon die erste Scheibe mochten und die generell auf diesen Genre Mix aus Rock, Pop, Dancefloor Beats und Electro stehen. Vielleicht streamt ihr ja trotzdem rein, denn schlecht ist “The Lighthouse” wirklich nicht, es klingt für den klassischen Wacken-Gänger nur anders.

Tobi Stahl vergibt 6,5 von 10 Punkten