GOLGOTHA
Titel: SPREADING THE WINGS OF HOPE
Label: ARDUA MUSIC
Spieldauer: 46:07 Minuten
VĂ: 14. Juni 2024
Die auf Mallorca beheimateten Melodic-Doom-Deather GOLGOTHA wurden tatsĂ€chlich bereits 1992 gegrĂŒndet, waren zwischenzeitlich immer wieder mal einige Jahre aufgelöst, veröffentlichen mit ihrem sechsten Longplayer „Spreading The Wings Of Hope“ aber immerhin schon das dritte Album seit 2019 bzw. ihrer letzten Reunion.
Und diese Reunion und vor allem die neue Scheibe machen trotz bzw. wegen aller DĂŒsternis und Schwere so richtig „SpaĂ“. Wer auf Bands wie alte Paradise Lost, Anathema, Amorphis und The Gathering oder auch neuere Sachen wie Novembers Doom oder Swallow The Sun steht, sollte unbedingt mal reinhören.
Golgotha
Asche ĂŒber mein Haupt. Obwohl ich oben genannte Bands seit Anfang der 90er ziemlich abfeiere, waren GOLGOTHA damals bis heute komplett an mir vorbeigegangen. Dabei wecken die beiden ersten Alben „Melancholy“ (’95) und „Elemental Changes“ (’98) beim retrospektiven Kennenlernen selbst ĂŒber 25 Jahre spĂ€ter nostalgisch-kultige Erinnerungen an alte Anathema, Paradise Lost, Tiamat, Therion oder Moonspell.
Nach einem kurzen zwischenzeitlichen Lebenszeichen „New Life“ (2005) hat BandgrĂŒnder und Gitarrist Vicente J. Paya GOLGOTHA rund zehn Jahre spĂ€ter und komplett neuer Besetzung offenbar dauerhaft reaktiviert. Und herausgekommen sind bisher zwei starke Alben, die musikalisch wie eine Mischung aus Paradise Lost („Erasing The Past“, 2018), Amorphis und The Gathering („Mors Diligentis“, 2022) rĂŒberkommen.
FĂŒr einen grandiosen „Gathering-Spirit“ sorgt seit „Mors Diligentis“ vor allem die tolle SĂ€ngerin MarĂa J. LladĂł, die sich ihre melodischen Vocals diesmal mit Bassist Andrew Spinosa teilt. Dieser hat seine Growl-QualitĂ€ten bereits bei den Death Metallern Unbounded Terror unter Beweis gestellt, in der Vicente Paya ĂŒbrigens auch schon seit Anfang der 90er die sechs Saiten zupft.
FĂŒr noch etwas mehr Heaviness hat sich Paya auf „Spreading The Wings Of Hope“ zusĂ€tzlich mit Gitarrist Don Garcia verstĂ€rkt, mit dem er seit einigen Jahren auch bei den kultigen Kauzmetallern Sons Of Cult zusammen spielt. Gibt es auf Mallorca ĂŒberhaupt eine Metalband, bei der Vicente Paya seine Flitzefinger nicht irgendwie im Spiel hat??? đ
Spreading The Wings Of Hope
Insgesamt kann „Spreading The Wings Of Hope“ den schon tollen VorgĂ€nger „Mors Diligentis“ noch einmal knapp toppen. Mitreissende Anspieltipps hierfĂŒr sind die bereits vorab veröffentlichten Songs ‚Gilded Cage‚ und ‚Human Vultures‚, die den Stil und Spirit des Albums bereits perfekt auf den Punkt bringen.
WĂ€hrend der Opener ‚For Every Tear‘ noch mit einem gewissen Paradise-Lost-Rhythmus daherkommt, bilden ‚A Solitary Soul‘, das harte ‚Hear Their Cries‘, ‚Closed Heart‘, der mĂ€chtige Titelsong ‚Spreading The Wings Of Hope‘ und der getragene Closer ‚Hope As Guide‘ eine perfekte Symbiose aus alten The Gathering und Amorphis.
Klar: MarĂa J. LladĂł kommt trotz grandioser und stilistisch durchaus vergleichbarer Gesangsleistung nicht (ganz) an die Magie von Gathering-Götterkehlchen Anneke von Giersbergen ran. Und auch die schier ĂŒbermenschliche Hitdichte frĂŒherer Amorphis oder Paradise Lost erreicht die Band auf diesem Album erwartungsgemÀà nicht.
Andererseits zelebrieren GOLGOTHA den Sound und den (alten) Spirit genannter Bands auf einem Niveau, wie es diese selbst in den letzten Jahren qualitativ bestenfalls nur noch teilweise (und 99,9% anderer Acts ĂŒberhaupt nicht) hinbekommen. Und das, ohne jemals altbacken oder wie billige Abkupferei zu klingen. Hut ab und Daumen hoch.
Joe Nollek vergibt 8 von 10 Punkten