PAULA TELES – DESENCANTO

PAULA TELES

Titel: DESENCANTO

Label: Independent

Spieldauer: 32:16 Minuten

Jedes Land, jede Region hat eine eigene Musiktradition. Während in Bayern (nicht nur) geschuhplattelt wird, tanzt man in Andalusien Flamenco. Portugal hat den Fado. Diese besonders melancholisch-traurige Liedkunst ist sogar spürbar in den „Lost in Fuseta“-Krimis von Gil Ribeiro. Das übrigens ist das Pseudonym eines deutschen Autoren, dem es aber hervorragend gelingt, von Land und Leuten zu erzählen.

Doch ehe ich mich verliere (Lost im falschen Thema), hier will ich PAULA TELES vorstellen. Die portugiesische Sängerin mit einem wirklich kraftvollen Sopran, zur Beruhigung, den lebt sie nicht immer aus, kennt man vielleicht von Lilith’s Revenge oder Waterland. Ich begegne ihr hier allerdings zum ersten Mal. Und Paula hat in ihrem Blut neben Metal auch eine dicke Portion Fado.

Ohne dem wäre „Desencanto“ ein Album von vielen. Eines, dass man in der Nachfolge von Nightwish einsortieren müsste und damit eines von vielen wäre. Ja, natürlich gibt es die typischen Elemente. Modern klingende Gitarren, ein paar sparsam eingesetzte Orchestrierungen, das sind Grundzutaten. Der erste Unterschied ist, dass Paula es schafft, die höchsten Töne doch eher sparsam zu nutzen, und nicht ständig die Opernchateuse vor sich herzutragen. Der zweite, noch wichtigere Punkt ist aber, jeder der leider nur sieben Songs lebt von der typischen Stimmung des Fado. Trauer und Melancholie ziehen sich durch jeden Song. Dabei aber wird sie nie trostlos. Immer spürt man auch die Kraft. Aufstehen, Krone richten, weitermachen. Wer aufgibt, hat schon verloren. Um das zu verstehen, muss man nur hinhören. Muss nur fühlen. Dafür braucht man noch nicht einmal Kenntnisse der Sprache, nur offene Ohren und ein Herz.

Einen Song hervorzuheben wäre fast unschicklich, jeder hat seine Stärken. Dennoch will ich nicht unerwähnt lassen, dass auf ´Jogo Del Silencio´ mit Bjorn Strid ein prominenter Gast zu hören ist, der diesem dramatischen Stück eine zusätzliche Farbe verleiht.

Mario Wolski vergibt 8 von 10 Punkten