MORGUL BLADE
Titel: HEAVY METAL WRAITHS
Label: No Remorse
Spieldauer: 35:45 Minuten
VÖ: 26. April 2024
Wenn der Gesang nicht wäre…
Damit steht eigentlich ein Teil meines Fazits ganz oben. Die Band aus Philadelphia, die sich nach einer Waffe benannt hat aus „Herr der Ringe“, kommt mit ihrem zweiten Album um die Ecke. Oder besser über den Teich. Den Namen fand ich spannend, die Neugier packte mich, also her damit.
Heavy Metal mit Ausritten in die Epik, einer Prise Doom, das bekommt der Hörer, darin ein wenig Schwärze und ein leiser Geruch von Verwesung. Das passt für mich. Eigentlich. Wenn der Gesang nicht wäre.
Dabei fängt alles so gut an. Der Opener ´Eagle Strike´ glänzt mit tollen Leads, treibt schön nach vorne. Selbst das „Ugh“ macht was her. Doch dann setzt die Stimme von Klauf ein. Böses, gutturales Grunzen, dabei würde mir hier klarer Gesang weit besser reingehen. Dann ab und zu als Kontrast ein paar Grunts, das würde mich eher glücklich machen.
Wie gesagt, musikalisch ist das Dingen wirklich Kandidat für die Champions League. Vergleiche könnte man ganz viele ziehen. Ich denke immer an Mercyful Fate. Ja, auch dort polarisiert die Stimme, dort aber bin ich auf der Seite Pro. Aber das was manchen dort zu weit in die Höhen geht, ist mir hier zu weit im Keller. Im Wahlfalle zwischen Sirene und Ork, ich würde die Sirene wählen.
Die würde auch eher zu einem nautischen Thema passen, im stampfenden ´Beneath The Black Sails´ zum Beispiel. Dort hört man im Hintergrund denn auch mal einen klare Stimme. Der Titelsong treibt flott voran. Dabei gibt es wunderbare kleine Leads. Die übernehmen auch die Melodik, die hier fast ohrwurmhaft erscheint. Die gnadenlose ´Frostwyrm Cavalry´ reitet ihre Attacke auf Blastbeats und schwarzen Gitarren. Die Opfer dieses Angriffs kommen im traurigen ´Widow’s Lament´ zu Wort. Hier stimmt alles, auch der leicht keltische Unterton. Aus diesem Zwischenspiel hätte man auch gern einen ganzen Song machen dürfen.
In diesem Stile geht es weiter, ohne nennenswerte Stilbrüche, bis hin zum letzten Song ´Neither Cross Nor Crown´. Hier kommt noch einmal, in aller Epik, alles Gute zusammen. Und MORGUL BLADE zeigen, dass auch Intros und Zwischenspiele keine Langweiler und unnötiger Ballast sein müssen. Denn ihre sind voller Atmosphäre und passen sich wunderbar ins Album ein. Die Wucht und Energie, die man hier erleben darf, die hätte ich mir auf der neuen Warlord gewünscht.
Wenn da nicht der Gesang wäre. Aber, natürlich hat jede Band die Freiheit, ihre Musik nach eigenem Gusto zu gestalten. Wer bin ich darüber zu urteilen. Nur weil ich etwas nicht mag, muss es nicht gleich schlecht sein. Es mag auch nicht jeder Spargel, nur weil ich ihn liebe. Also kneife ich meine Augen bei der Punktevergabe ein wenig zu, um nicht ungerecht zu werden.
Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten