THALIA
Titel: THE RIVER OF BOOKS
Label: ROCKSHOTS RECORDS
Spieldauer: 52:00 Minuten
VÖ: 26. April 2024
Als Buchliebhaber staunt man nicht schlecht, wenn man bei den Promos eine Band findet die sich THALIA nennt und das am 26. April 2024 erscheinende Album „The River Of Books“ heißt. Man schmunzelt und denkt sich: „Was mag das denn sein? Hat die große Buchhandlung nun einen eigenen Sampler rausgebracht?“ und sucht ein wenig im Internet. Oft höre ich mir unbekannte Bands erst ein paarmal auf irgendwelchen Plattformen an um einen Eindruck zu gewinnen. Bei THALIA war mir nach der ersten Minute klar, dass ich davon mehr hören möchte. Ich war etwas überrascht, dass dies erst das zweite Album des französischen Quartetts ist, denn immerhin fand die Bandgründung bereits im Jahre 1985 statt. Na gut, da war ich fünf Jahre alt. Es sei mir meine Unwissenheit also verziehen. Fall es jemandem ähnlich geht: Nach Auflösung fand man kurz in anderer Besetzung zusammen um dann wieder festzustellen, dass man doch noch nicht bereit ist und hat einfach nochmal ein paar Jahr(zehnt)e gewartet. Aktuell bestehen THALIA aus Fabrice “Emmanuelson” Cassaro (Vocals), Thierry Bizet (Guitars, Backing Vocals), Stephane Beraud (Bass) und Christophe Denk (Drums, Backing Vocals).
Das Ergebnis der Warterei lohnt sich. THALIA beschreiben Ihre Einflüsse mit Bands wie Rush, King`s X, Dream Theater, Living Colour, The Police oder auch Muse. Auch Freunde von Fates Warning dürften mit dem Album ihre Freude haben. Alles in allem erwartet einen ein 52 minütiges und 12 Titel starkes melodisches Metal Album mit progressiven Einschlägen, ohne dabei zu vertrackt sondern eher eingänglicher Art zu sein. Auch vor Songs in Überlänge braucht man sich nicht zu fürchten. (Wobei ich die ja gerne mag.) Der kürzeste Track hat 1:26 Minute, der längste 5:49 Minuten. Wir reden hier also wirklich nicht über zu verkopfte Musik. Unnötige Wiederholungen spart man sich. Dennoch ist hier sauber alles aufeinander abgestimmt, vor allem was die Gesangsparts angeht. Zum einen die einzigartige und Raum einnehmende Stimme von Cassaro zum anderen der gut darauf aufbauende Background Gesang, der das Ganze sehr – Achtung Wortwitz- stimmig ergänzt. Auch die schönen Gitarreneinlagen wechseln sich gut mit der Rhythmusgruppe ab und ergeben zusammen ein fließendes, ausgereiftes und emotionales Ganzes, das gut für einen entspannten Abend auf der Couch bei Kerzenschein dient. Inhaltlich befasst sich „The River of Books“ mit der Umwelt, dem Wahnsinn und der Magie des Lebens sowie mit der Menschheit, die alles um sich herum zerstört. Dafür, dass die Lieder alle zwischen den Jahren 2000 und 2013 geschrieben wurden zeigt sich hier (leider) eine gleichbleibende Aktualität. Oder wie Shakespeare schon schrieb: „Das Leben ist eine Geschichte, erzählt von Idioten.“
Dazu passt hervorragend das Artwork von Stan W. Decker, dass den Fährmann im Sonnenuntergang auf einem Fluss der Bücher, oder der immer wiederkehrenden Geschichten, zeigt. Mix und Mastering übernahm ebenso wie die Aufnahmen Nicolas Lhenry in den Underhouse Studios; die Gesangsparts wurden separat von Steven Roizer & Chris in den KNT Studios aufgenommen.
Was bleibt? Nach mehrmaligem hören gelingt es mir die Songs voneinander zu trennen. Das Album fließt ohne große Mühen dahin, sodass eine Hervorhebung eines einzelnen Titels auf Anhieb nur bei `AtmoSign` möglich ist und der sich erhofft wiederholende WOW-Effekt vom ersten reinhören bei mir ausbleibt. Trotzdem ist dieses Album eine eigene musikalische Welt, die voller Persönlichkeit und Emotionen steckt und das ich gerne und in Ruhe gehört habe. Ein herzliches „Chapeau“ nach Frankreich!
Judith Kroll vergibt 8,5 von 10 Punkten