ACERO LETAL
Titel: LEGIONES
Label: Witches Brew Records
Spieldauer: 25:34 Minuten
VÖ: 10. März 2024
In den letzten Jahren stolpere ich immer wieder über Metal Bands aus Lateinamerika. Argentinien, Brasilien, Peru, Mexiko, kein Land ist zu exotisch oder zu klein. Aktuell freue ich mich auch auf das dritte Album der Ecuadorianer Kill City. Bis dahin kann ich mich mit dieser Band aus Chile vergnügen.
Bei denen scheint auch die Zeit stehengeblieben zu sein. Deren erstes größeres Werk hat bei einem deutschen Label Zuflucht gefunden. Neben der CD bekommt die Truppe eine 10″ Picture Disc spendiert. Das reicht auch völlig aus, um mich zu überfahren. „Legiones“ erinnert mich an Zeiten, als für mich Heavy Metal noch neu war. Genau so überfahren durfte ich mich damals auch fühlen, als ich so nach und nach die metallischen Welten entdecken durfte.
Die Bestien des Südens starten mit einem flotten ´Bestias Del Sur´. Das klingt rau und unbekümmert, ist bezaubernd schmutzig produziert und sorgt für ein angenehmes Bedürfnis, loszuziehen und mit den Kumpels abzuhängen und genau diesen „Lärm“ zu zelebrieren. So, wie wir damals mit Kassettenrecorder los sind und das Freibad mit Maiden und Priest beschallt haben. Heute bin ich Ü50. Trotzdem erfreut mich dieser jugendliche Elan. Oder genau darum, weil ich mich wieder jung fühlen darf?
´Lucharemos A Muerte´ beginnt mit einem Akustik-Part, wie man es von frühen Metallica auch kennt. Und dann kommt genau auch der Schlenker Richtung früher Speed/Thrash. Der Titelsong erinnert ein wenig an Running Wild. Dabei sorgen aber die spanischen Lyrics für eine gewisse Exklusivität und Eigenständigkeit. Genau so plötzlich, wie der Song über die Ebene jagt, ist er dann auch nach drei kurzweiligen Minuten vorbei.
Das instrumentale ´Tiempos Cruciales´ fährt dann völlig neben der Spur, könnte nämlich genau so auch auf einem Album von Jean-Michel Jarre oder Vangelis stehen. Das ist originell und mutig. Mit treibenden Gitarren und lautmalerischen Rufen fegt danach ´El Trueno Cruza Sudamérica´, der Donner über Südamerika. Ist es ein Wettersturm, ist es eine durchgegangene Herde? Donnert ein Gott oder doch nur die Hufe von Tieren? Egal, ACERO LETAL lassen es mächtig donnern. Ebenso donnert es im Kampf mit dem Gegner in ´Opositor´. Mit ´Acantilados De Quirilluca´ findet sich noch ein kurzes Zwischenspiel, das für Atmosphäre sorgen soll. Dafür versuchen die Chilenen mit einem Todesstrahl, auch den letzten Hörer zu überzeugen. `Rayo Mortal´ kommt auch noch mal schmutzig, der Chorus eignet absolut zum mitbrüllen.
Also, Fans von Exotenbands, also Fans von 8oer-Wahnsinn, die Musik von ACERO LETAL ist sicher nicht neu. Aber verdammt frisch. Aus dem Bauch. In die Fresse. Und eine 10″ gibt es auch nicht alle Tage. Die Hauptsache jedoch ist der stimmige Inhalt.
Mario Wolski vergibt 8 von 10 Punkten