PALLBEARER
Titel: FORGOTTEN DAYS
Label: NUCLEAR BLAST / WARNER
Spieldauer: 53:02 Minuten
Mit dem Vorgänger „Heartless“ war PALLBEARER 2017 ein superber Brückenschlag zwischen traditionellem Doom und dezenten Psychedelic- bzw. streckenweise gar Alterna-Einflüssen gelungen. Mit dem Titeltrack feuert man auf „Forgotten Days“ gleich eine mächtig tiefergelegte Salve für all jene ab, die ihren Doom zwar ultraschwer, gleichzeitig aber mit fließenden Gesangslinien gewürzt mögen. Verträumt intoniert Brett Campbell die seinen Lyrics innewohnenden melancholischen Sehnsuchtsfetzen über diesmal beinahe durchgängig schwerfällig rollende Riffs. Der Zwölfminüter „Silver Wings“ taucht dabei gar in Warning-Untiefen ab.
Irgendwie vermisst man nach einiger Zeit jedoch die „Heartless“ speziell machenden auflockernden Elemente – die holprigen Riffs von „The Quicksand Of Existing“ kann ich mir zudem auch nach zehn Durchläufen nicht schön hören. Der Schritt zurück zu den Wurzeln des Bandsounds (der auch dem lyrischen Konzept der Auseinandersetzung mit familiären Konflikten geschuldet sein mag) krankt an der einen oder anderen Stelle schlicht an einem Mangel an echter Inspiration, etwa im nicht ganz zu Ende gedacht wirkenden „Stasis“.
„Forgotten Days“ ist ein schier erschlagendes Stück Musik geworden, es erdrückt mit raumgreifendem Sound und lyrischer Schwere. Nach dem leichtfüßiger und luftiger arrangierten „Caledonia“ bleibt der Eindruck, dass die Band aus Arkansas dieses Mal ihr Potenzial nicht ganz hat ausschöpfen können und sich in Zukunft wieder mehr dem Songwriting als psychologischen Konzepten widmen sollte. Angesichts der grundsoliden Handwerkskunst PALLBEARERs und solcher Höhepunkte wie „Riverbed“ ist aus „Forgotten Days“ dennoch ein gutes Album geworden.
Patrick Müller vergibt 7,5 von 10 Punkten