VIOLETTE SOUNDS – INFINITY

VIOLETTE SOUNDS

Titel: INFINITY

Label: Luckybob Records

Spieldauer: 59:31 Minuten

VÖ: 26. April 2024

Hier findet die Musik genau wieder den richtigen Hörer. Eher zufällig, als letzte CD vom Stapel der Promos, habe ich mich ihrer erbarmt. So einsam soll sie nicht liegenbleiben. Ohne zu wissen, was mich erwartet. Da verrät auch das Cover nichts. Kein Bandname, nur die auf der Seite liegende „8“ und der Albumtitel. Das hätte auch schief gehen können.

Ist es aber nicht. Ich habe da, wirklich zufällig, ein kleines Schätzchen abgeerntet.

Der Schlagzeuger Karl Henneberg hat seine Band VIOLETTE SOUNDS über die Jahre von einem Soloprojekt zu einer echten Band entwickelt. 2012 erschien ein erstes Album „Feelin‘ Inside“. 2018 folgte „Wild And Blue“. Beide Scheiben instrumental unterwegs und irgendwo im Jazz/Prog/Psychedelic Rock zuhause. Dann hat man einen Sänger gesucht. Und gefunden.

Mit Loten Namling hat man sich verstärkt mit einem Exil-TIbeter, Aktionskünstler und Freiheitskämpfer, der aus der Weltmusik stammt aber auch Rock und Metal zu seinen Vorlieben zählt. Der sogenannte Tibetan Warrior hat wohl auch schon mit Sepultura auf der Bühne gestanden. Namling bringt sich hier aber nicht nur als Sänger ein. Er bringt auch tibetische Songtexte und Inhalte mit.

Dadurch ist vielleicht nicht wirklich Neues entstanden. Aber Spannendes. Hört man den Opener ´Panchen Lama´, fällt der tibetische Gesang auf mitsamt recht exotischen Tonfolgen. Auch eine Art Jodeln gehört dazu. Darunter liegt eine echte Rocknummer mit einer fetten, Deep Purple entlehnten Orgel. Der Kontrast ist erst etwas ungewohnt, je tiefer man sich aber in diese Welt einhört, desto besser passen alle diese Steinchen aufeinander.

Auch spirituelle Fragen des Buddhismus werden aufgeworfen. ´Who Are You?´, wer bin ich? Haben wir unseren Willen oder werden wir von einem „Oben“ geleitet? Jeder mag von Religion halten was er will, dennoch, bewegen uns nicht alle manchmal solche Fragen nach dem Sinn unserer Existenz? Bin ich einfach nur da? Oder lebe ich für etwas? Was suche ich, was will ich? „Looking for a smile with trouble in our hearts“. Und die traurig weinende Geige, die ich sehr angenehm empfinde, verstärkt die Gedanken und Gefühle. Der Titelsong ist nicht weniger als vertonte Lyrik. ´Bodhisattva Heroes´ besingt die Freiheitskämpfer Tibets. Vor allem geht es um 160 Mönche, die sich aus Protest gegen die Unfreiheit ihres Landes in Brand steckten.

Man sollte nicht immer nur auf die großen Namen schauen. Erst recht nicht sollte man unscheinbar aussehende Alben ignorieren. Manchmal muss man einfach neugierig sein. Solange man das ist, entdeckt man vielleicht solche Perlen. Und VIOLETTE SOUNDS darf man auch live entdecken. Nachdem sie zuletzt schon eine Tour mit Guru Guru hinter sich gebracht haben, stehen im April 24 Termine mit Nazareth im Kalender und am 26. Mai ein Date zusammen mit den Niederländern Focus in Aachen. Ich denke, das ist ein lohnendes Unterfangen.

Fun fact am Ende: wusstet Ihr schon, der einzige Geburtstag, der in Tibet wirklich zelebriert wird, ist der fünfte. Warum? Das erzählt der ´Birthday Song´.

Mario Wolski vergibt 9,5 von 10 Punkten