WITT – `Der Fels in der Brandung` Tour, Oberhausen
WITT – JANOSCH MOLDAU
08. März. 2024
Oberhausen, Resonanzwerk
Joachim WITT auf seiner letzten Clubtour, das kann man sich eigentlich nicht entgehen lassen, denn der mittlerweile 75jährige ist viel mehr als nur der Goldene Reiter der 80er Jahre oder die Kultfigur der schwarzen Szene. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass eine breite Mischung aus „Normalos“, Gothics und auch Metalheads das Resonanzwerk bevölkerten und gemeinsam feierten.
JANOSCH MOLDAU
Vor den Auftritt von WITT hatten die Veranstalter JANOSCH MOLDAU gesetzt, den zumindest einige aus der schwarzen Fraktion kannten, denn er und seine Synthie-Popartige Musik hatte er schon im Vorprogramm von Nitzer Ebb, Project Pitchfork oder bei der Combichrist & Megaherz Tour vorgestellt. Den Allermeisten in der Halle sagte das aber nichts. Und die 30minütige ein-Mann Performance bestehend aus Keyboard, Gesang und nicht wirklich wahrnehmbarer Gitarre wurde zumindest mit Wohlwollen aufgenommen.
WITT
Der Hauptact, ist da naturgemäß mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung und einer Unzahl von bekannten Tracks ein ganz anderes Kaliber. Energiegeladen startet er seine Show mit `Propaganda`und `Weg ins Licht`vom neuen Album und dem ersten „dunklen“ Highlight `Es regnet in Mir`(Neumond), bei dem zum ersten mal verdammt viele Hände durchgehend mitklatschen.
Die noch immer charismatische Hauptfigur liefert im Folgenden eine typische WITT Show und auch wieder nicht. Klar, natürlich spielt er mit seinem fortgeschrittenem Alter aber er gibt nicht, wie noch zuletzt, den grantelnden Greis, sondern macht sich des Öfteren über sich selbst lustig. Egal ob er nun, dass er seine neue „Mähne“ lobpreist, zwischendurch anmerkt, dass „noch gar nicht aufs Klo muss … komisch“ oder auch „Im Alter Geilheit in ganz anderen Bereichen“ konstatiert. Das Publikum lacht definitiv mit ihm und nicht über ihn. Anders lässt sich der immer wieder aufbrandende anlasslose Jubel oder „Du Bist der Beste“ Rufe nicht deuten. Joachim WITT ist schlicht nett, auf seine besondere Weise. Da passt es ins Bild, dass er mitten in der Show die Kennzeichen von Falschparkern durchgibt, natürlich nicht ohne zu sagen. „Macht ruhig wir warten alle auf euch“.
Musik gibt es natürlich auch. Und die weist die gewohnte Mischung aus angedunkelter Härte – ja richtig gehört ,denn immerhin stehen hier gestandene Musiker von Die Krupps und Diary Of Dreams auf der Bühne – und der WITT-typischen Melodik auf, die auch vor schlageresken Melodien nicht zurückschreckt. Dass die Stimme an diesem Abend etwas mehr Rauheit aufwies, passte da nur umso mehr. Die Halle feiert komplett, inklusive einer offenbar fröhlich tanzenden Technikcrew, die hinter den Mischepulten ihren offensichtlichen Spaß hat. Sei es nun bei dem poetischen Track `Träume im Gegenwind`, der mit Eisbrecher Sänger Alex Wesselsky aufgenommenen Nummer `Signale` („ja aber sicher Alex , Männer machen doch nimmer was zusammen“) oder bei der enorm erfolgreiche Single mit Nino De Angelo `Ich hab dich nie vergessen`.
„Onkel Joachim“ weiß, was er tut und dass er sich mal zwischendurch hinsetzt, oder auch mal jammert, dass ihm seine Band ihm nicht hilft („sagt mir doch mal, dass ich das Bein wieder runter nehmen muss“) stört niemanden, nein im Gegenteil, das Publikum frisst ihm aus der Hand und feiert ihn einfach.
Als WITT dann schließlich den besoffenen Psychopaten mimt und die ersten Zeilen von `Goldener Reiter`aufheulen lässt, gibt es wohl keine Kehle, die nicht lauthals zur metallisch rockenden Variante mitsingt, klatscht und ein breites Grinsen im Gesicht hat. Den Abschluss macht wie immer der ` Herbergsvater`also `Tri tra trullala` der eine wirklich überraschend gute Show zu einem würdigen Abschluss bringt.
Setliste:
PROPAGANDA
WEG INS LICHT
ES REGNET IN MIR
HÖRST DU MICH
SIGNALE
OHNE DICH
GEH DEINEN WEG
BÄUME
FELS IN DER BRANDUNG
MEIN HERZ
REVOLUTION
KÖNIGREICH
SCHWÖR MIR
DIE ERDE BRENNT
TRÄUME IM GEGENWIND
ICH HAB DICH NIE VERGESSEN
DIE FLUT
GOLDENER REITER
HERBERGSVATER
Text und Photo Credits: Sven Bernhardt