NEW MODEL ARMY – UNBROKEN

NEW MODEL ARMY

Titel: UNBROKEN

Label: EAR MUSIC/EDEL

Spieldauer: 45 Minuten

VÖ: 26.01.2024

Wenn Cheffe Svenne einem das Review seiner Faves NEW MODEL ARMY überlässt, könnte man dies getrost als Ritterschlag werten. Wenn man sich dann allerdings mit dem Verfassen des selbigen zu viel Zeit lässt, kann daraus auch schnell eine Enthauptung werden. Also komme ich besser mal in die Puschen…

…und hole ein wenig aus. Denn zwar besteht die britische Revoluzzertruppe um Justin Sullivan bereits seit schnapszahligen 44 Jahren und ich kannte ihren Hit ’51st State Of America‘ aus den einschlägigen Zappelbuden in den Achtzigern, aber als Metaller war ich damals immun gegen alles, was nicht Metal war. Ergo, erschloss sich mir das NMA-Universum erst, als eine meiner Lieblingsbands deren Song ‚I Love The World‘ coverten. Na, wer war`s?! Genau, Anacrusis! Also ließ ich mich herab, mir das Original anzuhören und fand das auch ziemlich geil. Seitdem habe ich mir eine ganze Reihe von NMA-Alben zugelegt und mir die Jungs auch live angeschaut, was eine wahre Urgewalt darstellt.

Bei NMA und Mainman Sullivan ist es wie mit Wein. Je älter er wird, desto reifer wird er und desto mehr mundet er. Die letzten beiden NMA-Alben ‚Winter‘ und ‚From Here‘ kann man entsprechend  als kleine Meisterwerke bezeichnen. Mit dem neuen Dreher „Unbroken“ verhält es sich genauso. Das Album enthält das komplette NMA-Universum in a nutshell, wie die Briten zu sagen pflegen. Geboten wird der gewohnt stimmige Cocktail aus Rock, Folk und Punk, wobei Sullivan seine Punk-Wurzeln im Vergleich zu den o.g. Vorgängerwerken stärker wiederentdeckt zu haben scheint.

Dementsprechend rau und rotzig kommen Songs wie ‚Coming Or Going‘ oder ‚Reload‘ daher. Lyrisch nimmt Justin dabei nach wie vor kein Blatt vor den Mund: „If I have to see another fucking Union Jack flying on the orders of the government, I’m going to be sick.“ Genauso stimmt aber auch besinnliche Töne an und lässt dabei zuweilen sogar Streicher erklingen (‚Cold Wind‘, ‚Legend‘).

Insgesamt bieten die elf Tracks auf „Unbroken“ mehr Abwechslung als komplette Diskografien anderer Bands, insbesondere aus meiner geliebten Metal-Szene. Ihr seht also, es lohnt sich nach allen Seiten offen zu sein. Leider sind viele Metalheads in den Achtzigern steckengeblieben oder haben die Neunziger der Einfachkeit halber übersprungen. Dabei war dies genau die Dekade, die „unsere“ Musik enorm vorangebracht hat. Vielfalt ist gut. Eine Meinung zu haben und diese offen zu vertreten ist wichtig. Justin Sullivan steht mit seiner NEW MODEL ARMY genau dafür.

 

Alex Fähnrich vergibt 9 von 10 Punkten