Thrash Metal genieße ich bekanntermaßen in eher homöopatischen Dosen. Und Livealben sind mir nur ein eher schlechter Ersatz für echtes Liveerleben. An den Auftritt von ARTILLERY beim 2023er Iron Fest kann ich mich heute kaum noch erinnern, trotz gutem Platz direkt vor der Bühne war ich wohl nicht so ganz überzeugt. Das hängt aber daran, dass mich andere Acts noch härter überzeugt haben, oder auch in einem Falle wirklich enttäuscht. So ist es für mich doppelt überraschend, wie gut mir dieser Mitschnitt der dänischen Thrasher in ihrer Hauptstadt reingeht. Aufgenommen wurde ´Raw Live´ 2022 beim renommierten Festival Copenhell, in einer Zeit der Nachwehen der Coronapandemie.

Da wohl gefühlt 95 % unserer Leserschaft mit der Truppe vertraut sind, sie wissen sicher, was sie hier erwartet. Und was Ihr bekommt, das kann ich sagen. Es gibt melodischen, doch harten Thrash, Keule und Florett gut ausgewogen. Aber vor allem gibt es reichlich Melodie und nicht die pure Grobheit. Ich sehe ARTILLERY da im Spannungsfeld von Overkill, Flotsam & Jetsam und den „Masters Of Puppets“. Vor allem auffällig ist der Elan, mit dem zu Werke gegangen wird. Nach zwei wirklich schweren Jahren wirkten die Musiker stark motiviert, endlich wieder eine Bühne abzureißen. Entsprechend dankbar wirkt das Publikum.

Der Sound des Mitschnitts aus ausgewogen fett und differenziert. Und überhaupt, das Teil macht Spaß. Ich könnte einfach sagen, hätte ich vor Ort dabei sein können, das wäre ein Konzerthighlight des Jahres 2022 gewesen. Umso mehr erstaunt mich, wie wenig ich mich an mein Liveerlebnis am Ohmbachsee erinnere.

Mario Wolski vergibt keine Bewertung

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