OVERLORDE
Titel: AWAKEN THE FURY
Label: No Remorse
Spieldauer: 56:10 Minuten
VÖ: 22. Dezember 2023
OVERLORDE sind eine alte Band, schon 1987 erschien eine EP unter diesem Namen. 2014 folgte das Album „Return Of The Snow Giant“, das vorliegende ist der direkte Nachfolger. Ich hatte schon einiges Lobendes gehört, so war ich neugierig. So holte ich mir ´Awaken The Fury´ in die Playlist.
Dieser erste Kontakt war eher zwiespältig. Ich war erst einmal hin und her gerissen. Das bin ich zum Teil immer noch. Das fängt mit den Drums an. Streckenweise klingen die mathematisch-steril. Schon der Beginn des titelgebenden Openers klingt nach Maschine. An anderer Stelle könnte man meinen, dass Angelo Sasso, oder einer seiner Kollegen, nicht die beste Tagesform hat.
Wirklich geil ist dafür der prominent gemischte Bass. Der böllert sich von unten tief in die Magengegend. Der hier zu findende Bass ist tatsächlich das Gegenmodell zu ´And Justice For All´. Manchmal ist er gar lauter als die Gitarren, ohne dabei Manowarschen Spuren zu folgen.
Die Rhythmusgitarren sind grandios. Da geht alles, jedes Riff sitzt. Man findet genauso Motive aus dem klassischen Hard Rock, aber meist lehnen sich OVERLORDE an den klassischen, epischen Heavy Metal an, ohne Schnickschnack, aber mit Wumms. Dabei sitzt bei den Leads gefühlt nicht jeder Ton. Es schleichen sich ein paar Disharmonien ein, bei denen ich nicht immer sicher bin, ob das so gewollt ist.
Ähnlich geht es mir mit dem Sirenengesang. Der passt eigentlich zur Musik. Aber auch hier trifft nicht jede Note ins Schwarze. Andererseits stört man sich etwa bei Cirith Ungol auch nicht am eigenwilligen Gesang. Und, das darf ich hier schon zugeben, bei jedem Durchlauf finde ich das Gesamtbild stimmiger.
Womit wir dann schon bei der Musik landen. Die wäre am besten beschrieben mit mehr oder minder kauzigem Epic Metal. Manchmal grüßen Warlord, noch näher liegen die schon genannten Cirith Ungol oder Manilla Road. Dazu kommt manchmal eine leichte krautig-psychedelische Note. Die wird besonders im längsten Stück, ´Gargoyles´, ausgelebt. Als ich das verstanden habe, hat mir das Ganze schon Spaß gemacht.
Textlich dreht sich das Album um berühmte Schlachten in Geschichte und Fantasy. Das Thema wird schon ernsthaft angegangen. Vor allem machen OVERLORDE einen großen Bogen um die cheesigen Refrains etwa im Hause Sabaton. Hier dürfte keiner auf einem Panzer stehen und die Fans vor der Bühne zur Party dirigieren.
Die Ernsthaftigkeit zeigt sich schon beim Cover. Der italienische Maler Daniele Gay hat da auch schon Partei ergriffen. Während die Orks und Oger in den russischen Farben dargestellt sind, findet man bei den Rittern blau und gelb. Sage mir noch mal jemand, Heavy Metal wäre unpolitisch. Hier wird wieder einmal das Gegenteil bewiesen.
Ja, der erste Eindruck war schwierig. Aber, ´Awaken The Fury´ wächst. Es braucht Zeit. Geduld. Doch es wächst. Es dauert, um manche Stärke zu entdecken. Vielleicht ist es nicht perfekt. Aber genau darum goldrichtig. Der Hörer, so er denn will, muss sich ein wenig mehr mit dem Sound, den Songs beschäftigen. Nur mit dem Drumsound werde ich weiter etwas fremdeln. Insgesamt aber ist mein Eindruck ein sehr positiver. Und so wird sich dieses Teil noch weiter auf meiner Playliste tummeln.
Mario Wolski vergibt 8 von 10 Punkten