GOATEN – MIDNIGHT CONJURING

Goaten -Midnight Conjuring

GOATEN

Titel: MIDNIGHT CONJURING

Label: TAPES OF TERROR RECORDS

Spieldauer: 38:22 Minuten

VÖ: 22. November 2023

Eine absolut interessante und irgendwie fast schon moderne Interpretation traditionellen Heavy Metals liefert das 2018 gegründete brasilianische Trio GOATEN auf ihrem ersten Longplayer „Midnight Conjuring“ ab. Ja, richtig gelesen: Auch wenn der Bandname nach Black/Thrash klingt, spielen GOATEN melodiösen und abwechslungsreichen – teils rockigen, teils speedigen – Metal.

Bereits mit ihren beiden obercoolen EPs „The Following“ (2020) und „Crimson Moonlight“ (2021) hatten GOATEN ihre ersten markanten Duftmarken hinterlassen, setzen mit „Midnight Conjuring“ aber in Sachen Abwechslungsreichtung und Qualität aber noch einmal einen obendrauf.

Grundsätzliche musikalische Einflüsse von GOATEN sind laut Labelinfo Bands Priest, Accept und Mercyful Fate – Saxon kann man auch noch getrost ergänzen. Obwohl man diese Einflüsse immer wieder raushören kann, beschreibt das den Sound von GOATEN auf „Midnight Conjuring“ nur unzureichend:

  1. Aufgrund des abwechslungsreichen Songwritings und der tollen melodischen Stimme von Sänger (und Bassist) Francis Lima fühle ich mich desöfteren auch an die grandiosen Kanadier von Spell erinnert. Im Unterschied zu Spell wiederum gehen die Brasilianer teilweise wieder hardrockiger und definitiv „fistraisiger“ zu Werke.
  2. So manche Songpassagen und Refrains lassen sich in Sachen Eingängigkeit und Melodieführung sogar mit erfolgreichen US-Punkrock-Acts wie Rise Against oder Hard-/Sleaze-Rockern wie Skid Row vergleichen. In Kombination mit klassischem Metal-Riffing und Fistraising-Passagen kommt das sogar erfreulich geil rüber.
  3. Fast jeder Song auf „Midnight Conjuring“ hat mindestens eine spannende Komponente, die aus dem eigentlichen Schema oder Rhythmus des Songs ausbricht (z.B. plötzliche Breaks, Stilwechsel, balladeske oder Uptempo-Passagen etc.) und damit oft ein gewisses i-Tüpfelchen draufsetzt.

„Midnight Conjuring“ ist für mich so spannend, dass ich wieder mal Bock habe, die Songs kurz einzeln zu sezieren:

  1. Witches Serenade: Simples Priest/Saxon-Riffing mit eingängigem Refrain á la Rise Against & Co., mittendrin geile, teilweise etwas abgedrehte Solopassage. Cooler Einstand. 8,5 Punkte
  2. Phantom Chaser: Midtempo-Fistraiser, Bastard aus Spell und Priest mit Skid Row und Rise Against Vibes, artet kurz vor Schluß in Hardcore-Geprügel aus. Hammer. 9 Punkte
  3. Pride Or Dust: Epischer Uptempo-Doomer mit witzigem Speed-Metal-Abgang. Starke Mischung aus Mercyful Fate, Wheel & Co. mit „Wherever I May Roam“-mäßigem Groove. 9 Punkte
  4. Until I Come Again: Hardrock-Riffing meets Rise-Against-Uptempo, dazu proggige Break- und Solo-Passage und cooler Doublebass-Speed-Abgang. 7,5 Punkte
  5. Bells: Mitreissender Midtempo-Song, der stark an Spell erinnert. War auch schon auf der EP „Crimson Moonlight“. Saucooles Break, das an Marillions „Kayleigh“ erinnert. 8,5 Punkte
  6. When Midnight Comes: Kompakte und hardrockige (Halb-)Ballade, gefällig und glücklicherweise kaum direkt mit einer anderen Ballade vergleichbar: 7,5 Punkte
  7. Finally Free: Hervorragender und teilweise hymnischer Uptempo-Rock/Metal mit signifikantem Priest/Saxon-Riffing und leichtem Spell-Feeling. 9 Punkte
  8. Metal Blade: Geiler Uptempo-Fistraiser. Teilweise Mischung aus Saxon, Priest und Metallica – mit Gangshout-Refrains und fast schon proggiger Solo-Einlage. Live sicher geil. 8,5 Punkte
  9. The Things At The Camp: Eher langatmiger Midtempo-Stampfer (Metallica meets Doom), aber schönes Balladen-Break in der Mitte und cooler Groove am Ende. 7 Punkte

„Midnight Conjuring“ ist für mich eine kleine Überraschung und eines meiner persönlichen Highlights 2023. Aufgeschlossene Fans oben genannter Bands als auch von neueren spannenden Acts wie Firmament oder Midnight Prey sollten unbedingt mal ein Ohr riskieren. Auch wenn noch nicht alles hunderprozentig passt – Potenzial ist bei GOATEN definitv vorhanden.

Joe Nollek vergibt 8,5 von 10 Punkten