Der Meilenstein in der Geschichte des Grindcores bekommt sein „This Day In Metal“ Classic Review zum 34. Geburtstag:
Label: EARACHE RECORDS
Spieldauer: 36:14 Minuten
VÖ: 13. November 1989
Heute vor 34 Jahren erschien das erste Album von TERRORIZER. „World Downfall“ gilt als eines der besten und einflussreichsten Grindcore- Alben aller Zeiten. Der Titel des ersten Grindcore- Albums geht jedoch an Napalm Death´s „Scum“, das bereits 1987 erschien. Bei der Band handelte es sich um ein Projekt von Jesse Pintado (Napalm Death), Oscar Garcia (Nausea) und Pete Sandoval (Morbid Angel). Bassist Alfred „Garvey“ Estrada musste in den Knast, daher spielte David Vincent (Morbid Angel) den Bass ein. Er wird im Booklet als festes Bandmitglied aufgeführt, war aber „nur“ als Sessionmusiker eingesprungen, produzierte jedoch auch das Album unter Mithilfe von Scott Burns als Tontechniker in den Morrissound Studios in Tampa, Florida. Für Burns war dies eines seiner ersten Arbeiten, er stieg später zu einem der gefragtesten Produzenten im Death Metal auf.
Die Band war zum Zeitpunkt der Aufnahmen bereits aufgelöst. Da Napalm Death´s Shane Embury aber so sehr auf die Demos abfuhr, bearbeitete er Earache- Boss Digby Pearson so lange, bis dieser zustimmte, die Aufnahmen herauszubringen. Diese erfolgten dann zeitgleich mit den Aufnahmen zum regulären Morbid Angel-Debüt „Altars Of Madness“ im selben Studio. Pete und David spielten immer dann ihre Parts ein, wenn sie für MORBID ANGEL gerade nichts zu tun hatten. Oscar hatte die Songs bereits zur Hälfte vergessen, daher wurde das Album mit nur einer Gitarre aufgenommen.
„World Downfall“ wurde in nur acht Stunden aufgenommen und gemixt. Dafür ist der Sound wirklich exzellent. Die Instrumente sind sehr gut ausbalanciert und doch roh. Jesse Pintado´s Gitarre klingt richtig massiv, heavy und fett, David Vincent´s Bass ist sehr stark verzerrt und folgt der Gitarre mit wenigen Ausnahmen. Pete Sandoval´s drumming ist für eine Grindcore-Platte wirklich abwechslungsreich und er setzt oft mit Drum-Fills Akzente, im Vordergrund steht aber natürlich das extrem schnelle Schlagzeugspiel, das unbedingt zum Grindcore gehört, welches er aber mit seinen Variationen verbindet. Der Gesang von Oscar Garcia ist rau harsch und sehr tief. Auf typische growls verzichtet er weitgehend, sein Gebrüll passt perfekt zum Sound von Tod und Verzweiflung, zwei wichtigen Komponenten in den lyrics der Band.
Natürlich ist „World Downfall“ eine sehr schnelle Scheibe, dennoch spielt Jesse Pintado auch Riffs, die langsamer sind und fast schon grooven wie beispielsweise bei dem Beginn von „Fear Of Napalm“, bei „Corporation Pull-In“ oder „World Downfall“. Diese langsameren Riffs sorgen dann auch dafür, dass die Songs im Ohr bleiben und sind wirklich gut. Sie sind auch deshalb so wichtig, weil es auf der Platte kein einziges Solo gibt und natürlich auch keine Melodien, wenn man vom Mittelpart von „Dead Shall Rise“ absieht, den sich später Morbid Angel „ausgeborgt“ haben.
TERRORIZER, die sich nach einem Song vom 1985er Demo von Master benannt haben, nachdem sie zunächst unter den Namen Unknown Death (1986) und Decomposed (1987) begannen, spielten auf diesem Album einen wahnsinnigen Mix aus Krach und Chaos, genau so muss Grindcore klingen. Ein Teil des Songmaterials hatte Oscar bereits 1987 auf den Demos seiner anderen Band NAUSEA veröffentlicht („World Downfall“, „Condemned System“, „Storm Of Stress“) und 1988 erschien sogar ein Split-Demo mit TERRORIZER, die Bands waren also von Beginn an eng miteinander verknüpft.
„Storm Of Stress“ wurde 1996 von Vader auf ihrem „Future Of The Past”- Coveralbum verewigt, “Fear Of Napalm” ist auf dem Videospiel Grand Theft Auto IV: „The Lost And Damned” zu finden und „Dead Shall Rise” war auf dem Soundtrack des Video-Spiels „Splatterhouse“. Letzteren Song spielten Morbid Angel auch auf ihrer 1990er Tour „European Madness“ bzw. „Madness over Europe“, wovon es auch diverse Bootlegs gibt.
TERRORIZER, nach denen sich das gleichnamige englische Extreme Metal- Magazin benannte, wurden später immer wieder mal reformiert. Zuerst 2005, als man auch die zweite Scheibe „Darker Days Ahead“ aufnahm und veröffentlichte, jedoch starb 2006 Gitarrist Jesse Pintado kurz nach dem Release 2006 in Holland, da sich sein Diabetes nicht mit dem Alkohol vertrug. 2009 wurde die Band erneut aus dem Grab hervorgekramt, mit Resistant Culture- Gitarrist Katina Culture als Ersatz für Jesse, es folgten zwei weitere Alben, „Horde of Zombies“ (2012) und „Caustic Attack“ (2018), die jedoch nicht mehr die Intensität und die Klasse des Debüts hatten. Im Januar 2023 gab Sandoval erneut die Auflösung der Band bekannt, da er sich auf sein Projekt I AM MORBID mit Dave Vincent konzentrieren wollte. Doch im August diesen Jahres ruderte er bereits zurück und gab die erneute Reformierung der Band bekannt, bei der auch Dave wieder dabei war, der zwischenzeitlich ausgestiegen war.
Letzen Endes konnte nur „World Downfall“ Spuren hinterlassen, doch diese sind aufgrund der Klasse des Albums umso grösser. Jeder Fan extremer Musik sollte unbedingt mehr TERRORIZER hören. Das Album wurde in den letzten Jahren mehrfach neu veröffentlicht und ist problemlos zu beziehen. Kürzlich wurde sogar ein Doppel-Album mit dem Titel „Before The Downfall“ auf Doppel-LP, Doppel-MC und CD veröffentlicht, auf dem sich Demos, Livetracks und Unveröffentlichtes der Band aus den Jahren 1987 – 1989 befinden
Hans-Jörg Dammann