Die deutsche Power Metal Hoffnung RIGORIOUS wurde 2021 im nordrheinwestfälischen Monheim gegründet und frönt dem Genre in seiner moderneren und opulenteren Form mit Synthesizern und orchestralen Elementen. Der Sound wird vor allem durch den variablen Gesang mit melodischen, rauhen und geshouteten Parts zu etwas Besonderem, was in dieser Form wohl so gut wie einzigartig sein dürfte.

Dabei verfügt Sänger Lukas Remus nicht über eine klassische Power Metal-Stimme im Falsettbereich, sondern bewegt sich von clean bis angeraut über drei Oktaven dann doch meist in den etwas tieferen Gefilden. Die erste Duftmarke “Iron Wings / Power Of My Sword” (EP, 2021) erfährt nun Verstärkung durch das Debütalbum “Night of Retribution”.

Mit dem argentinischen Bassisten Ignacio Lopez (Skiltron) und dem spanischen Bassisten Jose Gutierrez Carlos (Every King Has A Clown) hat man zwei hervorragende Gastmusiker an Bord. Produziert, gemixt und gemastert wurde die Scheibe von keinem Geringeren als Grave Digger Sänger Chris Boltendahl, der zudem den Sprechgesang zum Track “Lost” beigesteuert hat.

Fast jeder der zehn schnellen, treibenden Songs, egal, ob dieser nun eher melodisch, melancholisch oder aggressiv daherkommt, hat etwas Spezielles, beispielsweise ein packendes Solo, die bereits erwähnten divergierenden Vocals, einen Pianopart, mehrstimmig gesungene Passagen, einen Acapella-Teil oder akustische “Lagerfeuermomente” zu bieten.

Los geht es mit der Hymne `Victory´, die mit Manowar-Vibes aufwartet und wie fast alle Stücke über einen memorablen, eingängigen, melodischen Chorus verfügt.

Doch RIGORIOUS erweisen sich auch und vor allem als Meister der Arrangements, Bridges und Übergänge, so dass sich alles im Fluss befindet sowie enorm harmonisch und stimmig herüberkommt. Thematisch dreht sich dabei alles um Kampfhandlungen in einem Fantasy-Roman.

Das atmosphärische `Iron Wings´ beeindruckt auch mit Shout-/Sprechgesang und einem hymnischen Refrain, `Fight For Your Lives´ geht vollends aus dem Sattel und ist Power Metal Hymne durch und durch. `Brothers Arise´ startet mit einem orchestralen Bläserpart und treibenden Gitarren und tischt delikate Hammerfall-Chöre auf.

Die Vorauskopplung `Children Of The Night´ beginnt mit akustischen Gitarren, endet mit jeder Menge Keyboardpower und verfügt über eine wunderschöne, einprägsame Melodie und einen erneut tollen Refrain.

Bei ´Ride Till We Die´ wird es wieder schneller und härter, der Chorus erinnert wie die gesamte Nummer ein wenig an Sabaton, bevor es bei `Behind The Curtains´ dann folkig bis „piratig“ und ein wenig rau und dreckig zugeht. Es folgt mit `Lost´ die (Halb-)Ballade des Albums mit mitreißendem Solo und der Flow und Chorus des abschließenden `Power Of My Sword´ haben etwas Powerwolf-artiges.

“Night Of Retribution” ist ein grandioser Debüt-Silberling, der vor Abwechslung, Ideenreichtum, Wumms und starken Songs und frischen Power Metal Hymnen und ansteckender Spielfreude nur so strotzt. Somit sind als  einzige kleine Minuspunkte vielleicht die vereinzelten kleinen Zitate der erfolgreichen Konkurrenz zu nennen, aus der man allerdings seine ganz eigene mitreißende Melange und haufenweise starke, memorable Songs kreiert.

Michael Gaspar vergibt 8,5 von 10 Punkten

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