SOEN
Titel: MEMORIAL
Label: Silver Lining / Warner
Spieldauer: 43:03 Minuten
VÖ: 01. September 2023
Die Schweden von SOEN sind wieder da: Und zwar mit ihrem bisher sechsten Studioalbum mit dem schönen Titel „Memorial“. Dieses Denkmal besteht aus aus zehn Songs in knapp 43 Minuten und zeichnet die Musiker Lars Enok Åhlund (Keyboards & Gitarre), Cody Lee Ford (Gitarre), Oleksii “Zlatoyar” Kobel (Bass) rund um die beiden Gründer Sänger Joel Ekelöf und Schlagzeuger Martin Lopez mal wieder durch ausgefeiltes Songwriting und starke Melodien aus.
Wer jetzt gedacht hat sich mit einem romantischen Teelicht auf die Couch verziehen zu können (so wie ich es vorhatte) der irrt: SOEN schreiben die wirklich grandiose Geschichte von Imperial aus 2021 weiter was halt auch bedeutet: ein Schritt weg vom Prog hin zum Rock. Aber keine Angst: Auf schöne Melodien und Harmonien muss man hier nicht verzichten, denn da sind SOEN sich treu geblieben. Bereits der Opener `Sincere` hat es allerdings schon in sich und der Stil wird mit `Unbreakable`, `Violence` und `Fortress` fortgeschrieben. Erst mit dem fünften Track `Hollowed` schlagen die Musiker unterstützt von Elisa Toffoli ruhigere, aber nicht weniger schöne Töne an. Trotzdem ist mir diese Ballade ein Hauch zu viel schön, wenn ihr wisst was ich meine. Darauf folgt zugleich der Titeltrack `Memorial` für den ich Sänger Joel Ekelöf wirklich feiere. Auf diesem Track wird deutlich was sein stimmliches Talent ausmacht: Abwechslung. Hier passt stimmlich und musikalisch alles perfekt zusammen: Härte, Melodie und Inhalt. SOEN stellen sich dem Übel der gegenwärtigen Gesellschaft mit rifflastiger Entschlossenheit ohne dabei die Schönheit und ja, auch Melancholie, außer acht zu lassen. Weiter geht es mit dem eingängigen siebten Titel `Incendiary` und dem wirklich, wirklich, also wirklich wunderschönen (aber mit 3:41 Minuten auch kürzesten) achten Track `Tragedian` bei dem ich bei „…Sometimes to try ist not enough“ den Tränen nahe nun doch das Teelicht anzünde und verzweifelt die Tempos suche. Mist, ich war mir sicher die waren doch hier irgendwo… Zum Glück holt mich der neunte Titel `Icon` wieder etwas aus der Depression, überzeugt aber nicht minder durch schönen, geradlinigen Aufbau. Aber die Kerze brennt noch ein bisschen und auch zu Recht: Mit dem zehnten und letzten Titel `Vitalis` schließt man die Augen, genießt einfach nurnoch und lässt sich von Musik, Stimme und Text in den Arm nehmen. Zur Not reicht das Lied Dir sicher auch noch ein Taschentuch. Da bin ich mir sicher.
Ja und dann ist es mach einer dreiviertel Stunde auch schon vorbei um erneut von vorn gehört zu werden. Auf „Memorial“ haben sich SOEN tatsächlich ein Denkmal gesetzt und es ist für mich ohne groß nachzudenken in den oberen Top Ten des Jahres. Auch wenn es manchen Mathematik-Progger sicher nicht abholen wird, denn hier haben wir eigentlich „nur“ Hard Rock mit einigen progressiven Elementen, die aber meiner Meinung nach eine ziemlich durchgängige, harmonische Stimmung zaubern und die zumindest mich an vielen Punkten wirklich berührt. Und so soll es doch eigentlich sein.
Wer sich ebenso berühren lassen möchte hat die Chance sich SOEN auf der Europa Tournee live zu sehen oder sich das Vergnügen auch auf Vinyl, CD (beides auch im Shirt Bundle) oder digital nach Hause zu holen. (Teelicht und Taschentuch nicht inbegriffen.)
Judith Kroll vergibt 9,5 von 10 Punkten