NEAL MORSE
Titel: THE DREAMER – JOSEPH: PART ONE
Label: FRONTIERS MUSIC
Spieldauer: 65:51 Minuten
VÖ: 11. August 2023
Im Jahre 2019 veröffentlichte der US-amerikanische Sänger, Multiinstrumentalist, Komponist und Texter NEAL MORSE (u.a. Spock’s Beard, Transatlantic) seine erste Rock Oper „Jesus Christ The Exorcist“. Nun hat er mit “The Dreamer – Joseph: Part One“ ein weiteres monumentales Werk mit christlicher Botschaft und religiöser Unterfütterung geschaffen.
Mit dem Medium des Progressive Rock und seiner einzigartigen Art des Storytellings und Songwritings erzählt Morse die klassische, biblische Geschichte von Joseph, dem Sohn des Jakobs und der Rachel, der als Träumer und verwöhnter Lieblingssohn verrufen von seinen Brüdern zunächst sich selbst zum Sterben überlassen in eine Grube geworfen und dann als Sklave verkauft wird und sich schließlich unschuldig in einem ägyptischen Gefängnis wiederfindet.
Die weitere Lebensgeschichte über seinen Aufstieg in Ägypten und die Beilegung des Bruderkonflikts wird wohl erst in weiteren Alben thematisiert. Ein zweiter Teil soll bereits im kommenden Jahr erscheinen.
Neben Morse (Joseph) kommen auf der Scheibe weitere beeindruckende Vokalisten wie Ted Leonard (Spock’s Beard, Pattern Seeking Animals), Matt Smith (Theocracy) und Jake Livgren (Proto-kaw, Kansas) zum Einsatz, welche die Rollen von Josephs Brüdern Judah und Reuben sowie des Sklaventreibers übernehmen. Unter den Instrumentalisten tummeln sich so prominente Namen wie Steve Morse (Deep Purple, Dixie Dregs) und Eric Gillette (Neal Morse Band).
Musikalisch werden anschaulich und beeindruckend die schwärmerischen Träumereien des Protagonisten (`Prologue/Before the World Was´, `A Million Miles Away´), die brennende Eifersucht der Brüder (`Burns Like a Wheel´, `Liar, Liar´) und die vermeintliche Hoffnungs- und Ausweglosigkeit in Verlies (`The Pit´, `Like A Wall´) und Sklaverei (`Slave Boy´) dargestellt.
Dabei herrscht ein Prog Rock Sound der eher moderaten Töne, beeindruckende Soloparts und viele Keyboard-/Hammond-Sounds vor. Es kommen eine Harmonika und ein Saxophon, packende Streicherarrangements und immer wieder gospelartige Chöre zum Einsatz.
Dabei reicht die Palette der sechzehn Stücke ganz typisch für ein anspruchsvolles Prog Rock Album von langen epischen Parts und progressiven Kompositionen bis zu melodischen, songorientierten Tracks wie `Gold Dust City´ und der großartigen Vorabauskopplung `Heaven in Charge of Hell (Eat ‘Em And Smile)´.
Eingeleitet wird das Konzeptwerk standesgemäß durch eine `Ouverture´, die im weiteren Verlauf, wie der Titel des Stück bereits erahnen lässt, wiederaufgenommen und bearbeitet wird (`Overture Reprise´), bevor mit `I Will Wait on the Lord´ ein lupenreiner, sakraler Choral folgt.
Abschließende folgt die nachdenklich-intensive und leicht bluesige und ein wenig verträumte Reflektion `Ultraviolet Dreams´ sowie das verzweifelte Gebet `Why Have You Forsaken Me?´.
Kurzum: ein Prog Rock Mammut- und kleines Meisterwerk mit fantastischem Sound, guten Songs, hervorragenden Musikern und einer spannenden Story.
Michael Gaspar vergibt 9 von 10 Punkten