MAYHEM
Titel: DAEMONIC RITES
Label: Century Media Records
Spieldauer: 79:54 Minuten
VÖ: 15. September 2023
Selbst Metalfans, die keinen Black Metal hören oder mögen, kennen bestimmte Bands, die sehr prägend für dieses Subgenre waren und auch anno 2023 noch immer sind. MAYHEM sind genau eine solche, jedem Metalhead wohlbekannte Formation, die zu den prägendsten Gruppen des norwegischen und internationalen BM gehören. Ihre letzte Studioplatte kam 2019 und heißt “Daemon”, danach kam die EP “Atavistic Black Disorder / Kommando” – von der es auch einen Song auf der Setliste gibt. “Daemonic Rites” erscheint am 15. September 2023 über Century Media Records. Aufgenommen wurde der Dreher während der Northern Ritual MMXXII Tour 2022 und der Thalassic Ritual Tour 2023.
Gründungsmitglied Necrobutcher erklärt:
Wir wollten noch einmal zeigen, wie großartig diese Band nach fast 40 Jahren immer noch klingt und performt. Auch um unseren Fans was Neues zu bieten, veröffentlichen wir dieses übergreifende Livealbum.
Ghul fügt hinzu:
Vor einiger Zeit haben wir “De Myseriis Dom Sathanas Alive” veröffentlicht, was im Nachhinein sehr gut ankam. Mit dem aktuellen Line Up spielen wir schon seit Jahren zusammen und ich würde sagen, dass das wie eine gut geölte Maschine funktioniert, also wurde es fast an der Zeit ein solches Livealbum in der Bandgeschichte zu machen.
Wer sich auskennt, dem muss man die berüchtigte Geschichte um Mayhem nicht schon wieder erklären und wer sich nicht auskennt nutzt eine Suchmaschine, denn die Bandgeschichte ist sehr umfangreich.
Necrobutcher:
Seit Tag 1 wusste ich, dass Mayhem etwas Besonderes wird. Das ist bestimmt auch der Grund, weshalb wir nach all diesen Jahren noch immer hier sind.
Hellhammer:
Erstmals fühlt sich Mayhem wie eine feste Band an, die auch zusammenhält und das merkt man auch musikalisch, vor allem auf “Daemonic Rites”. Das ist es, wo wir sind, wo wir uns derzeit bewegen, und das passt.
“Daemonic Rites” war kein geplantes Live-Album. Es war vielmehr Sound Engineer und Produzent Tore Stjerna (Necromorbus Studio), der mit den Norwegern auf Tour war und einige Songs während der Shows aufgezeichnete, mit dem Resultat dass es irgendwann einen Pool aus Songs gab, die in England, Schweden, Ungarn und Australien aufgenommen wurden. Abgemischt wurden diese Aufnahmen von Stjerna in seinem Studio in Schweden, mit dem Ziel, die raue, finstere und böse Energie und Aura der Songs einzufangen und für die Nachwelt festzuhalten.
Die kommenden fast achtzig Minuten werden mit ´Interlude´ eingeleitet – Intros sind definitiv eine beliebte Sache um Spannung und vor allem Jubelstürme auslösen, wenn die Band loslegt – so auch bei ´Falsified and Hated´, dass aus dem 2019er Album “Daemon” stammt. Aus “Grand Declaration Of War” – dass ein sehr experimentelles Werk ist und für einige als “Verrat am Black Metal” galt und gilt – ist ´To Daimonion´ auf der Liveplatte. Vom nächsten Song ´Malum´ gibts ein YouTube Video, dass bei der Show im IRVING PLAZA am 27. März 2022 gemacht wurde. ´Bad Blood´ ist der nächste Track des 2019er “Daemon”-Albums, der live noch eine Stufe brachialer klingt. Nihilismus kommt in ´My Death´ nicht zu kurz, das die Sinnlosigkeit des Lebens und die Unvermeidlichkeit des Todes zum Thema hat und dunkelschwarz aus den Boxen wabert. Wenn Attila räudig ins Mikro krächzt und den frühen MAYHEM – Fans des pechschwarze Herz vibriert, dann muss wohl ´Symbols of Bloodswords´ am Start sein, dass 1997 veröffentlicht wurde und ein aggro Song ist, der von nordischer Mythologie und dem Kampf gegen die Christen inspiriert ist – wie einige andere Lieder auch. ´Voces Ab Alta´ stammt von der 2021er EP “Atavistic Black Disorder / Kommando”, dass ich eingangs schon erwähnte. Geschrieben von “Dead” dem ehemaligen Sänger MAYHEMs († 8. April 1991) und mit einem sehr starken Intro legt sich ´Freezing Moon´ über die anwesenden Fans und den Hörern vorm Plattenspieler – für mich einer der stärksten Songs auf “Daemonic Rites”, das mit ´Pagan Fears´, ´Life Eternal´ und ´Buried by Time and Dust´ (alle aus “De Mysteriis Dom Sathanas”) auf ihr ein kleines “Zwischenfinale zusteuert. ´Silvester Anfang´ ist das Intro der EP „Deathcrush“, von der auch Titelsong ´Deathcrush´ und ´Chainsaw Gutsfuck´ stammen. ´Carnage´ und der erste MAYHEM (Demo)Song ever ´Pure Fucking Armageddon´ sind die letzten beiden Tracks auf “Daemonic Rites”.
Wer die Energie von MAYHEM schon live erlebt hat, kann sicherlich davon berichten, dass sich die Songs der Black Metal Ikonen in einer gefüllten Halle noch intensiver anhören, als aus dem Studio. Daher finde ich es ziemlich geil, 17 Tracks aus den Shows der Northern Ritual MMXXII Tour 2022 und der Thalassic Ritual Tour 2023 auf Vinyl und CD kredenzt zu bekommen, um mir dieses Black Metal Vergnügen auch zuhause anhören zu können. Jetzt lag uns die digitale Fassung von “Daemonic Rites” vor, ich kann mir aber lebhaft vorstellen, dass die physischen Varianten nochmals besser klingen. Was mir fehlt, sind Mitschnitte der Fans, wie sie auf die Show reagieren, das hätte ich gern öfter gehabt. Wer Black Metal und MAYHEM mag, der legt sich die Scheibe zu und wer erstmal reinschnuppern möchte, findet sicher Gelegenheiten bei diversen Streaminganbietern.
Tobi Stahl vergibt 8 von 10 Punkten