NEAL MORSE
Titel: SOLA GRATIA
Label: INSIDEOUT MUSIC
Spieldauer: 65:47 Minuten
Es gibt wohl kein Jahr, in dem es nicht auch eine Veröffentlichung von und mit NEAL MORSE gegeben hat. Zumindest erinnere ich mich nicht, dass wir mal in einem Jahr auf die kreative Kraft des progressiven Tausendsassas verzichten mussten. Für Neal ist jedes Album und jedes Event – wir denken da nur an das etablierte Morsefest – ein Abschnitt, der auch einer entsprechenden Dokumentation bedarf. Ist es also kein Studioalbum, kredenzt uns der Schöpfer zahlreicher Progstunden mindestens eine Live-Veröffentlichung.
Nachdem Neal im letzten Jahr seine Soloambitionen wieder aufgegriffen hat, findet dieser Schaffensstrang in 2020 seine Fortsetzung mit „Sola Gratia“. Wie man es vom Meister des Progs nicht anders erwartet, kommt auch das neue Album konzeptionell und mit christlichen Botschaften versehen daher. Die 14 Tracks, teils opulent arrangiert, sind songdienlich und mit dem letztjährigen Musical nicht zu vergleichen. Natürlich ist der typische Neal unverkennbar auch auf „Sola Gratia“ vertreten, aber er schlägt auch die leisen Töne an und lässt auch den Chor an der ein oder anderen Stelle effektvoll antreten. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass sich die Musiker bei der Entstehung des Albums nicht gesehen haben, denn Ideen und Files wurden über die Kanäle der modernen Kommunikation ausgetauscht. Was ich dezent vermisse, ist der typische Jam-Charakter, der bei Neal gerne mal ausschweifend zelebriert wird. Dies wertet „Sola Gratia“ aber keinesfalls ab, sondern ist mir als kleine Auffälligkeit eine Randnotiz wert. Konzeptionell hat der Meister des christlich angehauchten Progs seinen musikalischen Baukasten weidlich genutzt und ein kurzweiliges Album mit seinen üblichen Weggefährten kreiert, an dem es kaum was auszusetzen gibt.
Auch in Zeiten von Corona und Lockdown findet Neal Morse die Möglichkeit, seiner Kreativität Ausdruck zu verleihen und uns als Tonträger zu kredenzen. Bei wem das Interesse an „Sola Gratia“ geweckt wurde, der weiß eigentlich schon, was er bekommt, dafür ist Neal schon zu lange Bestandteil der Szene und in den verschiedensten Kollaborationen aktiv. Schlechte Alben braucht man bei diesem Künstler nicht zu fürchten.
Robert vergibt 7,5 von 10 Punkten