Wir riefen ein – Moin – nach Ostfriesland und fragten bei Gitarrist/Bassist Markus Bünnemeyer von TEMPLE OF DREAD an, ob wir ihm ein paar Fragen zum kommenden – mittlerweile vierten – Langspieler “Beyond Acheron” stellen dürfen und der einzig echte Insulaner der Band stand uns Rede und Antwort zur Platte, hat Urlaubstipps und nimmt gerne Anfragen für Live-Shows entgegen – die wir natürlich gerne weiterleiten. Here we go.
Ich bin Tobi, komme aus dem Südwesten, war Anfang Juli erneut in Urlaub im schönen Ostfriesland und heute habe ich ein paar Fragen euer Album “Beyond Acheron” betreffend.
Moin in den Südwesten! Vielen Dank – los geht’s!
Wie geht’s euch denn da oben im Norden? Habt ihr den ersten Sommerstürmen getrotzt und freut euch auf den 11. August?
Alles super hier! Nach drei “speziellen” Jahren ist hier wieder “business as usual”. Der letzte Sturm war nicht ohne, hat aber außer Chaos im Bereich Schifffahrt zu keinen größeren Schäden geführt. Und ja – unser gesamtes Augenmerk richtet sich auf den Veröffentlichungstermin unseres nächsten Albums.
Mit “Beyond Acheron” kommt euer viertes Album im sechsten Jahr nach der Gründung. Ist die neue Scheibe ein “Kind der Pandemie”?
Wir haben eine sehr produktive Arbeitsweise und würden am liebsten jährlich ein Album veröffentlichen. Dieses Mal hat es aufgrund von Engpässen im Studio, extrem langen Produktionszeiten fürs Vinyl und schlussendlich Neuorganisationen innerhalb der Plattenfirma nicht geklappt. “Beyond Acheron” sehe ich aber nicht als ein Kind der Pandemie an, sondern als den Exorzisten, der diese miese Seuche ausgetrieben hat, hahaha!
Was hat euch am meisten inspiriert beim Schreiben der Songs?
Wir bekommen seit unserem ersten Album unglaublich gute Rückmeldungen und Reviews und wir konnten uns eine beachtliche Fangemeinde aufbauen. Meine wichtigste Zielsetzung ist es, die Fans nicht zu enttäuschen oder mit zu krassen “Weiterentwicklungen” zu verprellen. Inspirieren lasse ich mich am ehesten von Alben aus der guten, alten Gründungszeit des Death Metals.
Ihr schreibt die Texte ja nicht selbst, oder? Wer macht das und wie muss man sich als Außenstehender diesen Prozess vorstellen?
Mein langjähriger Freund Frank Albers und ich hatten vor einigen Jahren die Idee, ein neues Death Metal Projekt ins Leben zu rufen. Er hatte sich damals gleich für den Posten des Texters angeboten, da er kein Instrument spielt. Frank ist Psychologe und kennt sich allein von Berufswegen mit menschlichen Abgründen aus, ist gleichzeitig aber auch sehr interessiert an antiken Sagen, Mythen und Erzählungen.
Was dürfen eure “alten” und künftigen Fans von “Beyond Acheron” erwarten? Um was geht’s thematisch und wo wird der musikalische Fokus liegen?
Trotz deutlicher Weiterentwicklungen bleibt “Beyond Acheron” ein schnelles und aggressives Death Metal Album, welches allerdings durch bestimmte neue Elemente “verfeinert” wurde. Inhaltlich setzen wir wieder auf antike – insbesondere griechische – Mythologien. Eine zentrale Figur ist hierbei der Fährmann Charon, der nach endlosen Zeitaltern beginnt, sich selbst nach Ruhe und Erlösung zu sehnen.
Was fasziniert euch an der griechischen Mythologie und habt ihr mit “Beyond Acheron” ein Konzeptalbum am Start?
Die antiken Sagen und Mythen saugen einen quasi in eine andere Welt. Es wimmelt hier von Monstern, dubiosen Göttern, Intrigen und schaurigen Kreaturen – alles prädestiniert dazu, in Death Metal Lyrics aufgearbeitet und weitergesponnen zu werden. “Beyond Acheron” ist nicht im klassischen Sinne ein Konzeptalbum, spielt aber in allen Songs mit bekannten Mythologien.
Wo liegt der Unterschied, wo liegen die Gemeinsamkeiten bei “Beyond Acheron” und “Hades Unleashed”?
Musikalisch ist “Beyond Acheron” nicht so geradlinig wie “Hades Unleashed”. Wir experimentieren mehr mit unterschiedlichen Tempi und Beats und haben auch punktuell auf symphonische Arrangements gesetzt. Gemeinsam haben beide Alben ein hohes Maß an musikalischer Kompromisslosigkeit und hoher Geschwindigkeit. Inhaltlich gibt`s natürlich Parallelen in den Texten.
Ich finde, man merkt euch eine gewachsene musikalische Reife an, was wohl auch daran liegt, dass ihr euer Line-up stabil haltet und euch alle gut versteht?
Wir sind alle schon recht lange im Metal-Sektor tätig und können aus einem hohen Fundus an Erfahrung schöpfen. Sicherlich spielt es eine Rolle, dass wir uns alle schon lange kennen und gut harmonieren, allerdings sind wir alle drei auch ein wenig musikalische “Einzelkämpfer”. Jeder arbeitet seine Parts für sich aus, erst zum Schluss laufen alle Stränge zum Gesamtwerk zusammen.
Spiekeroog ist ja nun eine kleine Insel am “Arsch der Welt“, wo jeder jeden kennt. Wie waren eure Anfänge denn so, was haben die Leute davon gehalten, dass eine Death Metal Band auf der Insel ihre “düstere Musik” schmiedet und wie blickt man heute zu euch? Wohnt ihr denn alle auf Spiekeroog?
Tatsächlich wohne nur ich direkt auf Spiekeroog, Jens und Jörg leben am Ostfriesischen Festland. Ich versuche mein “Doppelleben” hier gar nicht so sehr an die große Glocke zu hängen. Neulich sprach mich jedoch unser Bürgermeister darauf an, dass sein Neffe ihm berichtet hätte, dass auf der Insel jemand sein deathmetallisches Unwesen treibe! Da musste ich ein wenig schmunzeln…
Für mich als Urlauber habt ihr doch zum Abschluss des Interviews sicher ein paar Tipps abseits des Leuchtturms von Otto oder der Seehundstation – vielleicht kommen ja auch ein paar Leser regelmäßig auf die Insel.
Die Inseln laden immer zu einem Kurzbesuch ein und Leer ist auch immer einen Abstecher wert. Wilhelmshaven hat zudem ein tolles Marine-Museum! Das faszinierendste hier oben ist aber natürlich der Nationalpark, der Strand und die See.
Apropos Leser. Möchtet ihr die Jungs und Mädels grüßen und gibt es eventuell schon Live-Termine?
Klaro – viele Grüße an alle, die uns mögen und supporten! Bislang haben wir keine Live-Shows gespielt, werden dieses aber vermutlich im nächsten Jahr ändern. Coole Angebote gerne direkt an mich!
Ich bedanke mich herzlich und wünsche viel Erfolg für die – meiner Meinung nach – starke Scheibe und hoffe, dass wir uns mal bei einer Show sehen.
Vielen Dank – das hoffe ich auch!
Interview: Tobi Stahl
Photocredit: Promo