THE DEVIL`S TRADE – VIDÈKEK VANNAK IDEBENN

THE DEVIL`S TRADE

Titel: VIDÈKEK VANNAK IDEBENN

Label: SEASON OF MIST

Spieldauer: 45:03 Minuten

VÖ: 14. Juli 2023

Kommen wir nun zu einem Album, dessen Schwere und Düsternis sich tief in deine Gehirnwindungen schraubt und dein Herz langsam aber sicher mit einem zähen Schlamm glühender Lava überzieht: Das vierte Dark Doom Folk Album „VIDÈKEK VANNAK IDEBENN“  von THE DEVIL`S TRADE wurde am 14. Juli 2023 über Seasons of Mist veröffentlicht. Produziert von Singer/Songwriter und Bandgründer Dàvid Makò und gemischt von Szabolcs Szűcs ist hier ein knapp 45 minütiges und acht Titel starkes Album entstanden das einen direkt und ohne Umwege in der Seele trifft. Sänger Dávid Makò  sagt dazu: „Ich befand mich in einem Grenzraum zwischen Vergangenheit und Gegenwart. […] Das Konzept Grenzraum selbst ist ein nicht unbedingt angenehmer Geisteszustand, in dem sie ihr altes Leben hinter sich gelassen haben, sich aber noch nicht neue Türen geöffnet haben.“ Aus diesem frustrierten, paralysierten Zustand sei eine neue Inkarnation von THE DEVIL`S TRADE, die nächste klangliche Phase und damit auch „VIDÈKEK VANNAK IDEBENN“ entstanden.  Die freie Übersetzung des Titels lautet „Es gibt Landschaften im Inneren“ und diese Beschreibung, von zugegeben stellenweise sehr düsteren Ecken, greift das Artwork von Bálint Benkő (Volume Of Voids) sehr schön auf.

„I’ve seen the ways and none of them was mine
Crushed between the grinding teeth of time
I am a spectre of what is about to come
Not the body not even the mind
Why do I feel so week
Even though I’ve made it this far“

(Textauzszug `Liminal`)

Erwartungsgemäß ist das Tempo des Albums gemäßigt, mit gedämpftem Schlagwerk und vorwiegend leisen Gitarren, vermag aber trotzdem dank eingestreuten schweren Riffs oder kurzfristigen Schlagzeug-Ausbrüchen eine gewisse Spannung aufzubauen. Meiner persönlichen Vorliebe entsprechend habe ich es lieber wenn ich die Texte verstehen kann, aber das hier teils auf englischer und teils auf ungarischer Sprache gesungen wird stört mich diesmal kein bisschen. (Drei mal dürft ihr raten welche Sprache ich nicht kann.) Vielmehr vermag Makòs Stimme hier mit der ungarischen Sprache vorzüglich die Sehnsucht und die eigentliche Stimmung der Lieder betreffend Verzweiflung und Verlust wiederzugeben. Sie fügt sich also perfekt in das Gesamtbild ein.

Man kann sich nun darüber streiten ob sich das Album anhört wie eine lange Wehklage am Stück oder ob die Symbiose der Lieder es irgendwie hinbekommt ein großes Ganzes zu erschaffen. Schlecht finde ich kein einziges der Lieder, trotzdem zieht „VIDÈKEK VANNAK IDEBENN“ einen auch mit einigen Wiederholungen in den Sumpf von tiefsten Tiefen. Ich dachte beim ersten Hören, dass es eigentlich dem Label entsprechen ein Herbst Album ist, bei dem man sich mit einer Decke auf die Couch oder wahlweise ins Bett lümmelt und den Sommer betrauert, sich vor dem nass-kalten und nebligen Draußen in sich zurückzieht. Denn das würde ja diesem Grenzraum aus Abschied und Neubeginn auch gut entsprechen. Nach einiger Überlegung bin ich nun doch mit dem Release Datum im Sommer einverstanden, denn „VIDÈKEK VANNAK IDEBENN“ verfügt über eine solche relative Dunkelheit, die im Herbst sicher nur schwer zusätzlich auszuhalten wäre. Trotzdem wird dieses wirklich tiefe, hypnotische Album voller Gefühl auch sicher dann noch bei mir laufen. Und eventuell ist auch ein Tour Besuch drin, denn die Herren Dàvid Màko (Gesang & Gitarre/Banjo), Gàspàr Binder (Schlagzeug) und Gàbor Tòth (Keyboard) von THE DEVIL`S TRADE sind im Herbst mit den großartigen Alcest unterwegs. Eine Kombination die durchaus sehenswert ist wie ich finde.

Zusammenfassend ist „VIDÈKEK VANNAK IDEBENN“ ein Soundtrack für Seelen, die im Grenzraum festsitzen und hungrig danach sind, sich an neue Realitäten anzupassen und weiter zu wachsen, jenseits der Grenzen, die sie so oft fesseln .

Judith Kroll vergibt 8,5 von 10 Punkten