Am 03. März erscheint das Debütalbum “Vast Reaches Unclaimed” von MAJESTIES mit dem das Hartstahl-Trio an die Ursprünge des Göteborg Death Metal erinnern möchte. Das Album erscheint über 20 Buck Spin und kommt in den Formaten CD, LP, Tape und in digitaler Form. Wir haben mit Gitarrist Carl Skildum über die Platte, was Metal für ihn bedeutet und über Chat GPT gesprochen.
Hallo lieber Carl, ich bin Tobi und ich habe ein paar Fragen über euer Debütalbum “Vast Reaches Unclaimed” und freue mich, dass es mit unserem Interview geklappt hat. Here we go.
Seid ihr nervös wegen des bevorstehenden Releases oder bleibt ihr cool, da ihr es von euren anderen Bands (Obsequiae und Inexorum) her schon kennt?
Hi Tobi, danke für das Interview! Ich habe ein sehr gutes Gefühl, was die Veröffentlichung des Albums angeht – es war großartig, die Reaktionen auf die ersten Singles zu hören.
Was denkst du, wie deine Fans das Album aufnehmen werden?
Mit Vorhersagen tue ich mir immer schwer, da ich nicht abschätzen kann, was gut ankommt und was nicht. Aber ich hoffe, dass es jedem, der sich an die wilde Anfangszeit des Melodic Death Metal erinnert, ein bisschen Freude bereitet und vielleicht auch neue Hörer an die Klassiker heranführt.
Gesang war fertig, dann kam Covid19!
Möchtet ihr euch euren neuen Hörern vorstellen und ihnen sagen, was sie bei MAJESTIES und auf “Vast Reaches Unclaimed” erwarten können?
MAJESTIES entstand kurz nachdem Tanner Anderson mich in die Live-Band von OBSEQUIAE holte. Wir entdeckten, dass wir beide eine starke Bindung zu den ersten paar Platten des Melodic Death Metals hatten, der im überwiegend in Schweden gespielt wurde und beschlossen, an unseren eigenen Ideen zu arbeiten, als ein spaßiges Nebenprojekt und als eine Möglichkeit, mehr Zeit miteinander zu verbringen.
Wir schrieben zwischen 2016 und 2018 eine Menge Material und entschieden uns daraus unser Album “Vast Reaches Unclaimed” zu machen. Wir holten Matt als Bassisten dazu und hatten alles bis auf den Gesang fertig, als die Pandemie zuschlug. Wir haben viel Zeit damit verbracht, an diesem Album zu arbeiten und sind sehr froh, es jetzt veröffentlichen zu können.
Wo liegen eure musikalischen Wurzeln? Warst du schon immer vom Göteborger Stil angezogen?
Ich habe mich in den 80er Jahren für Heavy Metal und Punk interessiert und in der Hochphase des Thrash mit dem Gitarrenspiel begonnen, das ist also eine gute Grundlage für meine musikalische Reise. Ich entdeckte den Death Metal ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als er sich entwickelte, und es machte viel Spaß, den Nervenkitzel zu erleben, einfach in den Plattenladen zu gehen und”“Clandestine” oder “Necroticism” zu kaufen, sobald sie herauskamen.
Ich hatte ein paar Freunde, die auch jeder neuen Death- und Black-Metal-Platte hinterher liefen, die uns in Minneapolis erreichte (normalerweise Importe, aber es gab auch viele großartige US-Bands). Eines Tages rief mich einer meiner Kumpels an, um von der Wrong Again Records Comp zu schwärmen, die er gerade bekommen hatte, und spielte am Telefon von In Flames “Everdying”. Das war’s – die perfekte Mischung aus all den Elementen, die ich liebte. Ein paar Jahre lang jagte ich alles, was ich auf diesem Label oder allgemein im Bereich des melodischen Death Metal finden konnte, was natürlich eine Menge Göteborger Bands einschloss.
Ich kann die Einflüsse der frühen In Flames auf eurem Album deutlich heraushören. Vielleicht liegt es daran, dass ich „Foregone“ auch gerade redaktionell bearbeitet habe. Was sagst du dazu?
Die Bands dieser Ära hatten alle ihren eigenen Sound, aber was sie gemeinsam hatten war ein Händchen für Melodien und den Einsatz von zwei (oder mehr) Gitarrenlinien in Harmonie, während sie sich immer noch in einem Death-Metal-Rahmen bewegten. Die meisten meiner Lieblingssongs wurden in einer eher linearen Weise geschrieben, mit vielen Riffs, die aufeinander aufbauen, statt der üblichen Strophe/Chorus/Strophe-Strukturen, so dass es von Anfang bis Ende einfach nur spannend war.
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, diese Struktur für MAJESTIES zu verwenden, und wenn du darin frühe In Flames hörst, ist das cool – sie sind sicherlich ein großartiges Beispiel für diese Art des Schreibens, besonders auf ihren ersten paar Platten. Wir haben nicht die Absicht, ein Klon oder eine Hommage an eine bestimmte Band zu sein und hoffen, dass es genug von unserem eigenen Charakter und unserer Persönlichkeit hat, um für uns selbst zu stehen.
Vergleiche mit In Flames sind cool, aber wir haben unseren Stil!
Könnte jeder von euch einen Satz zu seinen Songs schreiben, als eine Art Liner-Note, bitte?
´In Yearning, Alive´
In diesem Song geht es darum, wie wir uns der Unbeständigkeit des Lebens stellen, und es ist auch eine Ode an diejenigen, die wir verloren haben. Er bereitet die Bühne für den Aufbruch ins Unbekannte – sowohl in dieser Welt als auch im Sternenlicht, das uns danach erwartet.
´The World Unseen´
Dies ist der zweite Song, den wir als MAJESTIES geschrieben haben, und er enthält ein Riff, das ich bereits 1997 geschrieben habe. Der Text handelt von Astralprojektion und luzidischen Träumen.
´Our Gracious Captors´
Ich hatte die Vorstellung, in einem Spiegellabyrinth von unbekannten Mächten gefangen zu sein, die gerade genug Ressourcen für das grundlegende Überleben zurücklassen. Die Frage ist, ob man die unsichtbaren Entführer besänftigen oder versuchen soll, den Spiegel zu durchbrechen, um zu sehen, was auf der anderen Seite ist.
´Verdant Paths To Radiance´
Wir alle leben in Städten, aber nicht weit von Gegenden entfernt, in denen wir die Natur genießen können. Dieser Song soll das Gefühl der Erleichterung und Ehrfurcht hervorrufen, wenn man sich in der freien Natur aufhält, aber auch die Traurigkeit, wenn man sie verlassen muss, um in die reale Welt zurückzukehren.
‚Across The Neverwhen´
Ich habe diesen Text ein Jahr geschrieben, bevor der Begriff “Multiversum” in den Kinos in aller Munde war, aber eigentlich geht es darum, dass jede Entscheidung, die wir in unserem Leben treffen, sich auf alles auswirkt – und wenn wir eine andere Entscheidung treffen würden, wäre das Universum ein völlig anderes. Was wäre, wenn wir die Ergebnisse einer anderen Entscheidung sehen könnten?
´Seekers Of The Ineffable´
Ich habe das Gefühl, dass dies auf die meisten meiner Freunde zutrifft, die von allen Formen des Heavy Metal besessen sind – es geht um mehr als nur Musik, es geht um Magie und die Flucht aus dem Alltäglichen.
´Sidereal Spire´
Ein Wanderer entdeckt einen Kristallturm, der zu einer prophezeiten Zeit in einer verlassenen Einöde aufgetaucht ist. Das Betreten des Turms und das Erklimmen der endlosen Treppe in die Sterne offenbart viele wundersame Anblicke, aber schließlich ist der Kletterer zu weit gereist, um nach Hause zurückkehren zu können, und er stirbt, während er auf die Welt unter ihm hinunter blickt und von seinen verlorenen Lieben träumt. Das Cover des Albums basiert auf diesem Konzept.
´Temporal Anchor´
Eine Geschichte über Zeitreisen – der Zeitanker ist ein Gerät, das ein kleines Labor in eine Blase sperrt, in der die Zeit extrem langsam vergeht. Außerhalb der Blase vergeht die Zeit in normalem Tempo. Mit jeder Benutzung des Zeitankers wird der Erfinder des Geräts immer weiter in die Zeit zurückgeschickt, ohne dass es eine Möglichkeit gibt, zurückzukehren.
´City Of Nine Gates´
Der Titel ist eine Metapher für den menschlichen Körper, der ständig von innen und außen angegriffen wird. Dies ist ein weiterer unserer frühesten Songs aus der Zeit, als wir gerade erst anfingen.
´Journey’s End´
Von dem Moment an, als dieser Song entstand, fühlte er sich wie das Ende einer Platte an – wehmütig und hoffnungsvoll zugleich. Wir haben ihm sogar diesen Titel gegeben, bevor es überhaupt einen Text gab, also repräsentiert er natürlich das Ende dieses Kapitels und lässt hoffentlich Vorfreude auf das, was danach kommen mag.
Wo seht ihr euch in fünf Jahren mit MAJESTIES und euren anderen Bands? An welchen Projekten würdet ihr am liebsten arbeiten?
Ich hoffe, dass wir noch ein oder zwei weitere Platten haben werden, auf die wir genauso stolz sind, wie auf unsere Erste. Wir haben alle Visionen für kommende Veröffentlichungen von all den anderen Bands, in denen wir mitgewirkt haben, also wird hoffentlich niemand zu müde, von uns zu hören. Ich genieße es, an all diesen Projekten zu arbeiten, da sie alle leicht unterschiedliche Interessengebiete befriedigen.
Es wäre schön, nach Europa zu kommen!
Werdet ihr live spielen? Dann mit Gastmusikern? Denn euer Lineup ist besteht aus
Tanner Anderson – Gitarren/Gesang/Schlagzeug
Carl Skildum – Gitarren
Matthew Kirkwold – Bass
und Tanner kann nicht gleichzeitig Gitarre und Schlagzeug spielen und sich auf die Vocals konzentrieren – oder ist er ein Krake? *lacht
Haha – die Vorstellung, dass Tanner im Stil einer Ein-Mann-Band spielt, wäre sicherlich amüsant. Wir haben uns vor kurzem mit einem alten Freund zusammengetan, der auf zukünftigen Aufnahmen Schlagzeug spielen wird, und obwohl das die Tür für Live-Auftritte öffnet, leben wir jetzt alle in verschiedenen Teilen des Landes, also haben wir keine unmittelbaren Pläne, abgesehen vom Schreiben von mehr Material.
Habt ihr auch vor, in Zukunft in ganz Europa zu spielen? Ich würde euren Sound gerne live hören und fühlen.
Das ist sehr nett, dass du das sagst, und ich weiß, dass es wunderbar wäre, eines Tages in Europa aufzutreten. Das ist aber wahrscheinlich noch ein bisschen weiter weg, als ich im Moment vorhersagen kann.
Kennst du Chat GPT? Das Programm, mit dem man Liedtexte schreiben kann? Glaubst du, dass einige Bands es benutzen? Würdest du es benutzen?
Ich denke, Technologie kann als Werkzeug eingesetzt werden, um die Kreativität zu unterstützen oder sie zu ersetzen. Ich genieße es wirklich, Texte zu schreiben – es ist eine meiner Lieblingsphasen des Songwritings. Ich glaube nicht, dass ich das jemals von einer KI erledigen lassen würde. Das Gleiche gilt für die Covergestaltung – ich habe schon einiges gesehen, das von den verschiedenen Bildbearbeitungsprogrammen da draußen erstellt wurde und wirklich beeindruckend ist. Aber ich habe immer gescherzt, dass der beste Grund, eine Platte zu schreiben, der ist, eine Ausrede zu haben, um ein großartiges Coverbild bei einem Künstler in Auftrag zu geben, den ich bewundere. Ich hatte eine großartige Zeit, mit Juanjo Castellano für das Cover von “Vast Reaches Unclaimed” zu arbeiten, und er hat ein Cover geschaffen, das meine kühnsten Träume übertrifft!
Möchtest Du unseren Lesern, deinen Hörern, am Ende unseres Gesprächs noch etwas sagen?
Ich weiß das nette Feedback und die freundlichen Worte, die wir bis jetzt gehört haben, wirklich zu schätzen und hoffe, dass diese Platte euch für eine Weile aus dem Alltag entführt.
Ich wünsche euch von Herzen viel Erfolg bei allem, was ihr tut, und dass „Vast Reaches Unclaimed“ ein großer Erfolg wird.
Interview: Tobi Stahl
Photo Credit: Sarah Kirkwold