CLOUD RAT
Titel: THRESHOLD
Label: ARTOFFACT RECORDS
Spieldauer: 30:53 Minuten
VÖ: 07. Oktober 2022
Grindcore – das Genre, das ich so nie wirklich dem Metal zuordnen will, denn es steckt einfach zu viel Punk (auch Attitüde) in dieser Musik. Nun gut, der Begriff Musik mag in diesem Kontext dann auch schon wieder kontrovers sein. Anyway, die Amis von CLOUD RAT sind auf jeden Fall ein heißes Eisen in diesem Genre. Nicht weil sie schon lange den Sound prägen. Nein, vielleicht eher weil sie modernen Grindcore erschaffen können. Grindcore, der nicht ständig auf FETO, ECDER oder Horrified und World Downfall schielen muss. Und auch hier muss man sagen: Grindcore als Genre bietet sowieso eine extreme musikalische und inhaltliche Varianz.
CLOUD RAT aus Michigan, seit 2009 in der Szene aktiv, veröffentlichen mit „Threshold“ ihren vierten Longplayer. Neben vielerlei Splits, EPs und Livealben sind es die Studioalben, die die ganze Klasse dieser Truppe herausheben. Am vermeintlichen Gesang tobt sich Madison Marshall aus, Rorik Brooks malträtiert die Saiten und Brandon Hill kloppt die ganze Konkurrenz am Schlagwerk in Grund und Boden.
CLOUD RAT brillieren in ihrem teils vertrackten Grind, der eindeutige Spuren von Crust und Powerviolence mit sich bringt. Die Drumfills von Brandon Hill sind teilweise abenteuerlich, das Riffing einzigartig und das heisere Gekreische passt wie Hinterteil auf Eimer. Manche Passagen sind fiebrig pitchend, andere klassischer straighter Grind. Insgesamt zeigen sich CLOUD RAT recht modern ohne in Selbstgefälligkeit zu verfallen. Alle Tracks sind unnachahmlich präzise und auf den Punkt ausgespielt. Da bleiben keine Fragen und kein Aber. Es herrscht allenthalben eine unglaubliche Dynamik und unmenschliche Tempovariationen auf der Scheibe vor. In solcher Form habe ich das bislang selten gehört. Hier sind durchweg Parallelen zur neuen Wormrot Scheibe erkennbar, auch was die Spiellänge der Songs angeht. Da wird doch glatt die Drei-Minuten-Marke im bärenstarken Abschlusstrack ‚Babahaz‘ erreicht. CLOUD RAT wandeln auf „Threshold“ zwischen rasender Härte, verhaltener Aggression und spielerischer Perfektion. Unglaubliche Scheibe und wahrlich ein moderner Klassiker des Grindcores!
Ingo Holzhäuser vergibt 10 von 10 Punkten