Die ersten beiden Scheiben der US-Amerikaner von FUNERAL CHIC waren eine krasse Mischung aus Crust, Black Metal und einer Schippe Rotz. Hier wurden Geschwindigkeitsrekorde gebrochen und Vergleiche zu Trap Them, Ancst oder auch Nails wurden stets bemüht. Mit „Roman Candle“ schärft man nun das Klangprofil oder genauer gesagt: man hat ein neues, sehr viel eigenständigeres geschaffen. Vielleicht sollte ich sagen, dass das blackige Element deutlich zurückgenommen worden ist und Rock, Punk und Rotz signifikant erhöht wurden.

Wie ein moderner Seventies Straßenköter rocken sich die Buben größtenteils durchs Gehölz. Dabei bleiben sie konstant groovig, griffig und unbarmherzig hart. Rock ’n‘ Roll der Sonderklasse, aber kein happy listening wenngleich FUNERAL CHIC mir Glücksmomente en masse bescheren. Die Musik ist zu jederzeit bissig, düster und hart.

Sogar die vereinzelten Saxophon Passagen sind einfach stimmig. Ich mag dieses Instrument per se nicht, aber hier passt es einfach so als wäre es so gewachsen. Diese Scheibe ist so vielfältig und arschcool, keine Ahnung was die Jungs aus Charlotte, North Carolina,  morgens im Kaffee hatten. In jedem Falle eine Menge Mut und Innovation, um einen solchen Brecher zu komponieren.

FUNERAL CHIC ist mit „Roman Candle“ eine Art Selbstfindung gelungen, ein formidabler Neustart und gleichzeitig ein unbarmherziger Schlag in die Magengrube. Eine Mischung aus kernigem Bourbon, versautem Gossengirl, rotzigem Punk ’n‘ Roll und einer Schlägerei im Hinterhof einer Vorstadtkneipe. Gehört definitiv in die Top Liste des Jahres 2022!

Ingo Holzhäuser vergibt 9 von 10 Punkten

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