SILVER DUST
Titel: LULLABIES
Label: ESCUDERO RECORDS
Spieldauer: 42:54 Minuten
VÖ: 29. April 2022
Die Schweizer Dark/Gothic/Industrial Rocker SILVER DUST rund um Mastermind, Gitarrist und Sänger Lord Campbell, den ehemaligen Profi-Eishockeytorhüter Christian „Kiki“ Crétin, legt mit “Lullabies“ ihren vierten Longplayer vor.
Der Sound des in der Steampunk-Ästhetik beheimateten Quartetts ist im Grundsatz kraftvoll und vielfältig und vermischt hartes Riffing mit den dunklen, melodischen Vocals des Lords sowie mit elektronischen und symphonischen Elementen.
Nach dem düsterorchestralen Intro tönen die beiden Stücke `Emeline´ und `Follow Me´ beispielsweise nach einem Hybrid aus HIM und Depeche Mode mit NDH-Riffing.
Bei letzterem erzeugen zudem lateinische Choräle eine feierlich-sakrale Stimmung, welche im folgenden `Eternité´ nochmals aufgenommen wird. Dann dominieren hier jedoch Riffgewitter und Synthiepower gemeinsam mit den französischen Lyrics.
`Stand By Me´ ist ein eingängiger Gothicsong und der erste kleine “Hit” der Scheibe. Das folgende `I`ll Risk It` verbindet wie auch später `Echoes Of History` Metal und Elektro und schielt sogar ein wenig in Richtung Industrial.
Die melancholische Vorabsingle `There´s A Place Where I Can Go´ ist das definitive Glanzlicht des Silberlings, bevor `Animal Swing´ und `Burlesque´ wie ein schräger Mix aus R`n`R, Polkapunk, harten Riffs und System Of a Down Vocals daherkommt. Die kurze, symphonisch-bombastische, rein instrumentale Orchesterfassung des Tracks `Forever´ vom 2018er “House 21”-Album markiert als Bonustrack den ebenfalls ein wenig merkwürdigen Schlusspunkt.
“Lullabies” wirkt kraftvoll und vielseitig, aber auch irgendwie unrund und zerrissen. Die Kompositionen sind selten so richtig zwingend und überzeugend und könnten von den wenigen genannten Highlights einmal abgesehen etwas mehr Biss und Eingängigkeit vertragen.
Die in Anlehnung an den US-Filmemacher Tim Burton oft als “Burtonian” bezeichnete Band und ihr “theatralical metal” machen entgegen der Behauptung im Infotext nicht den Eindruck „ihren eigenen musikalischen Touch eindeutig gefunden“ zu haben.
Michael Gaspar vergibt 6 von 10 Punkten