AXEL RUDI PELL
Titel: DIAMONDS UNLOCKED II
Label: STEAMHAMMER/SPV
Spieldauer: 51:28 Minuten
Über den Sinn und Unsinn von Cover-Alben kann man bekanntlich trefflich streiten. Aber das Argument von AXEL RUDI PELL: „es ergibt keinen Sinn, brandneue Songs herauszubringen, die man nicht live spielen darf“ ist natürlich ein durchaus schlagendes. Und so kredenzt uns unser Lieblings-Ruhrpott-Rocker in Fortsetzung des 2007 veröffentlichten ersten Teils “Diamonds Unlocked II“.
Entgegen der Aussage des Protagonisten, vor allem Wert auf Qualität und Originalität der Umsetzung gelegt zu haben, finden sich die ersten beiden Tracks nach dem eigenkomponierten Intro doch recht nah am Original. Sowohl ‚There‘s Only One Way To Rock‘ (Sammy Hagar/Van Halen) als auch ‘Lady Of The Lake‘ (Rainbow) klingen auch um die zwanzig Jahre später noch zeitlos und frischer als das hier „Nachgespielte“.
Dieser durchwachsene erste Eindruck bestätigt sich glücklicherweise nicht. Denn die folgenden genre-fremden, softeren Tracks werden auf typische AXEL RUDI PELL-Weise in straighte Rocker oder emotionale, energetische Rock-Balladen verwandelt. Und die Stimmen von Paul Anka/Tom Jones (‚She´s A Lady‘), dem ehemaligen Rainbow-Keyboarder Tony Carey (‚Room With A View‘) und Chris Norman (‚Sarah (You Take My Breath Away)‘) passen dann auch perfekt zum rauhen, kraftvollen Organ von Sänger Johnny Gioeli. Dem bekanntlich auch bei den Hard Rockern von Hardline aktiven Frontmann gelingt es nun spielend, den Originalen gerecht zu werden und den Bearbeitungen seinen Stempel aufzudrücken.
Drei weitere Stücke ragen heraus und sind es wert, näher beleuchtet zu werden. Aus dem ohnehin grandiosen Punkrock-Hit ‚Rock’N‘Roll Queen‘ (The Subways, 2005) macht der deutsch-amerikanische Fünfer eine „mollige“ Heavy-Rock-Hymne, die sich gewaschen hat. An einem Kaliber wie dem Rolling Stones-Klassiker ‚Paint It Black‘ kann man sich eigentlich nur verheben, doch auch hier glückt die Umsetzung im ARP-Stil und die Band zieht sich sehr gut aus der Affäre, indem sie sich an der Deep Purple-Livefassung von 1993 orientiert. Das abschließende epische, siebenminütige Highlight stellt die hymnisch-melodische Adaption des relativ unbekannten ABBA-Evergreens ‚Eagle‘ dar.
Ein überwiegend guter Dreher, den man immer wieder mal auflegen kann und gerne am Stück durchhören möchte. Viele Tracks werden gut in Szene gesetzt und mit üppigen Soli aufgewertet. Das macht Laune, weckt Lust auf das nächste, 2022 anstehende Studioalbum und ist definitiv die beste der bisher von mir in diesem Jahr getesteten Cover-Scheiben und Compilations. Also: wenn schon ein Cover-Album, dann doch bitte so gekonnt und unterhaltsam wie hier!
Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten