FEAR FACTORY – AGGRESSION CONTINUUM

FEAR FACTORY

Titel: AGGRESSION CONTINUUM

Label: NUCLEAR BLAST

Spieldauer: 48:39 Minuten

Nach über 30 Jahren Bandgeschichte und momentanem Stand der Dinge wird – wohl bedingt durch Streit um Finanzen, Namensrechte und die weitere künstlerische Ausrichtung – „Aggression Continuum“ also tatsächlich das (vorerst) letzte Studioalbum von FEAR FACTORY mit Burton C. Bell am Mikro sein, der in der offiziellen Info bereits gar nicht mehr als offizieller Teil des Lineups geführt wird, aber noch auf der gesamten Scheibe zu hören ist.

Dabei bietet der Silberling alle typischen Trademarks des gewohnten Industrialsounds der Gruppe wie die hämmernden, klackernden Stakkato-Riffs, das maschinelle Drumming und das charakteristische Organ des charismatischen Frontmanns. Die Vocals pendeln dabei wie immer zwischen Aggression, Raserei und purer Schönheit in den cleanen Passagen und den eingängigen Refrains hin und her.

Ihre Bedeutung für den Sound kann man dabei eigentlich gar nicht überbewerten, denn man hängt sprichwörtlich an Mr. Bell´s Lippen. Egal, ob er im Titelsong rausschreit, kein Opfer mehr sein zu wollen, oder in ‘Purity’ flehentlich darum bittet, so angenommen zu werden, wie er eben ist. Beim hymnischen „I am your saviour“ im Chorus von ‘Fuel Injected Suicide Machine’ ist man schließlich förmlich versucht, alles stehen und liegen zu lassen und ihm bedingungslos nachzufolgen.

Doch an dieser Stelle soll es jetzt nicht darum gehen, einzelne Songs auseinanderzunehmen. Es gibt durchweg gute Stücke und echte Bretter wie den vermutlich härtesten Track ‚Disruptor‘, die einen aber andererseits auch nicht gänzlich umhauen. Eine solide und wie zu erwarten wenig überraschende Platte, der der Anspruch eine Art Vermächtnis sein zu müssen, vielleicht ein wenig den Stecker gezogen oder zu viel Last auf die Schultern geladen hat.

Manchen wird es an Brutalität, manchen an Industrial-Parts mangeln, über fehlende Eingängigkeit und zu wenig gute Hooks wird sich dagegen niemand beschweren dürfen. FEAR FACTORY anno 2021 können nicht so revolutionär und ihrer Zeit voraus wie mit „Demanufacture“ und „Obsolete“ in den 90ern sein. Und bei der Bewertung schwingt auch immer ein wenig Wehmut über das Ende einer Ära und die Sorge mit, wie der zukünftige Sound der Band wohl aussehen kann und mag.

Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten