AUTUMN BRIDE – UNDYING

AUTUMN BRIDE

Titel: UNDYING

Label: Stamping Ground/Preiser Records

Spieldauer: 45:07 Minuten

Unter dem Label “Symphonic Metal” scheint jedermann (und jedefrau) etwas anderes zu verstehen. Ich denke dabei stilistisch, wenn es um vornehmlich weibliche Vocals geht, vor allem an bekannte Vertreter wie Nightwish, Epica und Within Temptation. “Undying”, das vorliegende Debüt der Österreicher AUTUMN BRIDE würde ich schon allein der rockigen, sonoren und eher “unsymphonischen” Stimme wegen, wenn überhaupt nur in minimalen Anteilen diesem Genre zurechnen. Zur weiteren Einordnung des Gehörten scheinen mir am ehesten Kobra And The Lotus und Halestorm als Vergleich geeignet zu sein. Großen Einfluss auf den Sound der vier Wiener hat zudem die Tatsache, dass die Mitglieder der Rhythmussektion in verschiedensten Thrash- und Death-Combos tätig waren. Was aber in meinen Ohren auch zur Folge hat, dass die bratenden Gitarren und treibenden Drums nicht immer so recht organisch zu den heavy-rockenden Vocals von Suzy Pointinger passen wollen. Der beinahe einzigartige Sound ist partiell dann aber doch durchsetzt mit packenden Riffs, reizvollen Melodien sowie hoher Energie und Emotionalität. Unterdessen beruht das lyrische Konzept auf den substanziellen Themen des Mensch-Seins wie Leben und Tod, Furcht und Hingabe sowie Liebe und Hass.

Eine gefühlvolle Rock-Hymne mit sehr eingängigem Refrain ist beispielsweise das bereits als Vorabsingle bekannte ‘Fear And Devotion’. Beim packenden, vielseitigen ‘Moonlit Waters’ meint man fast, es mit mehreren Sängerinnen zu tun zu haben. Nach ruhigem Beginn und “normaler” Rockvoice, könnte der Refrain auch von beispielsweise Anette Olzon stammen, während mich die folgende Überleitung an Floor Jansen denken lässt und das symphonische Ende gar an Tarja Turunen erinnert. Das getragene ‘Monsters’ ist durch seinen akustischen Beginn, der sich in eine (Halb-)Ballade mit getragenen Vocals über einem wabernden Soundteppich verwandelt, zwar anders, aber leider auch mehr oder weniger langweilig. Eher schleppend und geheimnisvoll kommt ‘Ravenqueen’ daher, welches trotz – oder gerade wegen – seines etwas schwülstigen, aber zündenden Chorus (“take my life, take my all, I am yours forevermore”) im Gedächtnis bleibt. Das mega-gute ‘Guardian Angels’ war bereits im Jahr 2019 die erste Single der Gruppe und ist mit ausgeprägter Laut-Leise-Dynamik und einem grandiosen Chorus der wohl eingängigste Song der Platte. Ebenso ein Volltreffer ist das packende Finale ‘Foreslket’ (dänisch für verliebt), dessen wunderbare Melodie in den Vocals und Leads gekonnt aufgenommen und wiederholt wird und dessen englischer Text mit Versatzstücken verschiedenster Sprachen aus aller Welt versehen ist, darunter Walisisch, Polnisch, Norwegisch, Arabisch und Hindi. So wird abschließend nochmals das zentrale Thema aufgriffen: “die Liebe eint uns alle. Sie kennt kein Alter, keine Religion, keine Hautfarbe und fragt nicht wo du herkommst“. Und wer immer schon mal wissen wollte, wie eine Mischung aus Paradise Lost-Riffs und weiblichen Vocals klingen würde, sollte hier auf jeden Fall mal reinhören.

Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten