KATATONIA – CITY BURIALS

KATATONIA

Titel: CITY BURIALS

Label: PEACEVILLE / EDEL

Spieldauer: 48:30 Minuten

Wohl wissend, dass eine Benotung unter 12 von 10 möglichen Punkten den Unmut des Chefredakteurs auf sich ziehen würde, lauschte ich dem neuen KATATONIA-Album besonders aufmerksam. Die medial wirksam verkündete Pause hatte sich ja bereits als Miniauszeit entpuppt ‒ knapp vier Jahre zwischen zwei Alben erscheinen lediglich aufgrund des zwischen 2013 und 2017 herrschenden Live-VÖ-Sperrfeuers Katatonias als lange Zeit, denn zwischen „Dead End Kings“ und „Fall Of Hearts“ lag in etwa die gleiche Zeitspanne. „Lacquer“ sorgte dennoch vorab bei einigen Fans für Schockstarre (das aufgrund des Wechselgesangs etwas an Pure Reason Revolution erinnernde „Vanishers“ geht noch mehr in diese Skandinavien-Krimi-Soundtrack artige Richtung), wobei klar sein musste, dass die Band diesen Albumsong bewusst als Nebelkerze zündete, und das knackig rockende, voll ins Langzeitgedächtnis krachende „Behind The Blood“ half ja auch Licht ins Dickicht werfen. Für mich offenbaren sich in letzterem Stück trotz aller gegenteiligen Behauptungen gewisse Brüche im Bandsound, wenn auch in schlüssiger Form: das perkussive Eröffnungsriff beißt solange in die sich windenden wilden Solokaskaden, bis endlich ein Hauptriff Ruhe in den Sturm bringen kann. Tatsächlich ist das von Jonas Renkse komponierte Album ein auffallend selten auf Gitarrenriffs aufbauendes, meines Erachtens weit weniger als in Interviews behauptetes hart rockendes Werk, dessen diesmal recht unspektakuläre Dynamik sich auffallend am Fluss der (meist) wunderbaren Bildsprache Renkses orientiert. „Night Is The New Day“, ebenfalls auf des Sängers Kappe gehend, war in Sachen Gitarren deutlich knackiger. „City Burials“ ist aber eben auch wieder ein sehr düsteres, wie der Albumtitel schon suggeriert äußerst urbanes Stück Musik geworden, denn in Häuserschluchten wie dem Albumhöhepunkt „City Glaciers“ (mit coolen Classic Rock-Noten im Mittelteil) wandelt man im vage Schatten werfenden Neonlicht mit äußerster Vorsicht, auch wenn „The Winter Of Our Passing“ recht brüsk dahin marschieren darf. Im zweiten Teil des Albums kommt „Flicker“ mit schönen Hooks richtig knorke um die Ecke, während das Riffing in „Neon Epitaph“ von keiner anderen Band in Verbindung mit einer solchen Melodielinie umgesetzt werden könnte und „Untrodden“ mit einem tollen Solo punktet. Die genialisch auf den Punkt komponierte Blaupause „The Great Cold Distance“ bleibt für mich jedoch auch nach der dezenten Neuausrichtung weiter unerreicht. Die Benotung bleibt dennoch wirklich formidabel. Nichtsdestotrotz bin ich jetzt gefeuert… ( :-), 10/10 hätte mir gereicht…-CL) See ya in another world with a heart set to divide.

Patrick Müller vergibt 8,5 von 10 Punkten