CONCEPTION – STATE OF DECEPTION

CONCEPTION

Titel: STATE OF DECEPTION

Label: CSF / SOUND POLLUTION

Spieldauer: 39:19 Minuten

Sehr lang – nämlich 30 Jahre – ist es her, dass die norwegische Progressive-Band CONCEPTION sich mit einem Demo einen Platz in meinen damaligen Underground-Vertrieb sichern wollte. Nach dem sehr zwiespältigen Genuss dieses Demos musste ich den Jungs leider absagen. Instrumental als auch aus Songwriting-Gesichtspunkten war das schon sehr interessant, was die Norweger da ablieferten. Nur der Gesang, der ging leider gar nicht. Ein Jahr später stand die Band – Gott sei Dank – wieder bei mir auf der Matte. Diesmal hatte man das Vorab-Tape der Eigenproduktion „The Last Sunset“ im Gepäck und die einfach nur grandiosen Kompositionen wurden gesangstechnisch von einem Mann namens Roy S. Khantatat veredelt, der stimmlich eine absolute Offenbarung war. So kam es, dass ich mit Ragnarök das Debüt „The Last Sunset“ (erschien 1991) promotete, vertrieb und für kurze Zeit auch den Fanclub leitete, bevor ich den Jungs den Deal mit Noise vermitteln konnte. Für Noise spielten Conception mit „Parallel Minds“ (1993), „In Your Multitude“ (1995) und „Flow“ (1997) drei Alben ein, als auch das Debüt (1993) wiederveröffentlicht wurde. Danach löste die Band sich auf. Sänger Roy Khan siedelte nach Florida um, wo er insgesamt sieben Alben für Kamelot einsang, während Guitar-Wizzard Tore Ostby sich mit Ark vergnügte und Basser Ingar Amlien mit Crest Of Darkness seiner zweiten Liebe, dem Extreme Metal, huldigt[e]. 2018 gab es dann aber die lange erhoffte Reformation und nach einer EP und diversen Singles mit „State Of Deception“ auch nun endlich den erwarteten Comeback-Longplayer. Erscheinen wird das Album am 3. April 2020, wie auch schon das Debüt, auf dem bandeigenen Label CSF (Conception Sound Factory) und wird von einer – so zumindest der Stand vor Corona – umfangreichen Europatour begleitet. Was gibt es zu „State Of Deception“ zu sagen? Nun, die im Original-Line up reformierten Progressive Rocker haben nix verlernt, sich aber auch entwickelt. Nach etwa zehn Durchläufen muss ich attestieren, dass die Songs tendenziell wahrscheinlich etwas weniger experimentell, dafür ein Stück weit geerdeter und gewissermaßen reifer klingen als gerade die Songs vom Debüt. Die Flamenco-Gitarren wird man vergeblich suchen, aber tolle Rockriffs gibt es zuhauf und die facettenreiche Stimme von Roy thront über allem. Ob man den Seventies-lastigen Opener „Of Raven And Pigs“, das Harmonie-Monster „Waywardly Broken“, das balladeske und um Gastsängerin Elizy Ryd (Amaranthe) erweiterte „The Mansion“ oder den stark groovenden Hard Rocker „By The Blues“ bevorzugt, bleibt schlussendlich jedem selbst überlassen. Einzigartig und phänomenal gut sind sie alle allemal. „Anybody Out There“ ist möglicherweise der Track der am ehesten auf einem der alten Alben hätte stehen können, während „She Dragoon“ ein bisschen mehr Hektik ins Spiel bringt, bevor mit „Feather Moves“ ein sehr atmosphärischer Abschluss folgt. CONCEPTION sind back! Ohne Wenn und Aber!

 

Stephan Becker

obliveon vergibt 9,5 von 10 Punkten