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WILDHUNT – “Aletheia” als konsequenter nächster Schritt

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Aus Österreich stammen WILDHUNT, eine seit 2011 in Wien beheimatete Thrash-/Heavy-Metal-Band, die sich klanglich an den klassischen Metal-Tugenden orientiert und diese mit düsteren, tiefgehenden Texten verbindet. Nach der Debüt-EP “Scenting the Prey” (2012) und dem ersten Longplayer “Descending” machten sich WILDHUNT sowohl national als auch international einen Namen – unter anderem durch zahlreiche Liveshows, eine Europatour sowie Support-Auftritte für etablierte Szenegrößen. Mit ihrem zweiten Album “Aletheia” schlagen sie nun das nächste Kapitel auf: Sieben neue Songs, selbst arrangiert und produziert, erscheinen am 02. Januar 2026 über Jawbreaker Records. Anlass genug, um mit den beiden Gitarristen Julian und Wolfgang von WILDHUNT über die Band im Allgemeinen und ihr neues Album zu sprechen.

Tobias:
Hallo nach Wien in die Zentrale von WILDHUNT. Wo erwischen euch meine Fragen gerade? Hoffentlich nicht mitten im gemütlichen Urlaub oder Ähnlichem.

Julian:
Hallo! Zurzeit sind wir noch voll beschäftigt mit Vorbereitungen, Proben und Organisation für den Release von “Aletheia” im Jänner und die bevorstehende Release-Show im Februar.

Tobias:
Wie ist denn derzeit die Stimmung im Lager von WILDHUNT? Die besinnliche Zeit steht an und euer Album kommt am 02. Jänner – wie man in Österreich sagt – raus.

Julian:
Wir sind voller Vorfreude! Nachdem wir lange und intensiv an unseren Songs gearbeitet haben, sind die ersten Reaktionen extrem motivierend, und wir sind gespannt, wie die weiteren Rückmeldungen ausfallen werden.

Tobias:
Um euch unseren Leserinnen und Lesern näher vorzustellen, habe ich mir gedacht, dass du ein wenig über WILDHUNT, die Bandmitglieder und auch über dich selbst erzählst.

Julian:
Ich bin 2017 zur Band gestoßen, kurz nachdem “Descending” erschienen war und WILDHUNT von einer Europa-Tour zurückkam. Sofort hatte ich das Gefühl, die richtige Band gefunden zu haben und mich schnell zurechtzufinden. Die letzten Jahre waren zwar durch Line-up-Wechsel und Corona oft turbulent, aber seit Robbie Nöbauer am Bass und Lukas Lobnig am Schlagzeug dabei sind, haben wir ein stabiles und musikalisch starkes Line-up. Unsere Band hat dadurch einen riesigen Schritt gemacht. Für mich ist unser neues Album das Ergebnis dieser Entwicklung. Es zeigt, wie sehr wir uns als Band weiterentwickelt haben und wie stark unser Zusammenspiel inzwischen ist.

Tobias:
Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen – tatsächlich inspiriert von der “Wilden Jagd”, die während der Rauhnächte durch die Welt zieht?

Wolfgang:
Ja, das war tatsächlich die Inspiration! Legenden und Mythen waren schon immer eine wichtige Inspirationsquelle für unsere Texte. Ich habe das Thema für einen unserer ersten Songs, ‘The Wild Hunt’, verarbeitet und diesen Titel dann als Bandnamen gewählt, weil ich fand, dass er sehr gut zur Unberechenbarkeit unserer Musik passt.

Tobias:
‘Touching the Ground’ startet mit einigen Sekunden Stille, bevor die Gitarren einsetzen, und bleibt insgesamt instrumental. Was war eure Idee hinter diesem ruhigen Einstieg und der Entscheidung, dem Intro diesen Raum einzuräumen?

Julian:
Wir hatten für “Aletheia” die Idee, das Outro von “Descending” fließend in unser Intro für das neue Album übergehen zu lassen. Wolfgang hat das Descending-Motiv reharmonisiert, und es ist jetzt in veränderter Form, aber doch auf eine Art gleich das Intro zu “Aletheia”. Daher auch der Titel ‘Touching the Ground’, der auf Descending folgt – die Wilde Jagd steigt also herab und erreicht den Boden. ‘Touching the Ground’ wechselt dann in einen völlig überraschenden Part, der einen plötzlichen, unerwarteten Moment erzeugt und somit sehr gut unsere Entwicklung beschreibt und einen in das neue Album führt.

Tobias:
Mehrere Songs auf “Aletheia” arbeiten mit längeren Intros und ausgedehnten instrumentalen Passagen, etwa ‘The Holy Pale’ oder ‘Made Man’. Was ist euch bei diesem Aufbau wichtig, und wie entscheidet ihr, wie viel Raum Instrumentalparts bekommen?

Julian:
Ich mag es, wenn Songs nicht der gewohnten Struktur folgen und nicht immer in Abschnitte wie Strophe oder Refrain unterteilt sind. So kann ich eher überrascht werden und höre aufmerksamer zu. Die Songs auf “Aletheia” sind insgesamt zugänglicher, aber während des Schreibens haben wir uns nicht bewusst an Vorgaben gehalten und die Songs sich entwickeln lassen. Dabei sind manchmal auch längere instrumentale Passagen entstanden. Wir entscheiden also eher nach Gefühl und danach, was sich für den Song richtig anfühlt.

Wolfgang:
Die Ausrichtung und Struktur der Songs stehen nie von vornherein fest, sondern entstehen meistens sehr intuitiv. Meistens gibt es einige zentrale Parts, um die herum sich der Song nach und nach aufbaut. Wie viel Raum oder Wiederholung dann jeder Part bekommt, ist immer eine Frage des Flows und der Emotion, die wir rüberbringen wollen. Da auch die Lyrics häufig eine Geschichte erzählen, ist diese achterbahnartige Art des Songwritings für uns sehr passend. Es wäre aber auch mal spannend, bewusst eine kürzere und straightere Nummer zu schreiben.

Tobias:
Der Gesang bewegt sich auf “Aletheia” überwiegend im Heavy-Metal-Bereich und bleibt bewusst ohne härtere Vocals. War diese klare vokale Ausrichtung von Beginn an Teil des Konzepts für das Album?

Wolfgang:
Ich habe nach “Descending” Gesangsunterricht genommen und sehr an meiner Technik gearbeitet. Für mich war das ein notwendiger Schritt, weil ich mir immer schwergetan habe, die Songs live zu singen, und nach den Konzerten oft heiser war, weil ich mit falscher Technik gesungen habe. Ich habe diesmal auch versucht, mich mehr auf meine Range und den Charakter meiner Stimme zu fokussieren, anstatt Dinge zu versuchen, die mir nicht liegen. Ich glaube auch, dass die Gesangslinien auf “Aletheia” noch einmal um einiges melodiöser sind als auf unserem Debüt. Dass der Gesang vielleicht weniger hart oder extrem ausfällt wie bei anderen Thrash-Combos, sondern eher Heavy-Metal-lastig klingt, war aber keine bewusste Entscheidung, sondern eher das Resultat aus all diesen Dingen.

Tobias:
Mit ‘Sole Voyage’ beendet ihr das Album mit einem über elf Minuten langen Song. Was hat euch dazu bewogen, dem Abschlusstrack diesen Umfang zu geben, und welche Rolle soll er für den Gesamteindruck von “Aletheia” spielen?

Julian:
‘Sole Voyage’ hatte lange den Arbeitstitel ‘Finale’. Von Anfang an war die Idee, mit diesem Song einen großen Abschluss für das Album zu schaffen. Entstanden ist er erst etwas später, während der Aufnahmen sind noch viele Ideen eingeflossen, und bis zuletzt im Studio haben wir Details hinzugefügt. Sowohl durch die Instrumente als auch durch die eindrucksvollen Lyrics haben wir, denke ich, einen ganz besonderen und persönlichen Song geschaffen. Aus dem langen Outro könnte eine Überleitung zu unserem dritten Album entstehen …

Tobias:
In den – generell – sehr langen Songs finden sich häufige Tempowechsel. Im Promotext wird das Album Fans von Metallica, Megadeth, Heathen und King Diamond empfohlen, musikalisch höre ich diese Einflüsse jedoch nur bedingt heraus. Bezieht sich dieser Hinweis eher auf die Herangehensweise oder auf die lyrische Ebene?

Julian:
Wir tun uns manchmal schwer, uns einem bestimmten Genre eindeutig zuzuordnen. Ebenso ist es nicht leicht, ähnliche Bands zu nennen. Für mich bezieht sich dieser Hinweis eher auf meine persönlichen Einflüsse, die letztendlich in die Musik von WILDHUNT und “Aletheia” eingeflossen sind.

Wolfgang:
Referenzen im Promotext zu nennen war ein Wunsch von unserem Label, weil vielen Fans so etwas wichtig ist, um eine Band ungefähr einordnen zu können. Ich stimme dir zu, dass keine dieser Bands zu 100 % zu unserem Stil entspricht, aber es sind meiner Meinung nach allesamt Bands, die sich zwischen ähnlichen Genres bewegen wie wir, und ich kann mir gut vorstellen, dass Fans dieser Bands auch unsere Musik gefallen würde.

Tobias:
Wenn du die Musik von WILDHUNT heute in eigenen Worten beschreiben müsstest – wie würdest du euren Sound jemandem erklären, der euch noch nicht kennt?

Julian:
Heavy Thrash Metal war bisher immer unsere Einordnung, aber für “Aletheia” habe ich auch schon Progressive oder Epic Metal gehört – und das passt eigentlich ganz gut. Rush als Referenz zu nennen, finde ich gar nicht so unpassend. Auf den ersten Blick mag das vielleicht ungewöhnlich klingen, aber wenn man sich Harmonien, Songstrukturen und die Detailverliebtheit anschaut, erkennt man viele Parallelen, nur eben im übergeordneten Genre Metal.

Tobias:
Gibt es bereits konkrete Pläne, das neue Album live vorzustellen, etwa durch Touren oder einzelne Shows?

Julian:
Am 13. Februar spielen wir unsere Release-Show in der Arena in Wien, bei der wir das Album erstmals live präsentieren werden. Mit dabei sind unsere langjährigen Freunde von Küenring und Diamond Falcon, mit denen wir immer wieder gemeinsam auftreten. Es lohnt sich also auf jeden Fall, vorbeizukommen! Für weitere Touren und Shows stecken wir gerade mitten in den Planungen. Einige Termine stehen bereits fest, die werden wir in Kürze bekannt geben.

Tobias:
Zum Abschluss: Möchtest du den Leserinnen und Lesern von OBLIVEON noch etwas mit auf den Weg geben?

Julian:
Wir sind gespannt auf euer Feedback zu “Aletheia”! Und vielleicht wartet 2026 ja die ein oder andere Überraschung in Deutschland auf euch …

Wolfgang:
Danke für euren Support und ebenfalls frohe Weihnachten und alles Gute fürs neue Jahr!

Vielen Dank, Julian und Wolfgang, für eure Zeit und das Interview – wir wünschen dir und der gesamten Band ein erfolgreiches Jahr 2026!

Interview: Tobias Stahl
Photocredits: Wildhunt/Promo