VARIOUS ARTISTS – NO LIFE ‘TIL LEATHER – A TRIBUTE TO METALLICA’S KILL ‘EM ALL

VARIOUS ARTISTS

Titel: NO LIFE ‘TIL LEATHER - A TRIBUTE TO METALLICA’S KILL ‘EM ALL

Label: Silver Lining Music Ltd.

Spieldauer: 48:48 Minuten

VÖ: 14. November 2025

Ich erinnere mich, als sei es gestern gewesen. Doch wir schreiben das Jahr 2004. Gerade in die achte Klasse gekommen, war ich trotz rapider technischer Weiterentwicklung in Form von umhängenden mp3-Playern – sie galten als Statussymbol auf dem gesamten Schulhof – noch immer schwer verliebt in meinen uralten Sony Walkman und die selbst kopierten Kassetten meines Vaters. Irgendwann fiel mir das durchgenudelte 90-Minuten-Tape mit „Kill ‘Em All“ auf der einen und „Ride The Lightning“ auf der anderen Seite in die Finger. Obwohl mir METALLICA schon lange ein Begriff waren, war ich von dieser ersten, intensiven Begegnung mit (reinem) Thrash/Speed weitaus mehr angetan, als von dem, womit ich die Band bisher in Verbindung brachte. Und hielt ´Seek & Destroy´ für ein grandioses Finale eines gerade frisch entdeckten Meisterwerks. Bis mir ein Kumpel über ein Jahr später seine CD vorspielte. ´Metal Militia´; was zur Hölle? Woher kommt dieser Song, warum kannte ich den noch nicht? Und warum setzt der dem ganzen Spektakel noch mal einen drauf?!?! In diesem Moment war ich dem Speed Metal endgültig verfallen und doch türmten sich über meinem Kopf Fragezeichen. Heute ist man schlauer: Dad musste das Überschallgeschoss einfach wegschneiden, weil das Album schon 1983 die Maximallänge einer gängigen Kassettenseite überschritt. Wieso ich diese Story hier so lang und breit erzähle? Weil es meine ganz persönliche Anekdote ist, die mir zu einem der wichtigsten Thrash- und Speed Metal Alben aller Zeiten einfällt. Und die haben bzw. hatten wohl auch einige ganz große Namen der Szene, wie sich auf „No Life ‘Til Leather…“ zeigt.

Auf diesem Tributalbum ganz besonderer Art werden alle zehn Tracks chronologisch von einem anderen Künstler neu interpretiert; viele geben ihren eigenen Charme dazu. Neben Bands jüngeren Datums wie den Traditional Metal Newcomern TAILGUNNER, die den Reigen mit ´Hit The Lights´ eröffnen oder den Prog-Metallern SOEN geben sich auch Acts die Ehre, ohne die „Kill ‘Em All“ vor über 40 Jahren niemals entstanden wäre. Neben Großmeistern wie SAXON (´Phantom Lord´) und dem locker ebenbürtigen MOTÖRHEAD Remake von ´Whiplash´ finden sich hier auch die ewigen Lars Ulrich Faves DIAMOND HEAD mit ´No Remorse´ wieder, die TYGERS OF PAN TANG nahmen sich den ´Four Horsemen´ an, während die damaligen Tourgenossen von RAVEN der ´Metal Militia´ neues, undiszipliniertes Leben einhauchen. Ein Spitzentreffen der NWOBHM Giganten trifft auf Weggefährten vom Schlage TESTAMENT (´Seek & Destroy´) und DAVID ELLEFSON. Dieser flog erst kürzlich bei MEGADETH raus und ärgert seinen ehemaligen Brötchengeber mit einer bockstarken Neuinterpretation von Cliffs Jamsession ´(Anesthesia) Pulling Teeth´. Man könnte meinen, wenn ein wohlhabender Däne mit mittelmäßigen Drumskills „No Life ‘Til Leather…“ in die Finger bekommt, ist er mit einem Schlag wieder 17…

Einziger Abzug in der B-Note; beim Gestalten des Covers hätte man sich etwas mehr Mühe geben und mehr auf das Original Artwork mehr eingehen können, doch das tut dem Spaß natürlich nicht den geringsten Abbruch. Das Album erscheint sowohl als CD im Digipak als auch auf Vinyl. Im Booklet der CD finden sich von jedem Act kurze Zitate sowie Linernotes.

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