SEASONS IN BLACK
Titel: THE SWANSONG DIEARIES
Label: Apostasy Records
Spieldauer: 40:06 Minuten
VÖ: 21. November 2025
Am 23. November 2013 veröffentlichten SEASONS IN BLACK ihr zweites Studioalbum, satte acht Jahre nach ihrem Debüt “Deadtime Stories”. Jetzt könnte ich euch wieder in eine Zeitmaschine setzen – aber das Thema hatten wir schon im Artikel zu “Deadtime Stories” und ich spoilere euch jetzt einfach mal: Auch “The Swansong Diearies” (Schreibweise beabsichtigt – das “e” ist im Original-Artwork gespiegelt) gab es damals nicht auf Vinyl. Dafür werden Fans der 12”-Scheiben und ihres einmaligen Sounds den 21. November 2025 fett im Kalender markieren, denn dann kommen “The Swansong Diearies” zusammen mit “Deadtime Stories” als Doppel-Release auf den Markt – Apostasy Records macht das möglich. Passend zum Termin der Re-Releases spielen SEASONS IN BLACK am 22. November 2025 ein Homecoming-Headliner-Konzert in Cham. “The Swansong Diearies” erscheint in drei streng limitierten Vinyl-Varianten und digital.
Erhältlich sind:
- Limited White Vinyl – 200 Stück
- Limited Clear/White Opaque Vinyl – 200 Stück
- Limited White/Red Splatter Vinyl – 100 Stück
Die LPs kommen als Gatefold-Version, inklusive zweiseitig bedrucktem Lyricsheet und schwarzer Papierinnenhülle. Im Inneren des Gatefolds finden sich ein paar persönliche Worte von Luck, die den Re-Release mit einer eigenen Note versehen. Das Bandfoto stammt von Daniel “Trabi” Jakesch, das Frontfoto von Christian Böck und Magdalena Beckmann. Das komplette Artwork wurde von Maxx gestaltet. Die Waffe auf dem Motiv “You Get What You Give” wurde von Maximilian Moser / Twist of Fate fotografiert. Passend zum Design des Gatefolds finde ich die verschiedenen Vinyl-Varianten alle sehr stark – persönlich gefällt mir die schneeweiße Platte am besten – ein großes DANKE an Apostasy Records für die Platte, die mir als Rezensionsexemplar dient.
In der Entwicklung von SEASONS IN BLACK, deren Line-up bei “Swansong” aus Sänger Luck, den Gitarristen Wast und Roman, dem Keyboarder Maxx und Drummer Hemi bestand, markiert die Scheibe einen wichtigen Schritt. Nicht nur, dass “The Swansong Diearies” ein dickes Lebenszeichen der Bayern darstellte – auch soundtechnisch war ein deutlicher Sprung nach vorne zu hören. Thematisch blieb man sich treu: Songs über den Verfall der Welt durch Umweltverschmutzung, sinnlose Massenaufrüstung, grausame historische Ereignisse und dunkle Gefühle rund um Depressionen standen weiter im Mittelpunkt. Das Album wurde von Roman Adam in den RAR Studios in Warzenried aufgenommen und abgemischt. Die Bassspuren wurden im Aexxys Art Studio von Stephan Fimmers eingespielt. Produziert wurde “TSD” von Roman Adam und Luck Maurer, das Mastering übernahm ebenfalls Roman Adam.
‘Serenades Of A Dying Race’ ist ein instrumentales Intro, gespickt mit verschiedenen Soundeffekten – ein bisschen chaotisch anmutend, aber trotzdem irgendwie cool. Kraftvoll “marschiert” ‘Apocalyptic Army’ los – die Growls anklagend, vernichtend, eine klare Kante gegen Kriege und die Zerstörung einer Welt, wie wir sie kennen. Der Song stammt aus 2013 (oder davor), und wie es anno 2025 aussieht, wissen wir leider nur zu gut. ‘Dying 4’ startet mit einem Sample aus dem Film “Sin City” (Buena Vista International, 2005). Danach werden Headbanger den Groove-Metal-Blockbuster lieben, Freunde des lautstarken Mitsingens ebenso und Fans von SEASONS IN BLACK sowieso. Von “Deadtime Stories” kennen wir Stephanie Luzie, die auch hier zu hören ist. Schon an diesem Song hört man deutlich, dass die Band gereift ist – der einst raue Klang von 2008 trifft hier auf eine klare Produktion, aber ohne die bandtypische Intensität einzubüßen.
Der Titeltrack ‘Swansong’ geht lyrisch wie musikalisch tief unter die Haut, ‘Justified Setback’ ist eine düstere Nummer – der besungene Fat Man ist eine Bombe, die Hibakusha sind die Überlebenden der Atomangriffe. ‘Justified Setback’ ist ein bedrückendes Stück, dessen Warnung man gar nicht ernst genug nehmen kann. Seemännisch beginnt ‘XXX-Treme Unction’. Die Textpassage im Lied stammt aus ‘The Rime of the Ancient Mariner’ von Samuel Taylor Coleridge (1798), und auch Stephanie Luzie ist wieder an Bord – sie verleiht dem Death-Thrash-Nackenbrecher Tiefgang und Atmosphäre. ‘Unit 731’ enthält ein Sample aus “Men Behind the Sun”. Der Film von 1988 handelt von der japanischen Einheit 731, die im Zweiten Weltkrieg in der Mandschurei stationiert war. Wer bei ‘Apocalyptic Army’ genau hingehört hat, konnte die markante CREMATORY-Voice Felix Stass hören, der dort seine Grunts beisteuert. Das macht die Goth-Legende auch in ‘Unit 731’ und im weiteren Verlauf in ‘War Is Love’.
Waren die beiden letzten Lieder eher im Thrash- und Death-Metal zuhause – echte Abrissbirnen – so ist ‘Death 2 Death’ eine groovige, wuchtige Dampframme, deren Drums und Gitarren sich in die Gehörgänge walzen, um dort die mächtigen Growls von Luck zu entfalten. Thrash servieren SEASONS IN BLACK in ‘War Is Love’: ein hämmernder, textlich glasklarer Tritt in die Gemächte der Kriegstreiber dieser Welt – und leider zeitlos. ‘Just Suicide’ verrät schon im Titel, worum es geht – das ruhigere Finale mit seinen klagenden Vocals trifft brutal ins Mark.
Nachdem die letzten Noten von ‘Just Suicide’ verklungen sind, meine Gänsehaut verschwunden ist und ich es verkraftet habe, dass ‘M.K.W.E.K.M.’ und ‘Abg(es)ang’ auf dem Vinyl fehlen, dafür in der digitalen Variante enthalten sind, bleiben Gedanken an die wahnsinnige Intensität des Zweitwerks der Bayern. Wie dicht können Lyrics sein? Wie packend kann eine musikalische Darbietung sein? Mich hat der Schwanengesang jedenfalls komplett gepackt – und das in jeder Hinsicht.
Wenn man das “Puzzle” von “Deadtime Stories” über “The Swansong Diearies” bis “Anthropocene” zusammensetzt, erkennt man eine klare Entwicklung: Song für Song, Album für Album. Mit jeder Veröffentlichung sind SEASONS IN BLACK ein Stück gereift, ein Stück erwachsener und qualitativ stärker geworden – vielleicht waren die großen Abstände genau das, was die Musik der Band zu etwas Besonderem macht. Ich kann euch die Vinyl-Version von “The Swansong Diearies” nur wärmstens empfehlen – genauso wie “Deadtime Stories” und eben “Anthropocene”. Alle drei ein Exteme-Metal/Doomcore Fest vor dem Fest und endlich auf Vinyl gepresst – Apocalyptic Army zuschlagen!
Tobi Stahl vergibt 8,5 von 10 Punkten


