EDGE OF SANITY – UNORTHODOX (RE-ISSUE)

EDGE OF SANITY

Titel: UNORTHODOX (RE-ISSUE)

Label: Century Media Records

Spieldauer: 108:52 Minuten

VÖ: 05. Dezember 2025

Am 1992 erschienenen und heute als Meilenstein des schwedischen Death Metals geltenden Album “Unorthodox” wirkten Dan Swanö (Vocals, Piano), Andreas Axelsson (Guitars, zusätzliche Vocals), Sami Nerberg (Guitars, zusätzliche Vocals), Benny Larsson (Drums, Percussion) und Anders Lindberg (Bass) mit. EDGE OF SANITY prägten diesen rauen, eigenwilligen und gleichzeitig melodisch durchzogenen schwedischen Sound wie keine andere Band zu dieser Zeit. Doch nicht nur der Kern von EOS war am Album beteiligt: Mit den Gästen Rex Gisslén, der Soundeffekte zu ‘The Unorthodox’ und ‘A Curfew for the Damned’ beisteuerte, Yasmina Molero, die in ‘Enigma’ zusätzliche Gesangslinien setzte, sowie Anders Måreby, der mit klassischer Gitarre und Cello eine unerwartete Tiefe einbrachte, arbeiteten weitere drei Musiker an “Unorthodox” mit.

Gemischt wurde das Album von Dan Swanö und Rex Gisslén, während Boss (R.I.P. 2017) als Executive Producer die Fäden im Hintergrund zog. Das Logo geht auf Dread zurück, verfeinert durch Gunnar Swanö und Lasse Hoile; das Cover-Artwork stammt von Bart Meganck. Am 5. Dezember 2025 erscheint “Unorthodox” nun in der Zeit entsprechend modernerer Form erneut: als Ltd. Deluxe 2CD Jewelcase in O-Card (mit kompletter 15-Track-Session und neuem 12-Track-Remix), als transparent magentafarbenes 180g-Vinyl sowie digital als Remaster und Remix.

Dan Swanö bezeichnet “Unorthodox” als sein persönliches Lieblingsalbum von EDGE OF SANITY und hat den Remaster- und Remix-Prozess daher mit besonderer Sorgfalt durchgeführt. Die originalen Mastertapes wurden restauriert; der Klang wurde wärmer und klarer gestaltet, ohne den rohen Charakter zu verlieren. Der Remix orientiert sich eng am Original, ist jedoch definierter und mit stärker hervortretendem Bass. Zusätzlich enthält die Neuauflage seltenes Archivmaterial, rekonstruiertes Artwork und bisher unveröffentlichte Fotos – genau so, wie Swanö sich die ideale Wiederveröffentlichung gewünscht hat.

“Unorthodox” gehört zur frühen Schaffensphase von Swanö und EDGE OF SANITY. Diese Phase war roher, gnadenloser und weniger melodisch: Es regierte eine dunkle Death-Metal-Aggression, während die späteren Platten mehr Melodie, teilweise klaren Gesang, progressive Songstrukturen und auch lyrisch andere Themen in ihrer DNA hatten. Das wurde damals von vielen Fans kritisiert – man warf EDGE OF SANITY vor, zu melodisch und zu progressiv zu werden. Aus heutiger Sicht war das jedoch der entscheidende Schritt, um die Brücke zwischen klassischem Death Metal und modernem, atmosphärischem Extreme Metal zu schlagen. (Wer tiefer einsteigen will: Das Netz ist voller guter Quellen.)

‘The Unorthodox’ (Remaster 2025) ist das creepy Intro der Scheibe, bei dem der eingangs genannte Rex Gisslén für die gruseligen Soundeffekte sorgte. Mit knapp über sieben Minuten Spieldauer ist ‘Enigma’ der wohl ausgefeilteste Track des Albums. Mit Yasmina Molero, deren Stimme im Song zu hören ist, und Anders Måreby, der mit klassischer Gitarre und Cello einzigartig performt, hat man bereits 1992 für einiges an Tiefgang im Extreme Metal gesorgt. Mit seinen wahnsinnigen Tempowechseln sorgt ‘Enigma’ damals wie heute für Nackenmuskelkater. Eine Brücke zu ‘In the Veins/Darker Than Black’, dem nachfolgenden brutal fetzenden Schwedentod-Stück, baut der 120-Sekunden-Abriss ‘Incipience to the Butchery’. ‘Everlasting’ knattert und knarzt genauso tollwütig aus den Lautsprechern wie der Vorgänger, und in ‘After Afterlife’ thematisieren EDGE OF SANITY das Thema „Was kommt nach dem Jenseits?“ – eine klare Ansage gegen religiöse Heilsversprechen. Die gruseligen Soundeffekte gibt es auch im Intro des düster walzenden ‘Nocturnal’, einem meiner Favoriten, der mit einer dunklen Macht ausgestattet ist und so viele mysteriöse Facetten wie die Nacht selbst hat – inklusive rauchiger Growls und rasender Passagen, die wirken wie eine Hetzjagd im Dunkeln.

‘A Curfew for the Damned’ stampft ebenfalls finster durch die Gehörgänge, und die teils kratzigen Vocals hinterlassen fette Kratzspuren. Besonders stark ist das zwischendurch kurz aufflammende Glockengeläut – solche Soundfetzen wurden später für viele Bands zur Inspiration. Zu den kompakten Nummern gehört ‘Cold Sun’; ‘Requiscon by Pace’ ist ein Interludium, das später korrekt in ‘Requiescat in Pace’ umbenannt wurde – das, was heute viele in den sozialen Medien als R.I.P. kommentieren. ‘Dead but Dreaming’ ist ein weiterer Favorit von mir, treibend, mit typischen 80s-Horror-Synth-Farben. ‘When All is Said’ bildet eigentlich den Abschluss des Albums – auf dieser Ausgabe folgen jedoch noch die beiden Cover von Opprobrium und Sorcery (‘Beyond the Unknown’, ‘The Day of Maturity’) sowie ‘Human Aberration’ als Zugabe.

Die zweite CD enthält die 12-Song-Version von “Unorthodox” als komplett neuen 2025er Remix, über den Dan Swanö sagt:

“Ich habe vor vielen Jahren angefangen, mit dem Remix zu experimentieren und versucht, ihn in verschiedene Richtungen zu entwickeln, aber es wurde schnell klar, dass er dem Originalmix sehr ähnlich klingen musste – nur definierter und mit etwas mehr von Anders Lindbergs Bass, der sich durch das Klangbild schneidet. Ich hatte die Vorstellung, dass jemand, der den Remix über Lautsprecher hört, über die er das Album noch nie gehört hat, nicht merken sollte, dass es sich um einen Remix handelt. Nun ja – mit der möglichen Ausnahme von ‘Everlasting’, das jetzt den gleichen Gitarrensound hat wie der Rest der Songs.”

Mit dieser Neuauflage von “Unorthodox” bekommt man eine weitere Perle des frühen schwedischen Todesstahls, die als Remaster mehrere Ecken eindrucksvoller als das Original klingt – moderne Technik macht’s möglich. Hervorzuheben ist auch die Archivarbeit (Artwork, Fotos, Details, Bonusmaterial), die wohl ähnlich detailverliebt ist wie die der anderen Re-Issues zuvor. Das alles macht die Veröffentlichung wertig und zu einer kleinen Zeitkapsel für alte und neue Fans.

CD 1: Remaster 2025 (60:50)

  1. The Unorthodox (Remaster 2025)
  2. Enigma (Remaster 2025)
  3. Incipience to the Butchery (Remaster 2025)
  4. In the Veins/Darker Than Black (Remaster 2025)
  5. Everlasting (Remaster 2025)
  6. After Afterlife (Remaster 2025)
  7. Nocturnal (Remaster 2025)
  8. A Curfew for the Damned (Remaster 2025)
  9. Cold Sun (Remaster 2025)
  10. Requiscon by Pace (Remaster 2025)
  11. Dead but Dreaming (Remaster 2025)
  12. When All is Said (Remaster 2025)
  13. Beyond the Unknown (Remaster 2025)
  14. The Day of Maturity (Remaster 2025)
  15. Human Aberration (Remaster 2025)

CD 2: Remix 2025 (48:02)

  1. The Unorthodox (Remaster 2025)
  2. Enigma (Remix 2025)
  3. Incipience to the Butchery (Remix 2025)
  4. In the Veins/Darker Than Black (Remix 2025)
  5. Everlasting (Remix 2025)
  6. After Afterlife (Remix 2025)
  7. Nocturnal (Remix 2025)
  8. Human Aberration (Remix 2025)
  9. Requiescat in Pace (2025 Version)
  10. Cold Sun (Remix 2025)
  11. Dead but Dreaming (Remix 2025)
  12. When All is Said (Remix 2025)

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