DEEZ NUTS – SAUDADE

DEEZ NUTS

Titel: SAUDADE

Label: Century Media Records

Spieldauer: 33:22 Minuten

VÖ: 31. Oktober 2025

DEEZ NUTS kommen aus dem australischen Melbourne – dort gründete sich die Band im Jahr 2007. JJ Peters – damals noch Drummer bei I KILLED THE PROM QUEEN – wollte sein eigenes Ding starten. Sein Ziel: ein Sound, der Hardcore mit Hip-Hop-Vibes mischt. Noch im selben Jahr erschien die EP “Rep Your Hood”. 2008 folgte das Debüt “Stay True” – der perfekte Soundtrack für durchgeschwitzte Clubshows. Übersetzt heißt das: Die Fans feierten die nicht alltägliche Mucke, während Kritiker eher skeptisch auf das Gehörte reagierten. 2010 kam “This One’s For You”, ein Album, mit dem DEEZ NUTS ihren Sound zementierten, international wahrgenommen wurden – und ihre Fanbase größer und bunter wurde. Es folgten “Bout It!” (2013) und “Word Is Bond” (2015) – letzteres erwachsener, aber immer noch aggressiv und mit deutlich mehr Tiefgang. Den Veröffentlichungsrhythmus von zwei Jahren hielt man bei, und so kam 2017 “Binge & Purgatory” raus – ein hartes, düsteres Album, das zeigte, dass DEEZ NUTS mehr können als nur Party machen. “You Got Me Fucked Up” (2019) war das letzte Studioalbum – bis jetzt! Seit 2019 ist einiges passiert. Bassist Sean Kennedy, langjähriger Freund und Teil der Bandgeschichte, ist 2021 verstorben – ein Schock, der die Band sichtlich getroffen hat. Trotzdem hat JJ Peters weitergemacht, zusammen mit Gitarrist RealBad. Am 31. Oktober 2025 melden sich DEEZ NUTS nun zurück – mit neuem Line-up. Neben Peters und RealBad sind jetzt Apolinário “Poli” Correia aus Portugal (bekannt von DEVIL IN ME und SAM ALONE & THE GRAVEDIGGERS) sowie Jesse Labovitz aus Kanada (NO WARNING) mit an Bord. DEEZ NUTS International, quasi.

Ihre neue Scheibe heißt “Saudade”. Dieses Wort begegnete mir tatsächlich schon bei einem Artikel über SEVENTH STORM und deren Song ‘Saudade’ – er beschreibt diese bittersüße, melancholische Sehnsucht nach Vergangenem oder nach jemandem, der fehlt. Genau diese Stimmung zieht sich laut Bandinfo auch durch die Songs des Albums: keine Partytexte mehr, sondern persönliche, ehrliche und oft rückblickende Geschichten aus den letzten fünf Jahren.

Über das neue Line-up sagt JJ Peters:

“Das ist das Line-up, das sich live sofort perfekt aufeinander abgestimmt angefühlt hat – und wir hofften, dass sich das auch im Studio widerspiegeln würde, was tatsächlich der Fall war. Außerdem bringen sie durch ihre musikalische Vergangenheit und ihre Songwriting-Fähigkeiten aus ihren jeweiligen Bands neue Geschmacksrichtungen und Texturen in den DN-Sound.”

“Saudade” ist bereits das vierte Album, das von Andre Neufeld (Comeback Kid, Sights & Sounds) produziert wurde. Peters ergänzt:

“Abgesehen davon, dass er einer unserer engsten und liebsten Freunde sowie ein respektierter Kollege ist, ist er zu einem unverzichtbaren Teil unseres Aufnahmeprozesses geworden.”

Hören wir rein in “Saudade”! Ich bin gespannt, wie Sänger JJ Peters, Gitarrist Matthew Rogers, Bassist Apolinario Correia und Drummer Jesse Labovitz anno 2025 klingen. Der Nackenbrecher ‘ICU’ eröffnet das Album und bringt die DN-Fans direkt in Stimmung – fette Riffs, angepisste Vocals, alles wie gewohnt – harte Kante aus Down Under. ‘Kill This Shit’ wurde als Single ausgekoppelt, das Video entstand unter der Regie von Michael Williamson. Sänger JJ Peters kommentiert:

“‘Kill This Shit’ handelt davon, es mit der Welt aufzunehmen. Für das zu kämpfen, was dir zusteht, und zu tun, was du willst – ohne Selbstzweifel oder Kritik nachzugeben.”

Diese Energie kommt direkt aus den Boxen: die Intensität steigt, das Tempo zieht an, und während ‘5 Gold Chains’, ‘Russian Roulette’ und ‘Uncut Gems’ durchbrettern, gibt’s kaum Verschnaufpausen – höchstens im Singalong-Refrain von ‘Uncut Gems’, der sich direkt festsetzt. Zu ‘Miss Me With That’ gibt es ein Musikvideo unter der Regie von Sebastian Kraft. JJ Peters erklärt:

“Wir wollten das Video ganz bewusst schlicht halten und einen Einblick in die Live-Atmosphäre geben, die wir beim allerersten Spielen von ‘Miss Me With That’ auf unserer Sommer-Europatour erlebt haben. Im November und Dezember könnt ihr das dann auch selbst live erleben.”

CBK-Sänger Andrew Neufeld ist im wohl härtesten Song ‘Hang The Hangman’ am Start und knallt seine gnadenlosen Vocals ins Mikro, während die Jungs an den Instrumenten wieder ordentlich Material zur Nackengymnastik liefern. Punkig wird’s in ‘God Damn’ – perfekt zum Pogen. Nach ‘Give ’Em Hell’ feuern DEEZ NUTS International noch ‘Cold Sweat’ raus – ein Song, der ruhig startet, um dann genauso wuchtig, aber etwas rotziger zu eskalieren.

Isoliert man “Saudade” von den bisherigen Alben, die textlich in eine ganz andere Richtung gingen, dann ist dieses neue Album ein erwachsenes Werk, in dem DEEZ NUTS reflektieren, was in den letzten Jahren passiert ist. Find ich gut, denn es gibt neben den genussorientierten Themen, die sich um Party und Exzess drehen, eben noch mehr, dass das Leben ausmacht – und mal ehrlich: Die Band wird älter, genauso wie die Fans, da verändert sich der Anspruch an Musik automatisch. Was die musikalische Gangart betrifft, könnten die Jungs ruhig noch ein bisschen härter reinhauen, die Vocals dürften etwas rotziger kommen – ansonsten gibt’s am soliden Studiowerk der Australier wenig zu meckern.

Tobi Stahl vergibt 8 von 10 Punkten