Aus den USA kommt eine Band, die Death Metal mit einer ordentlichen Portion Augenzwinkern und jeder Menge 80er/90er-Referenzen mischt: BONGINATOR. Mit “Retrodeath”, das am 24. Oktober 2025 über Testimony Records erscheint, präsentiert die Truppe um Erik Thorstenn (Gitarre, Gesang), Ben Cummings (Gitarre), Jack “Ingoff” Shanahan (Bass) und Joseph McNamara (Schlagzeug) ein Album, das Synthwave, 16-Bit-Sounds und Old-School-Death-Metal wild miteinander kreuzt. Das Ergebnis ist ein massives, verrücktes Soundmonster, das irgendwo zwischen Horrorkult-Videothek, Retro-Game und zermalmenden Riffs lebt. Ich sprach mit Erik über den kreativen Prozess, die Liebe zur 80er-Ästhetik und darüber, ob Old-School-Puristen beim Hören einen Herzinfarkt riskieren könnten.
Hey Erik, erstmal herzlichen Glückwunsch zum bevorstehenden Release von “Retrodeath”! Es ist zwar noch nicht draußen, aber der Hype rollt bereits. Wie geht’s dir und der Band jetzt, wo der große Tag näher rückt?
Erik: Wir sind alle super ungeduldig, dieses Album endlich zu veröffentlichen. Wir haben so hart an “Retrodeath” gearbeitet und ich kann es kaum erwarten, es der Welt zu zeigen. Das Feedback zu den Singles war unglaublich, deshalb freue ich mich wahnsinnig darauf zu sehen, wie die Leute auf das ganze Album reagieren.
“Retrodeath”erscheint am 24. Oktober – ein Datum, das sich viele Fans schon rot im Kalender markiert haben. Wie fühlt es sich an, so kurz vor dem Release zu stehen? Ist es eher Aufregung, Vorfreude, Nervosität – oder alles zusammen?
Erik: Definitiv ein bisschen nervös, aber vor allem sehr aufgeregt. Unsere Release-Tour startet auch direkt am Tag nach dem Release, also gibt’s gerade jede Menge Vorbereitung und Anspannung. Egal wie – das wird eine extrem volle Woche für uns.
Wenn du zurückblickst: Wie seid ihr eigentlich zum Metal gekommen? Gab es diesen einen “Blitzschlag”-Moment – vielleicht die erste Cannibal-Corpse-Platte, ein Slayer-Konzert oder sogar ein Videospiel-Soundtrack – oder war das eher ein langsamer Abstieg in die Extreme?
Erik: Für mich – und sicher auch für viele andere in meinem Alter – war der erste richtige Kontakt mit Metal über Guitar Hero, Rock Band und die Tony-Hawk-Spiele. Diese Games haben mich an den Sound herangeführt, aber in der Highschool bin ich dann richtig eingetaucht. Mein erstes Konzert war Cannibal Corpse, und danach wusste ich: Das werde ich für mein ganzes Leben mögen.
Euer Sound verbindet klassischen US-Death-Metal mit Synthwave, 80s-Horror-Atmosphäre und 16-Bit-Sounds. Warum genau diese Kombination? War das eine bewusste Entscheidung, Old School mit Popkultur zu verbinden, oder hat sich das einfach beim Jammen ergeben?
Erik: Ich habe an den Bonginator-Demos gearbeitet, während ich Synthwave für mich entdeckt habe. Je mehr ich über elektronische Musikproduktion gelernt habe, desto mehr habe ich gemerkt, dass da etwas Besonderes ist. Der entscheidende Moment war, als ich Fulci zum ersten Mal gehört habe. Ich liebte, wie sie Horror und Synth mit Death Metal verbinden, und dachte, dass ich das mit BONGINATOR noch einen Schritt weiter treiben könnte.
In meiner Review habe ich ‘Sequence Initiation’ eines der coolsten Intros seit Langem genannt – diese Videospiel-Vibes machen sofort Lust auf mehr. War dieser “Arcade-Feeling”-Effekt euer Ziel, oder ist das eher zufällig entstanden?
Erik: Ich würde nicht sagen, dass ich gezielt ein „Arcade-Feeling“ wollte – eher so eine allgemeine Sci-Fi-Atmosphäre. Die Idee ist, dass der Hörer in einen Stuhl geschnallt wird und ihm etwas ins Gehirn injiziert wird, das dann das Album “abspielt” – oder in diesem Fall “Sequence 420”.
Bei ‘All We Really Are Is Livestock’ habe ich diesen Death-’n’-Roll-Vibe mit Deathcore-DNA gespürt. Wie seht ihr den Track selbst – mehr Groove-Monster oder brutale Abrissbirne?
Erik: Ja, du hast es eigentlich genau getroffen. Wir wollten einen groovigen Death-Metal-Track mit etwas Death’n’Roll-Feeling. Das Ziel unserer Musik ist meistens: Heavy Death Metal, zu dem man trotzdem den Arsch schütteln kann. Also gibt’s Riffs auf beiden Enden des Spektrums.
In ‘ACAB (All Cops Are Biomechs)’ greift ihr nicht nur ein 80s-Kultthema wie Robocop auf, sondern arbeitet auch mit Samples. Wie wichtig ist euch diese direkte Popkultur-Verbindung?
Erik: Sampling ist ein riesiger Teil dieser Songs, besonders auf diesem Album. Über die Jahre bin ich immer besser darin geworden und selbstbewusster, was ich damit anstellen kann. Ich finde, diese direkte Verbindung zur Popkultur ist wichtig – die Samples schaffen sofort ein Bild im Kopf des Films, auf den wir uns beziehen.
Ich liebe, dass ihr in ‘Pizza Time’ eine Hommage an die Ninja Turtles eingebaut habt. Wie kam die Idee dazu – und dachtet ihr beim Schreiben: “Das ist total irre, aber genau deswegen geil“?
Erik: Ich hatte den Song zuerst geschrieben und wusste, dass das mit Abstand unser “rock’n’rolligster” Track ist. Was mich dann wirklich dazu gebracht hat, ihn über die Turtles zu machen, war unsere neue Freundschaft mit Belushi Speed Ball. Die Hälfte ihrer Songs dreht sich um Pizza – also war das perfekt, um sie mit ins Boot zu holen. Und natürlich die Nostalgie für die Ninja Turtles – alles zusammen ergibt einfach einen geilen Song.
Ich habe Dan Goldsworthys Artwork in meiner Review als “oberaffengeil” bezeichnet, weil es die 80s-Attitüde perfekt einfängt. Welche Richtung hast du ihm vorgegeben – oder hat er einfach freie Hand gehabt?
Erik: Ich habe Dan nur die Hauptidee für das Artwork gegeben und ein paar der Easter-Egg-Referenzen. Ich sagte ihm, er solle den Typen am Computer zeichnen, dem der Kopf zerfetzt wird, und gab ihm eine Liste der Songs und deren Referenzen. Danach ist er völlig durchgedreht – ich glaube, es gibt insgesamt 86 Referenzen auf dem Cover. Dan hat auch selbst ein Synthwave-Projekt, also wusste ich, dass er der perfekte Mann für den Job ist.
‘Short Ass Bus’ ist nicht nur vom Titel her verrückt, sondern auch wegen der Gäste (Big Ass Truck, Ignominious). Wie kam diese Zusammenarbeit zustande, und warum genau auf diesem Track?
Erik: Ignominious war eine einfache Entscheidung. Collin ist ein guter Freund von uns und tourt außerdem in einem Schulbus – also total naheliegend. Bei Big Ass Truck war ich mir nicht sicher, ob sie Bock drauf hätten. Ich wollte den Song nur ‘Short Ass Bus’ nennen, wenn sie das Feature machen und mit dem Titel einverstanden sind – und das waren sie!
‘Lunk Alarm’ beginnt mit gesprochenen Worten, die mich sofort an Rocky erinnert haben. War das Absicht? Und warum danach so ein wildes Stück Extreme Metal?
Erik: Lmao nein, das Intro-Sample ist von YouTuber RobertFrank615. Der macht Videos, in denen er im Auto rumbrüllt, und ich wusste, das wäre perfekt für einen Song über Planet Fitness. Der Song wurde übrigens von unserem anderen Gitarristen Ben geschrieben, der auch bei Retained Surgical Instrument spielt. Ich habe vielleicht 90 % des Albums geschrieben, aber ich wollte unbedingt einen Song, der einfach nur dumm-heavy ist – und das kann Ben besser als ich.
In ‘Intruder Organism’ habt ihr Fulci dabei. Das könnte entweder die Death-Metal-Band oder der legendäre Horrorregisseur sein. Spielt ihr bewusst mit dieser Doppeldeutigkeit – und wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Erik: Da der Regisseur Lucio Fulci 1996 gestorben ist, kann man wohl ziemlich sicher sagen, dass er nicht auf dem Track ist, lmao. Ich bin ein riesiger Fan der Band Fulci, seit ich Bonginator gestartet habe, und ich weiß, dass unsere Fanbases sich überschneiden. Wir haben schon Shows mit ihnen gespielt, als sie in den USA waren – also war es ziemlich einfach, das zusammenzubringen.
Dann gibt’s noch ‘Outro’ mit Tim Capello, dem legendären Saxophonisten aus The Lost Boys. Ich habe den Track als vielleicht ungewöhnlichsten bezeichnet, der je auf einem Death-Metal-Album gelandet ist. Wie hast du ihn überzeugt, bei so einem Projekt mitzumachen?
Erik: Ich habe Tim den Song gezeigt, und er fand ihn super. Ich habe ihm auch gleich gesagt, dass er Teil eines Death-Metal-Albums ist – also wusste er genau, worauf er sich einlässt. Er war voll dabei, und er hat schon vorher mit Metalbands gearbeitet, nur halt nicht mit Bands aus unserem Genre. Für das Outro wollte ich wirklich etwas, das direkt aus einem kitschigen 80er-Film stammen könnte – meine Hauptinspiration war Bill & Ted’s Excellent Adventure.
Manche Old-School-Puristen reagieren allergisch, wenn Death Metal “zu moderne” Ideen aufgreift. Seht ihr euch als Bindeglied zwischen den Bands der Vergangenheit (Autopsy, Obituary) und einer neuen Generation, die Synths und Popkultur umarmt?
Erik: Schwer zu sagen. Einerseits könnte man meinen, was wir tun, sei “moderner” als das, was diese Bands machten – aber die Technologie und Sounds, die wir nutzen, stammen buchstäblich aus denselben Jahren wie einige der besten OSDM-Alben. Ich denke, Bonginator ist einfach etwas Eigenes. Ein großes Problem der Death-Metal-Szene ist dieses Schubladendenken – dass es nur einen “puristischen” Weg gibt, und alles andere ist falsch. So sollte man über keine Kunstform denken.
Am 24. Oktober ist es endlich soweit: “Retrodeath” erscheint offiziell. Was können die Fans am Release-Tag erwarten – ein Special Event, eine Tour, verrückte Aktionen oder einfach den Moment, in dem ihr das Album endlich teilt? Und noch etwas: Nach all den langen Sessions mit 80er- und 90er-Filmen, Games und Soundtracks – was sind deine persönlichen Favoriten geblieben, und welche Ära bevorzugst du?
Erik: Wir haben unsere Album-Release-Show, die in einem Haus in Philly stattfindet – das dürfte ziemlich wild werden. Danach geht’s auf eine siebenwöchige US-Tour. Ich glaube nicht, dass sich meine Meinung über irgendwas nach dem Album groß verändert hat – außer dass ich jetzt eine noch tiefere Wertschätzung für das ganze Ausgangsmaterial habe. Ich habe die Songs geschrieben, weil ich diese Filme liebe – nicht umgekehrt. Ich hoffe wirklich, dass einige jüngere Hörer durch unsere Songs auf diese Filme stoßen und sie die nächste Generation inspirieren.
Danke dir für das Gespräch, Erik! Es war großartig, einen Einblick in die verrückte Welt von BONGINATOR zu bekommen. Wir wünschen euch alles Gute für den Release von “Retrodeath” am 24. Oktober – und sind sicher, dass diese Mischung aus Death Metal, 80s/90s-Vibes und purer Wahnsinn jede Menge Gesprächsstoff liefern wird. Bis dahin: Bleibt retro, bleibt brutal!
Interview: Tobias Stahl
Photocredit: Dan Shea

