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AETERNIA – “Into The Golden Halls”: Der nächste Schritt einer epischer Reise!

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Mit “Into The Golden Halls” steht das Debüt von AETERNIA in den Startlöchern – acht Songs, 33 Minuten, pure Power/Speed Metal Energie. Die Band hat ihr Album komplett selbst aufgenommen und produziert und zeigt auf, dass man mit Überzeugung, Können und Herzblut ein echtes Brett hinlegen kann. Ich habe mit Gitarrist David Ponwitz und Drummer Henrik Czirr über das Album, den Entstehungsprozess, Einflüsse und die Reise bis zum Release gesprochen.

David und Hendrik, erstmal Glückwunsch zum ersten Silberling! Wie fühlt es sich an, “Into The Golden Halls” endlich draußen zu haben? Habt ihr realisiert, was ihr da geschaffen habt, oder ist das alles noch ein bisschen surreal – ich meine, nicht jeder hat seine Mucke auf Vinyl.

Hendrik: Vielen Dank für die Glückwünsche, für mich ist es absolut surreal, eine Schallplatte mit der eigenen Musik zu besitzen. Die Aufnahme der Drumtracks hat Anfang 2023 stattgefunden und obwohl man ja genau weiß, was alles bis zu einem Release zu tun ist, war es doch insgesamt ein viel größeres Unterfangen als veranschlagt.

Viele Leser kennen euch vielleicht noch nicht so gut. Möchtet ihr AETERNIA bitte kurz vorstellen – wer seid ihr, wie kam es zur Band, und was hat euch damals zusammengebracht?

Hendrik: David und Daniele haben die Band als Idee aus der Taufe gehoben, daher ist er auf jeden Fall qualifizierter als ich, um das zu erzählen.

David: Daniele und ich (und vor längerer Zeit auch Martin) haben bis 2020 eine Hard Rock/Heavy Metal Band gehabt, Daughters‘ Desire. In Daughters‘ Desire wollten wir auch Einflüsse von Bands wie Whitesnake, Deep Purple, Winger und Giant einbringen. Martin und ich waren dann 2015 das erste Mal auf dem Keep It True. Obwohl wir auch vorher schon viel älteren Metal gehört haben (von Manowar bis Dissection), war das Festival eine Art Erweckungsmoment.

Danach war dann aber die Richtung in der Band nicht so klar – das hört man auch ein bisschen auf unseren zwei Veröffentlichungen. Nachdem ich 2019/2020 ein Jahr im Ausland war, waren dann die verschiedenen Vorstellungen bzgl. der Richtung so groß, dass Daniele und ich beschlossen haben, eine neue Band zu gründen, die dieses Mal nur noch Metal und keinen Hard Rock mehr macht (wobei wir Letzteren weiterhin sehr schätzen; der Spagat ist uns nur nicht so gut gelungen wie bei Bands wie z.B. Freeways).

Ziel war es jedenfalls, eine Mischung aus US-Metal und Heavy Metal europäischer Prägung zu spielen. Ob man das jetzt insgesamt Power Metal nennen möchte, ist eine andere Frage. In Hendrik, Sven und Steffen konnten wir dann schnell Mitstreiter finden, die Lust auf unser Material hatten und mit denen von Anfang an eine super Stimmung herrschte. Martin hat dann während der Albumaufnahmen nach Steffens Ausstieg das Line-up wieder komplettiert, worüber wir sehr glücklich sind.

Ihr habt euch 2020 gegründet – keine einfache Zeit, um Musik zu machen. Wie war das für euch, mitten in dieser Pandemie-Phase loszulegen?

Hendrik: Alles was die rein technischen Aspekte angeht – Üben, Vorproduktion, Basteln am eigenen Sound innerhalb der Band – war recht einfach. Wir haben das Glück und das Privileg, dass jeder sich selbst aufnehmen konnte und wir in der Lage waren und immer noch sind, alles online zusammenzusetzen. Wirklich eine Band, als echte Einheit zu werden, war für mich persönlich der schwerste Teil, und der hat vielleicht auch nur funktioniert, weil wir uns zum größten Teil schon lange kennen und wussten, dass das auch auf lange Sicht funktionieren wird.

Ihr habt das Album komplett in Eigenregie aufgenommen und produziert. Keine großen Studios oder so, “nur” ihr. Warum war euch das so wichtig? Ging’s euch darum zu zeigen: Wir schaffen das selbst?

Hendrik: Um für mich selbst zu sprechen, ich habe Spaß daran, Drums aufzunehmen. Überlegen, wo ich die Raummikros hinhänge, verschiedene Felle, Stimmungen auszuprobieren, um das dann alles in einer 3-tägigen Tour de Force im Proberaum durchzuprügeln. Aber wenn ich genau darüber nachdenke – vielleicht bin ich auch einfach ein Kontrollfreak, der nicht gesagt bekommen möchte, dass sein 40 Jahre altes Drumset nicht für die Aufnahme geeignet ist.

David: Die Entscheidung, selbst aufzunehmen, war auch finanziellen Gründen geschuldet. Wir hatten damals kein Label, also keinen Vorschuss, und einige in der Band hatten damals einfach kaum Geld. Zudem bin ich bei Gitarrenaufnahmen einerseits etwas pingelig, was Intonation und Tightness angeht, und probiere bei Soli gerne noch ein bisschen rum. Andererseits hatte ich wegen einer langjährigen Verletzung auch noch nicht wieder die Routine, um alle Songs effizient an zwei bis drei Tagen im Studio aufzunehmen. Beim nächsten Mal wollen wir zumindest die Basic Tracks (Drums, Bass, Rhythmusgitarren, Grundvocals) aber wohl im Studio aufnehmen.

“Into The Golden Halls” wirkt wie ein geschlossenes Werk. Gibt es eine Idee, eine Geschichte oder ein Gefühl, das sich wie ein roter Faden durch die Songs zieht?

Hendrik: David, das musst du beantworten – bei den Texten bin ich raus.

David: Was die Lyrics anbelangt, war der Anspruch, die Grenzen zwischen Fiktion, historischer Realität und einer kritischen Sicht auf Politik und Zeitgeist verschwimmen zu lassen. Viele Textstellen sind Allegorie. Oft liegt eine Skepsis gegenüber vermeintlichem Fortschritt zugrunde.

Musikalisch bewegt ihr euch irgendwo zwischen traditionellem Power Metal und eigener Handschrift. Man hört Einflüsse, klar, aber trotzdem klingt es frisch. Welche Bands, Alben oder Musiker haben euch geprägt – und wie viel von diesen Einflüssen steckt heute noch in eurer Musik?

Hendrik: Die Drums sind absolut geprägt von 90er Jahre Euro Power Metal, denn ich stehle nur von den Besten, wie Uli Kusch (ex-Helloween) und Thomen Stauch (ex-Blind Guardian), ohne zu behaupten, an ihre Qualität heranzureichen – aber ich versuche es zumindest.

David: Für mich ist das Album ein deutlicher Schritt weg von den Power-Metal-Anleihen, die auf unserer EP prominenter sind, dort vor allem in “Chasing the Wind” und “Untouchable” (Letzterer ist übrigens ein Daughters‘ Desire-Song). Dan und mich verbindet die Liebe zu den frühen Manowar (bis zur Kings of Metal). Wir beide sind auch große Purple- und Rainbow-Fans (Dan hat bis vor kurzem in einer bekannten Purple-Tribute-Band gesungen).

Ansonsten haben mich vor allem Gitarristen wie Yngwie Malmsteen, Rory Gallagher und Gary Moore geprägt, als Bands zudem Giant, Winterhawk, Whitesnake. Was Metal angeht, wären vor allem noch Dark Forest, Doomsword, Solstice und Lunar Shadow zu nennen. Unter den jüngeren Bands mag ich z.B. Wytch Hazel, Visigoth und Crypt Sermon. In den letzten zehn Jahren ist einfach so viel an gutem Zeug rausgekommen – im Grunde kann man wöchentlich tolle neue Bands kennenlernen.

Songs wie ‘Dragon’s Gaze’ und ‘Forged in Fire’ gehen richtig nach vorne, während Stücke wie ‘The Descendant’ oder ‘Lightbringer (Fall of the Church)’ mehr Raum, Chöre und Tiefe bieten. Wie wichtig ist euch Abwechslung, und wie findet ihr den richtigen Mix aus Tempo, Melodie und Kraft?

David: Wir haben es immerhin geschafft, keine Ballade für das Album aufzunehmen. Für unser Erstlingswerk war es uns wichtig, das Energielevel dauerhaft hochzuhalten. Ich finde, das ist uns einigermaßen gelungen. Auf unserem nächsten Album, für das wir schon kräftig schreiben, wird man vermutlich eine höhere Dynamik und mehr stilistische Breite innerhalb der Songs und zwischen ihnen hören.

Euer Sänger Daniele Gelsomino fällt auf – kräftige Stimme, klare Höhen, aber auch viel Gefühl. Wie entstehen bei euch die Gesangslinien? Gibt Daniele die Richtung vor, oder wächst das gemeinsam aus dem Song heraus?

David: Daniele und seine Stimme sind definitiv unser Aushängeschild. Auf der EP und dem Album war es meist so, dass ich ein paar Ideen für die Gesangslinien entwickelt und als Gitarrenleads in den Demos eingespielt habe und Daniele das dann so umgearbeitet hat, wie es auf seine Stimme passt. Einige Sachen kamen aber auch im Ausgang von ihm, und bei ‘The Descendant’ hat er Melodien und Text alleine geschrieben.

Der Titel “Into The Golden Halls” klingt groß und durch und durch nach Fantasy. Was bedeutet er für euch?

Hendrik: Für “Into the Golden Halls“ existiert eine Hintergrundgeschichte, die schon mit unserer EP “The Quest” begonnen hat. Auszüge daraus, die die Stimmung der Artworks einfangen sollen, haben es auch in die Booklets geschafft. “The Quest” beschreibt den Anfang der Reise und “Into the Golden Halls” das erste Abtauchen in ein Mysterium, das sich den Protagonisten noch nicht ganz erschließt. Sie merken, dass sie etwas Großem auf der Spur sind und werden bald feststellen, wie sehr ihre Reise sie verändert hat.

Das Artwork von Adam Burke ist beeindruckend – detailreich, farbenstark und mit echter Atmosphäre. Wie lief die Zusammenarbeit ab? Und wie wichtig ist euch das Visuelle, gerade in Zeiten, in denen viele Musik nur noch digital hören?

Hendrik: Adam Burke ist ein durch und durch professioneller, ausdrucksstarker Künstler, mit dem es immens einfach war zu arbeiten. Ich habe ihn relativ früh während unseres kreativen Prozesses angeschrieben, und dankenswerterweise war er sofort wieder an Bord. Wir haben mit einer konkreten Idee in Form eines Auszugs der Kurzgeschichte gestartet, und ich habe mich bemüht, sehr genau die Stimmung zu beschreiben, die wir uns wünschen. Von da an hat er einen Entwurf zur Komposition gezeichnet, und der Rest brauchte “nur” noch Zeit und Einsatz seinerseits.

Was mir an dem Artwork so gut gefällt und was mich immer noch beeindruckt, ist, dass es im Gegensatz zu vielen seiner anderen Gemälde sehr viel Raum beinhaltet, der nur durch Hell/Dunkel-Kontraste wirkt.

An meinen Ausschweifungen merkt man sicher, dass ich für das Visuelle zuständig bin und dass mir das immens wichtig ist. Wenn ich ehrlich bin – wenn niemand das Artwork oder die Linernotes sehen würde, weil alle nur noch digital unterwegs sind – ich würde es trotzdem genauso wieder machen, weil mir das persönlich wichtig ist.

Power Metal ist für viele eine Herzensangelegenheit. Wann hat’s bei dir Klick gemacht? Welches Konzert, Album oder Musiker hat dich damals gepackt und dazu gebracht, selbst Musik zu machen?

Hendrik: “Nightfall in Middle Earth” – nachdem ich das Album wahrscheinlich 1999 zum ersten Mal gehört habe, hat es mich gepackt und nie wieder losgelassen. Als ich dann 2000 angefangen habe, Schlagzeug zu spielen, wirkte so etwas wie ein eigenes Album absolut unerreichbar für mich. Und obwohl ich die erste Schallplatte mit der Musik meiner Band im Wohnzimmer liegen habe, glaubt ein Teil von mir das immer noch.

David: Meine erste Berührung mit Power Metal – ob wir als Band hierunter fallen, müssen, wie gesagt, andere beurteilen – war ‘Hearts on Fire’ von Hammerfall, rauf und runter gehört auf einer LAN-Party ca. Ende 2002/Anfang 2003. Über Hammerfall kamen dann Bands wie Helloween und Gamma Ray, daneben natürlich auch Blind Guardian. Ich habe aber mit Hard Rock angefangen, Gitarre zu spielen – Metal habe ich erstmal nur gehört.

Wenn ihr auf die 33 Minuten eures Debüts schaust – was bedeuten sie für dich? Ist das der Anfang von etwas Größerem?

Hendrik: Das ist das, was wir uns alle wünschen. Für mich persönlich ist es ein Snapshot – nicht nur von unserem musikalischen Können, sondern auch von der Zeit, in der wir es geschrieben, aufgenommen und produziert haben. Aber jetzt geht es daran, das nächste Album zu machen – und es besser zu machen.

David: Ich bin immer noch demütig und stolz darauf, dass Enrico von Cruz del Sur uns sein Vertrauen geschenkt und in uns investiert hat und freuen uns natürlich auch über die bisher weitgehend positive Resonanz.

Wir wollen jetzt den Leuten zeigen, dass wir auch mitreißende Shows spielen können. Zudem arbeiten wir, wie gesagt, schon intensiv an Songs für das nächste Album, auf dem wir unseren Stil sicher noch weiter festigen werden.

Und zum Abschluss: Wenn jemand euch noch nie gehört hat – was würdest du sagen, um ihn zu überzeugen, “Into The Golden Halls” eine Chance zu geben?

Hendrik: Es ist ein Ritt, es baut eine Geschichte in deinem Kopf, die mit jedem Hören besser ausgeschmückt wird. Es ist das spannendste Kapitel in deinem neuen Lieblingsbuch, es wird dich begleiten, auch wenn die Nadel schon lange in der Endrille rotiert.

Danke euch beiden für das Gespräch über “Into the Golden Halls”. Ich wünsche euch viel Erfolg mit dem Album und dass AETERNIA den Platz findet, den ihr euch mit soviel Herz und Arbeit verdient habt.

Hendrik: Vielen Dank.

David: Danke. Es ist toll, dass ihr auch neueren Bands eine Plattform bietet.

Interview: Tobias Stahl
Photocredit: Promo