
MALADIE
Titel: SYMPTOMS V
Label: Apostasy Records
Spieldauer: 29:27 Minuten
VÖ: 24. Oktober 2025
Alles begann 2009 – im Chemiestädtchen Ludwigshafen am Rhein werden MALADIE aus der Taufe gehoben. 2012 veröffentlichen die Pfälzer ihr Debüt und ließen diesem weitere sechs Langspieler sowie vier EPs folgen. 2024 war “Symptoms IV” das bis dato letzte Werk, das das kontrastreiche Quintett um Björn Köppler an Gitarre, Percussion, Keyboards, Piano, Bass und Schlagzeug, Déhà und Alexander Wenz am Gesang, Hauke Peters am Saxophon sowie Wiebke EB, die den Gesang mit Backing Vocals ergänzt, veröffentlichte. Am 24. Oktober 2025 ist EP Nr. 5 für alle verfügbar und kommt über Apostasy Records zu euch nach Hause. In fünf Liedern mit einer Spielzeit von rund 30 Minuten behandeln MALADIE die Themen Zeit, Vergeblichkeit, Schöpfung und Verfall – Begriffe, die schon von ihrer Bedeutung her große Gegensätze in sich tragen. Kontraste sind es ohnehin, die die Musik von MALADIE prägen. Wenn Saxophon auf wuchtige Drums trifft, dunkle Growls auf markerschütternde Screams und E-Gitarre mit Piano harmoniert – und dieser ganze Mix trotzdem funktioniert –, dann hört ihr sicherlich gerade MALADIE, die außergewöhnliche Band mit ebenso außergewöhnlichen Musikern. Also: rein in den Plague Metal von “Symptoms V”.
Hauke Peters und sein Saxophon eröffnen ‘The Implacability of Time’. Fans und regelmäßige Hörer von MALADIE wissen, dass es nicht bei diesen eher sanften Klängen bleibt, denn die Band steht für Wahnsinn, Chaos, Wucht und das “Sich-Abheben” von der Masse – genauso klingt auch der Opener. Hier treffen teuflische Screams, dämonisches Fauchen, schwere Gitarren und Drums auf Sax-Klänge; auch Spoken Words in deutscher Sprache (von Wiebke EB) sind zu hören, die teilweise leicht unheimlich wirken – jedoch auf faszinierende Weise. Dieser Mix, den MALADIE in den ersten acht Minuten servieren, ist pure Verrücktheit, die Lust auf noch mehr davon macht.
Weiter geht es mit ‘Black Hole Weight in Our Hearts’: Hier ist das Saxophon noch dominanter, der Gesang noch facettenreicher, intensiver und geht tief unter die Haut – stimmlicher Irrsinn gepaart mit doomigen Vocals. Kennt ihr die Filme, in denen Menschen mit Ouija-Boards spielen und eine dämonische Stimme aus der Tiefe der Hölle erklingt? So beginnt ‘Procreation of a Dead God’, in dem MALADIE ihre musikalische Achterbahnfahrt fortsetzen – und Björn in die Tasten seines Pianos hämmert. Wenn man bedenkt, dass ‘Black Chamber Within Golden Walls’ mit seinen fünf Minuten das zweitkürzeste Stück der EP ist – und wie viele unterschiedliche Klangfarben MALADIE darin verbauen, wie viele Gesangsarten vorkommen und wie souverän die Band all das zusammenführt: Grandios. Aber klar ist auch, wer sich nicht auf MALADIE einlässt, wird keinen Zugang zur Musik finden. Doch wer offen ist für Extreme jenseits des Mainstreams, dem kommen diese fünf Minuten erstaunlich kurz vor. Der Schlussakt ‘All Shall See’ ist für MALADIE-Verhältnisse ein “Short Track” – dreieinhalb Minuten, in denen schwere Trommeln auf Pianoklänge prallen und klagende Gesänge mit wütenden Schreien kollidieren. So endet “Symptoms V” – eindrucksvoll, intensiv und hinterlässt bleibendem Eindruck.
Am Anfang war nicht das Wort, sondern das Saxophon – klingt seltsam? Nein! Für MALADIE nicht. Die Songs auf “Symptoms V” sind so abwechslungsreich und unberechenbar, dass sie sich nicht um die gängigen Strukturen des Mainstreams scheren. Ja, selbst mancher Underground-Metal wirkt brav im Vergleich zum Plague Metal von MALADIE, die einmal mehr völlig unvorhersehbar agieren. Wo das Saxophon luftige Melodien erschafft und von der E-Gitarre begleitet wird, wo sich Growls, tiefer Klargesang und wilde Screams die Hand reichen und sich die ganze Vielfalt eines Stücks erst nach und nach offenbart – dort sind MALADIE zu Hause. Wer ein offenes Ohr für Extreme hat – und damit ist nicht der Extreme Metal gemeint, der in den Charts auftaucht –, hört sich nicht nur “Symptoms V” an, sondern taucht in die komplette Diskografie MALADIEs ein. Einwurf: MALADIE machen keine Musik, die man sich “mal so nebenbei” anhört, dafür gibt es andere Formationen, hier setzt man sich hin, nach Möglichkeit mit den Lyrics und hört bewusst hin. Fans der sich stetig wandelnden Formation haben sich die auf 500 Exemplare limitierte CD ohnehin schon gesichert.
Tobi Stahl vergibt 8 von 10 Punkten