
GALGE
Titel: Dødelig
Label: Blood Blast Distribution
Spieldauer: 32:20 Minuten
VÖ: 03. Oktober 2025
Aus Dänemark kommen die Extreme Metaller von GALGE zusammen mit ihrem zweiten Langspieler “Dødelig”, der als ein brutaler wie progressiver Mix aus Death Metal, Black Metal und Post-Rock beschrieben wird – ehrlicherweise muss ich zugeben, noch nie etwas von den Dänen gehört zu haben, doch gereizt hat mich diese Beschreibung ihres Sounds unheimlich. GALGE sind seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums “Løkkelig” (2021) eine feste Live-Größe in der dänischen Extreme-Szene und waren auf bekannten Brettern tätig (SPOT Festival, Copenhell Freezes Over und zuletzt Copenhell 2023). Am 03. Oktober kommt nun “Dødelig”, genau zur rechten Zeit – dunkler Metal für die dunkle Jahreszeit. Wer wissen möchte, was der Titel bedeutet, dem sei gesagt, dass “Dødelig” so viel wie “todbringend” oder “sterblich” bedeutet. Die Dänen singen komplett in ihrer Muttersprache, inhaltlich kreist “Dødelig” nicht um Gore oder Misanthropie, sondern stellt menschliche Emotionen ins Zentrum. Liebe, Angst, Unsicherheit und zwischenmenschliche Spannungen bilden die Grundlage für Texte, die alltägliche Gefühle und ihre Komplexität ausloten. An dieser Stelle sei gesagt, dass mein Dänisch nicht so gut ist – das wird wohl einigen von euch auch so gehen, umso mehr reizt mich die Scheibe, in deren Besprechung wir jetzt eintauchen!
‘Morgengry’ ist der Opener, der ohne großen Schnickschnack und irgendwelche Introspielereien in die Vollen geht. GALGE knallen schwere Riffs, dunkel-donnernde Drums und jene markerschütternden Growls aus der Kehle ihres Frontmanns Søren Tuborg raus. Übersetzt bedeutet ‘Morgengry’ “Morgenröte” oder “Morgendämmerung” – also das erste Licht am Himmel, wenn die Nacht endet. So stimmungsvoll die Bedeutung des Wortes, so atmosphärisch erdrückend ist auch der Song. ‘Brosten’ ist der nächste Dampfhammer, und hier stelle ich euch Gitarrist Sofus Emil Kromann vor, der die Saiten seiner Gitarre wild shreddet, Bassist Halfdan Geertsen und Schlagzeuger Mathias Lundbæk – die Fraktion, die den gnadenlos intensiven Rhythmus vorgibt. Ein Wahnsinn, wie breit der Sound dieser Truppe ist. ‘Nidding’ wurde als Single veröffentlicht, und hierzu liefert euch Emil Infos:
“In ‘Nidding’ geht es um meine Neigung, mich in meinen eigenen Gedanken mit Sorgen und Ängsten zu verlieren. Nachdem meine Frau ihren Unfall hatte, hatte ich mehr Angst als je zuvor. Die Angst verschlang mein ganzes Wesen, und alles, was ich tun konnte, war, immer wieder ‘det er I dit hoved’ (Es ist in deinem Kopf) zu wiederholen, um mich zusammenzureißen, wieder funktionsfähig zu werden und für meine sich erholende Frau da zu sein.”
“Gedankenlose Tölpel” (‘Tankeløse Tåber’) ist die nächste Abrissbirne. Ungezügelt und roh, mit mehr Black-Metal-Anteilen als Todesblei-Klängen, schrammelt der Song aus den Boxen. In ‘Krise’ steckt der Sound, den BAEST in ihren Anfangstagen zockten. Hier sind GALGE ein bisschen melodischer, aber trotzdem noch gnadenlos wuchtig und brachial. ‘Forlist’ und ‘Blodrød Ly’ sind leicht progressive Tracks, letzterer hat druckvolle Passagen für den geneigten Kopfnicker zu bieten. ‘Genklang’ beschäftigt sich mit der Erkenntnis, dass ein großer Konflikt zwar überwunden, nicht jedoch vergessen wurde – was sich auch in der mit Rage erfüllten Nummer ausdrückt. Die längste Nummer mit sechs Minuten Spielzeit ist ‘Under Mulmet’, und genau dieser Song macht das Zweitwerk zu. Zuvor erfreut er jedoch mit Violinen, Female Vocals und einer Dunkelheit, die sich wie ein Schleier über den Raum ausbreitet.
GALGE wollen auf “Dødelig” schwerer und aggressiver klingen als je zuvor, und wuchtige Noisescapes, animalische Vocals und ein tieferes, progressiveres Songwriting waren ihr Ziel. Nun, schwere Kost ist “Dødelig” allemal – aber in positiver Hinsicht. Die schiere Wucht der Vocals und der Instrumente ist bemerkenswert und drückt den Hörer regelrecht in den Sessel. Ich würde das gerne einmal live hören, sicherlich bringen GALGE den kompletten Saal zum Vibrieren. Ein Manko ist die sprachliche Barriere, aber dafür sind GALGE nicht verantwortlich. Ich sehe es auch mehr als Herausforderung an, mich mit den Lyrics zu beschäftigen, wenn “Dødelig” veröffentlicht wurde und mit einem Textblatt auf den Markt kommt.
Mit “Dødelig” liefern GALGE ein intensives, atmosphärisches und zugleich brutales Werk ab, das Death, Black und progressive Elemente zu einer wuchtigen Einheit verschmilzt. Trotz sprachlicher Barriere überzeugt das Album mit Tiefe, Emotionalität und einem Sound, der den Hörer festnagelt.
Tobi Stahl vergibt 8,5 von 10 Punkten