Mit “Wächter des Waldes” haben THORONDIR anno 2025 ihr viertes Studioalbum geschmiedet – elf Hymnen zwischen Sagen, Mythen und der wilden Natur. Wir haben die Schar aus Waldsassen zum Gespräch geladen, um tiefer in die Geschichten hinter den Liedern einzutauchen, über die Entstehung der Texte zu sprechen und einen Blick in die Zukunft zu werfen. Uns wurde das Sprachrohr der Kapelle geschickt, schön das wir mit Sänger Kevin Wienerl über die neue Scheibe sprechen dürfen.
Seid gegrüßt, Kevin von THORONDIR, und Glückwunsch zu eurem neuen Werk “Wächter des Waldes”! Wie fühlt es sich an, nach all den Jahren ein viertes Album unter euer Banner zu stellen?
Kevin: Vielen Dank! Es fühlt sich großartig an, nach so langer Zeit wieder ein vollständiges Werk in den Händen zu halten. Für uns ist “Wächter des Waldes” nicht einfach nur das vierte Album, sondern ein weiterer Meilenstein unserer Reise. Die Jahre dazwischen haben uns geprägt – musikalisch wie persönlich – und all diese Erfahrungen fließen nun in die neuen Songs ein. Es war uns wichtig, die Essenz von THORONDIR zu bewahren, gleichzeitig aber auch neue Facetten zuzulassen und unseren Sound weiterzuentwickeln.
Viele eurer neuen Lieder tragen die Namen wohlbekannter Gestalten wie ‘Rübezahl’, ‘Der wilde Jäger’, ‘Perchtas Schatten’ oder ‘Baldurs Ruf’. Könnt ihr berichten, wie ihr diese Mythen ausgewählt habt und welche Geschichten euch besonders gereizt haben, sie in Klang zu bannen?
Kevin: Wir haben uns bei den neuen Liedern von Mythen aus unserer Heimat inspirieren lassen, die uns faszinieren. Figuren wie Rübezahl kennt man hierzulande fast von klein auf, sie tragen etwas Uriges und Geheimnisvolles in sich, das perfekt zu unserer Musik passt. Bei Perchta fanden wir besonders spannend, wie sie zwischen Licht und Dunkelheit steht, und Baldur bringt wiederum diese hellere, hoffnungsvolle Seite mit hinein. Am Ende haben wir einfach nach Geschichten gegriffen, die uns packen und bei denen wir sofort Bilder und Stimmungen im Kopf hatten. Genau diese Atmosphäre wollten wir dann in die Songs übertragen.
Gleich zu Beginn begegnet man mit dem ‘Drudenfluch’ einer weniger bekannten Sagengestalt. Wie wichtig ist es euch, auch abseits der vertrauten Sagenpfade zu wandeln und Figuren wie diese in euer Liedgut aufzunehmen?
Kevin: Ganz unbekannt ist die Drud eigentlich gar nicht – wer schon mal eine unruhige Nacht mit schweren Träumen hatte, hat vielleicht unbewusst Bekanntschaft mit ihr gemacht. *lacht* Uns war es wichtig, nicht nur die ganz großen Namen zu vertonen, sondern auch solche Gestalten, die eher im Schatten lauern. Gerade da finden sich oft die spannendsten Geschichten, die man nicht schon tausendmal gehört hat. Außerdem macht es uns Spaß, diese Figuren ein Stück weit ins Rampenlicht zu holen – oder besser gesagt: in unsere Klangwelt. Denn genau da entfalten sie ihre unheimliche, aber auch faszinierende Wirkung.
Damit sind wir schon mitten beim Thema Texte. Wie entstehen diese in eurem Lager? Sitzt einer von euch als Chronist am Pergament, oder ist es ein Gemeinschaftswerk, bei dem jeder ein Stück beiträgt?
Kevin: Die Texte entstehen bei uns immer erst, wenn die Songs musikalisch stehen. Dann setzen sich Dominik und ich zusammen und lassen die Musik auf uns wirken. Wir versuchen, die Stimmungen, die Melodien und die Dynamik aufzugreifen und daraus die passenden Bilder und Geschichten zu formen. So wächst Text und Musik bei uns dann zusammen.
Wenn wir vom Geschriebenen zum Bildlichen wechseln: Das Cover-Artwork stammt von Jan Yrlund / Darkgrove.net. Welche Bedeutung hat das Bild für euch, und wie sehr spiegelt es die Stimmung des Albums wider?
Kevin: Das Cover von Jan Yrlund hat für uns eine ganz besondere Bedeutung, weil es die Stimmung des Albums perfekt einfängt. Der düstere Eingang in den Wald steht sinnbildlich für die Reise, auf die wir den Hörer mitnehmen – hinein in Geschichten voller Mythen, Geheimnisse und uralter Wächter. Der Baum im Vordergrund verkörpert genau solch einen Hüter, der sinnbildlich über diesen Ort wacht. Wir bewegen uns textlich ja stark in diesen finsteren, mystischen Wäldern, in denen Sagenfiguren lebendig werden. Jan hat es geschafft, dieses Gefühl visuell greifbar zu machen: das Unheimliche, das Faszinierende und gleichzeitig die Einladung, einzutreten. Damit ist das Artwork für uns wie ein Tor in die Klangwelt von Wächter des Waldes.
Ihr seid nun seit 2007 unterwegs. Wenn ihr auf diesen Weg zurückblickt: Wie sehr habt ihr euch als Schar musikalisch und persönlich verändert?
Kevin: Wenn wir ehrlich sind, haben wir uns eigentlich nie grundlegend verändert. Natürlich wächst man als Musiker und Mensch über die Jahre, sammelt Erfahrungen, verfeinert seinen Sound und wird vielleicht ein Stück gelassener. Aber der Kern von THORONDIR – unsere Leidenschaft für epische Geschichten, unsere Liebe zu den Sagen und dieser besondere Klang, den wir seit den Anfangstagen tragen – der ist gleichgeblieben. Wir haben von Anfang an gewusst, in welche Richtung wir wollen, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Vielleicht ist genau das unser roter Faden: Weiterentwickeln, ohne uns selbst zu verlieren.
Schauen wir auf das Musikalische selbst: Neben dem Pagan Metal – gibt es andere Klänge, die euch beeinflussen oder die ihr privat im Hall eurer Burgen hört?
Kevin: Wir sind da ziemlich offen unterwegs und hören eigentlich so ziemlich jede Richtung – gerade innerhalb des Metal-Bereichs. Vom klassischen Heavy Metal über Black und Death bis hin zu Folk oder auch die klassische Seite, wie Film-Soundtracks ist alles dabei. Jeder von uns bringt da ein bisschen seine eigenen Vorlieben mit, und genau das macht es spannend.
Daran anschließend interessiert natürlich, wie ein Lied überhaupt Form annimmt. Entsteht bei euch zuerst die Musik und dann der Text, oder zieht ihr die Inspiration zunächst aus den Geschichten?
Kevin: Wie bereits vorhin erwähnt: Bei uns entsteht immer zuerst die Musik. Wenn der Song steht, lassen Dominik und ich uns von seiner Stimmung leiten und schreiben darauf die Texte – so wachsen Musik und Geschichte direkt zusammen.
Die Pagan- und Folk-Metal-Szene ist groß und vielfältig. Wie seht ihr euren eigenen Platz darin, und was unterscheidet THORONDIR eurer Meinung nach von anderen Sippen?
Kevin: Wir sehen uns als Teil dieser großen Szene, aber wir versuchen nicht, einem bestimmten Trend hinterherzulaufen. THORONDIR war von Anfang an unsere eigene Art, Geschichten aus Mythen und Sagen in Musik zu verwandeln. Wir haben uns im Kern nie groß verändert, sondern immer versucht, ehrlich unseren eigenen Weg zu gehen. Vielleicht ist es genau das, was THORONDIR von anderen unterscheidet – wir klingen so, wie wir es fühlen, ohne uns verbiegen zu müssen.
Auch ein Blick in die Zukunft darf nicht fehlen. Dürfen wir euch bald wieder auf den Schlachtfeldern der Bühnen sehen? Ist eine Tour zum neuen Album geplant, und wenn ja, wohin führt euer Zug durch die Lande?
Kevin: Ja, auf jeden Fall! Alle kommenden Konzerte kündigen wir wie gewohnt auf unserer Homepage und in unseren Social-Media-Kanälen an. Da lohnt es sich also, regelmäßig reinzuschauen. Eine richtige Tour ist aktuell noch in Planung – wohin genau uns der Weg führt, können wir noch nicht verraten. Aber wir haben große Lust, die neuen Songs live unters Volk zu bringen, und ihr werdet uns definitiv bald mit neuem Liedgut im Gepäck auf den Bühnen sehen.
Abseits der nahen Zukunft gefragt: Welche Ziele habt ihr für THORONDIR jenseits dieses Albums? Gibt es Träume oder Vorhaben, die ihr noch verwirklichen wollt?
Kevin: Unsere größten Ziele sind eigentlich die einfachsten: Wir wollen weitere Alben schreiben und so oft wie möglich auf die Bühne gehen. Solange wir die Möglichkeit haben, unsere Musik zu teilen und Menschen damit zu erreichen, sind wir zufrieden. Natürlich träumt man immer auch von größeren Konzerten und spannenden Orten, an denen man spielen könnte – aber im Kern geht es uns darum, weiter Geschichten zu erzählen und mit THORONDIR noch viele Jahre unterwegs zu sein.
Zum Abschluss: Habt ihr eine Botschaft, ein paar eigene Worte an eure Gefolgschaft, die euch seit Jahren begleitet?
Kevin: An unsere treuen Gefolgsleute: Ein riesiges Dankeschön, dass ihr uns seit all den Jahren begleitet! Ohne euch wäre dieser Weg nicht derselbe. Eure Unterstützung gibt uns die Kraft, weiterzumachen und neue Kapitel aufzuschlagen. Wir freuen uns darauf, diesen Weg gemeinsam mit euch weiterzugehen und noch viele unvergessliche Momente zu erleben.
Interview: Tobias Stahl
Photocredit: Promo