
PARADISE LOST
Titel: ASCENSION
Label: NUCLEAR BLAST RECORDS
Spieldauer: 60:55 Minuten
VÖ: 19. September 2025
Halifax, West Yorkshire, England, Heimat der Band PARADISE LOST. 1988 entstehen hier die ersten Demos, das Debütalbum Lost Paradise (1990) erweist sich als Doom Death Schablone für nachfolgende Generationen. Doch die Briten verharren nicht auf der Stelle, sie gründen mit den Nachfolgeralben und mit ihren Labelmates My Dying Bride und Anathema – gemeinhin auch als The Peaceville Three benannt – den Gothic Metal. Gothic, Shades of God oder Icon – allesamt unwiderruflich Klassiker des Genres, beherrschen die Gazetten und die Fans. Mit One Second und Host kommt der Bruch, ein Drift in Dark Elektro und teilweise Popgefilde zumindest in Fahrwasser von Bands wie Depeche Mode. Nicht wenige Maniacs wenden sich von PARADISE LOST ab. Mit In Requiem (2007) aber spätestens mit Faith divides us – Death unites us (2009) sind sie stilistisch dann wieder im Fahrwasser der alten Großtaten.
„Ascension“ ist nun das 17. Studioalbum der langen und bis auf den Drumposten auch sehr beständigen Bandgeschichte. Das bekannte, melancholische Hauchen der Gitarren, die wie ein steter Wind eine Trauerweide an einem düsteren Herbsttag durchziehen, findet sich zu Hauf auf „Ascension“. Mackintosh und Aedy harmonieren an den Gitarren nach altbekannten und tradierten Mustern. Nicht selten hört man Metallica-eske Songstrukturen und Harmonien wie zum Beispiel in ‚Silence like the Grave‘ oder das Solo beim Break in ‚Salvation’. Grandios! Holmes‘ Stimme ist zum Großteil knurrig, die Ausflüge in den cleanen Bereich nachhaltig gelungen und erinnern das ein oder andere Mal an Alan Averill (u.a. Primordial) und deutlich an einen James Hetfield. Zu bestaunen zum Beispiel im eben genannten ‚Salvation‘.
Doch PARADISE LOST wissen auch mit einigen flotteren Tracks zu überzeugen (u.a. ‚Deceivers’). Wo der Vorgänger Obsidian noch zögerlicher und fast zu brav agierte, spielen die Burschen befreiter und gleichzeitig düsterer auf. Das Riffing ist direkter, brutaler, die Melancholie noch tiefgreifender und es findet sich deutlich mehr Abwechslungsreichtum auf „Ascension“. Nicht alle Tracks sind hochwertig, auf zwei oder drei Songs hätte man durchaus verzichten können. Allerdings hätte die Spielzeit dann keine Doppel-LP mehr gerechtfertigt. Diesen Umstand allerdings darf man der Band nicht anlasten, da spielt die Labelpolitik von Nuclear Blast sicherlich mit rein.
Anyway, PARADISE LOST haben hier eine mitreißende, teilweise verzweifelt klingende und starke Scheibe abgeliefert. Sie liegt im Vergleich mindestens gleich auf mit Medusa von 2017 und qualitativ schon mit deutlichem Blick auf Neunziger Jahre Großtaten ohne diese zu kopieren (Icon!!). Highlights neben den bereits genannten sind ‚Diluvium‘ und das Abschlussdoppel ‚This Stark Town‘ und ‚A Life Unknown‘. Hut ab für dreieinhalb Jahrzehnte Doom/Death/Gothic Metal aus Halifax, West Yorkshire, England.
Ingo Holzhäuser vergibt 8,5 von 10 Punkten