PARADOX – MYSTERIUM

Paradox - Mysterium

PARADOX

Titel: MYSTERIUM

Label: HIGH ROLLER RECORDS

Spieldauer: 57:37 Minuten

VÖ: 26. September 2025

Rund 40 Jahre nach Bandgründung kredenzt uns die Würzburger Speedmetal-Instanz PARADOX ihr neuntes reguläres Studioalbum „Mysterium“. Wobei man von „Band“ hier eigentlich nicht mehr sprechen kann, da Gründer, Sänger und Gitarrist Charly Steinhauer diesmal auch die Bassspuren eingespielt, die Drums programmiert und die Produktion der Scheibe übernommen hat.

Und die Produktion des Albums ist imho auch absolut OK. Klar kann man jetzt wieder Diskussionen über Drumcomputer starten. Allerdings waren die Drums meiner Meinung noch nie hervorstechendes Element im PARADOX-Sound und unterscheiden sich in meinen Ohren hier auch nicht großartig von vielen mit massiver Studiotechnik gepimpter Aufnahmen anderer Bands heutzutage.

Mysterium

Ansonsten liefert Charly stilistisch wieder genau den Sound ab, den man von PARADOX seit dem fantastischen Reunion-Knaller „Collision Course“ (2000) kennt: Melodisch-speedigen Thrash, der sich in Sachen Riffing, Melodik und Dramatik in seinem eigenen coolen Kosmos irgendwo zwischen alten Metallica und alten Blind Guardian befindet, ohne hier wirklich abzukupfern.

Fast alle Songs auf „Mysterium“, wie die bereits vorab veröffentlichten ‚Kholat‚, ‚One Ticket To Die‚, ‚Fragrance Of Violence‚ oder auch die beiden geilen Siebenminüter ‚Abyss Of Pain And Fear‘ und ‚The Demon God‘, speeden meist durchgängig erbarmungslos nach vorne und überzeugen dabei auch immer mit vielen starken melodischen Leads und Breaks. Genau die PARADOX, die ich liebe.

Meine beiden persönlichen Highlights sind jedoch die vielleicht untypischsten Songs des Albums: Einerseits das relativ harte und rhythmische ‚Those Who Resist‘ (mit Exodus-Vibes), als auch der tolle, im epischen Midtempo gehaltene  Titelsong ‚Mysterium‘ (Axel Rudi Pell grüßt). Könnte auch daran liegen, dass der Rest einfach im bewährten Stil auf gleichsam hohen Niveau brettert.

Der ebenfalls im Midtempo gehaltene CD-Bonustrack ‚Within The Realms Of Gray‘ ist vielleicht kein weiteres Highlight, aber ebenfalls hörenswert. Zwei kurze Akustik-Zwischenspiele mittendrin erfüllen einfach den Zweck, mal kurz durchzuschnaufen, mehr aber auch nicht.

Fazit

Im direkten Vergleich zum Vorgänger „Heresy II: End Of A Legend„, der mir trotz Abwechslungsreichtum einfach zu lang(atmig) war und den durch den Titel geweckten Erwartungen nicht gerecht wurde, gefällt mir „Mysterium“ tatsächlich in allen Belangen um Längen besser. Vor allem, weil mich die Songs (und auch der Sound) an sich wieder deutlich mehr mitreissen und auch einen dicken Zacken aggressiver rüberkommen.

Obwohl ich das zackige Riffing, die melodiösen Leads und den ebenso melodischen Gesang von Charly Steinhauer absolut abfeiere, kann ich mir etwas Kritik trotzdem nicht verkneifen: Hin und wieder fehlt mir weiterhin eine gewisse „Straightness“ im PARADOX-Sound, die frühere Songs wie „Heresy“ oder „Collision Course“ bis heute zum Besten zählen lässt, was der deutsche Metal jemals hervorgebracht hat. Das ein oder andere signifikante „Killerbreak“, mehr Variabilität bei Tempo und Rhythmik (OK, gerade hier wäre ein richtiger Schlagzeuger schon Gold wert) oder einige simple, aber effektiv eingestreute „Gang-Shouts“ hätten sicher für etwas mehr Abwechslung gesorgt. Und gerade aus den an sich starken Refrainpassagen hätten Kollegen wie frühere Blind Guardian (auch ohne 1024 Gesangsspuren) oder Gamma Ray sicher noch mehr herausgeholt.

Nichtsdestotrotz: Starkes Album mit vielen geilen Songs, die man aber sicher nicht nur „nebenbei“ konsumieren sollte. Denn „Mysterium“ wächst mit jedem Hördurchgang, auch wenn es sicher nicht an frühere Highlights wie ‚Heresy‘, „Collision Curse“ und „Riot Squad“ rankommt. Wie gerne würde ich diese Songs bzw. die Band an sich mal live abfeiern.

Joe Nollek vergibt 8 von 10 Punkten