BUSH – I BEAT LONELINESS

Bush - I Beat Loneliness

BUSH

Titel: I BEAT LONELINESS

Label: earMUSIC

Spieldauer: 46:43 Minuten

VÖ: 18. Juni

BUSH zählten in den 90ern für mich wirklich zu den schlimmsten und nervigsten Rockbands überhaupt: Immer zu spät auf alle möglichen Trends (Grunge, Noise, Alternative, Electronic Rock) aufgesprungen, nie einen wirklich markanten oder memorablen Hit geschrieben – trotzdem lief ihr mittelmäßiges Gedudel bei MTV und im Radio jahrelang rauf und runter und die Bands sackte ein Platin-Album nach dem anderen ein. Damit standen BUSH für mich symbolisch sowohl für den Zenit als auch die folgende Götterdämmerung der Medienmacht von MTV und Plattenlabels in den 90ern, die auch zur vorläufigen Auflösung der Band 2002 geführt hatte.

OK, seitdem sind knapp 25 Jahre vergangen und die Musik- und Medienwelt hat sich radikal verändert. Natürlich zehren BUSH seit ihrer Reformation 2010 immer noch etwas vom damaligen Hype – allerdings eher als „Retro-Act“ auf dem Live-Sektor als in Sachen neuerlicher Charterfolge. Was ich mittlerweile fast schon traurig finde, da die Band seitdem immerhin fünf teilweise überraschend starke Alben mit modernem, fast schon progressivem bis wirklich spannendem Alternative-Rock veröffentlicht hat, der die gehypten 90er-Outputs der Band qualitativ weit hinter sich lässt.

I Beat Loneliness

Das zehnte Album „I Beat Loneliness“ schließt stilistisch prinzipiell an den beiden empfehlenswerten Vorgängern „The Kingdom“ (2020) und „The Art Of Survival“ (2022) an. Das heißt, song- und produktionstechnisch als auch in der Melodieführung ist das Ganze meist näher an Sachen wie neueren Katatonia, The Intersphere, melodischen Haken, pop-rockigen Nine Inch Nails oder sogar der Kultband Stabbing Westward dran als an dem 08/15-Grunge bzw. Alternative-Rock von früher.

Nach dem sich erst gegen Ende cool steigernden ‚Scars‘ und dem noch etwas einfach gestrickten Titelsong ‚I Beat Loneliness‘ gibt es mit  ‚The Land Of Mild And Honey‘, ‚We’re All The Same On The Inside‘, ‚I Am Here To Save Your Life‘, ’60 Ways To Forget People‘, ‚Love Me Till The Pain Fades‘ sowie ‚Footsteps In The Sand‘ immerhin sechs saustarke Songs, die imho ziemlich in die Katatonia-Kerbe schlagen, mir teilweise aber sogar tatsächlich besser gefallen als deren letzte Outputs.

Leider gibt es in der zweiten Albumhälfte gleich vier „andächtig“-balladeske Songs, von denen aber allein das (einmal mehr an Katatonia oder auch Anathema erinnernde) ‚Don’t Be Afraid‘ mit seiner schönen Melancholie und Melodie überzeugen kann. Das schmälert gegen Ende den guten Gesamteindruck, den ‚I Beat Loneliness‘ anfangs verdientermaßen hinterlässt, insgesamt doch erheblich.

Fazit

Nachdem ich mich im Rahmen dieses Reviews sowohl noch einmal mit den grottigen 90er-Sachen als auch den jüngeren Alben von den BUSH beschäftigt habe, muss ich der Band für ihre musikalische Entwicklung und ihre letzten Outputs mittlerweile ehrlichen Respekt zollen.

Wer bereits die letzten beiden letzten BUSH-Alben abfeiert, sollte ‚I Beat Loneliness‘ ebenfalls mögen. Aufgrund der relativ langweiligen Balladen gegen Ende kommt die Scheibe imho aber nicht ganz an die beiden Vorägnger ran. Deshalb ist auch keine höhere Bewertung drin.

Joe Nollek vergibt 7,5 von 10 Punkten