ALICE COOPER BAND – THE REVENGE OF ALICE COOPER

ALICE COOPER BAND

Titel: THE REVENGE OF ALICE COOPER

Label: ear Music

Spieldauer: 60:06 Minuten

VÖ: 25. Juli 2025

Nachdem ich im September 1989 über die Prager Botschaft rübergemacht bin, war ein erster Weg der Hertie im neuen Wohnort Gütersloh. Endlich konnte ich mir die Musik auch kaufen, die ich wollte. Nicht mehr am Radio sitzen, den Finger auf der Aufnahmetaste. Nicht mehr Kassetten überspielen. Außer vielleicht, um ein Mixtape zum Verschenken zu basteln. Die ersten Alben, die ich mir kaufte waren Savatages „Gutter Ballett“, Overkill mit „The Years Of Decay“ und ALICE COOPER. „Trash“ war das damals gerade aktuelle Scheibchen. Ich kannte ALICE COOPER schon vorher, wir waren ja im Osten – nicht hinter dem Mond. Und ja, ich würde mich als Fan bezeichnen. Ich liebe so ziemlich jede seiner Phasen, nicht unbedingt jede seiner Platten. „DaDA“ etwa finde ich ziemlich grausam. Dafür liebe ich die „Alice Cooper Goes To Hell“ als abwechslungsreiche Pop-Scheibe. Und mit dem Dauerbrenner ´Poison´, der mittlerweile allerdings ziemlich ausgelutscht ist, habe ich mal bei einer Karaoke-Party einige Leuten ziemlich begeistert.

Und mein Sohn war gerade acht Jahre alt, als er mit mir zu seinem ersten Konzert ist. Zu ALICE COOPER.

Es deutete sich ja zuletzt schon an. ALICE COOPER hat schon 2017 auf „Paranormal“ mit den ehemaligen Mitgliedern der ALICE COOPER BAND gearbeitet, die sich ja 1974 mehr oder weniger offiziell aufgelöst hat. Jetzt hat er sie wieder zusammengetrommelt. Die Namen, man kann sie sich auf der Zunge zergehen lassen: Michael Bruce, Dennis Dunaway, Neal Smith. Selbst der 1997 verstorbene Glen Buxton ist hier noch einmal zu hören. Und, never change a winning team, die Produktion lag wieder in den bewährten Händen von Bob Ezrin, der die ALICE COOPER BAND schon in den 70ern begleitet hat. Und der auch die letzte Soloalben des Meisters prägte.

Eigentlich sollte jetzt schon jeder ahnen, wissen, vermuten, was es hier zu hören gibt. Rock der guten, alten Schule. Ohne Experimente. Wobei, der zweite Bonustrack ´Titanic Overunderture´ kommt einem Experiment schon recht nahe. Ohne Versuche, den Mainstream zu treffen, wie zur „Trash“-Ära. Ohne „Brutal Planet“ Nu-Metal Versuchen. Jetzt kann man natürlich beklagen, dass sich kein großer Hit unter den, wenn man die Bonüsse mitzählt, 16 Stücken befindet. Kein ´School’s Out´, kein ´Billion Dollar Babies´ und kein ´I Love The Dead´. Habe ich erwähnt, der letztgenannte ist mein absoluter Lieblingssong des passionierten Golfspielers.

Natürlich, schon mit ´Black Mamba´, die Horror-Elemente sind wieder an Bord. Und die Scheibe endet mit fast psychedelischen Chören in ´See You On The Other Side´. Es wird mit dem Beat geschäkert. Die Band kann mit Blues und Bluesharp. Knackiger Hard Rock geht sowieso. bei aller Bandbreite, „The Revenge Of Alice Cooper“ klingt verdammt homogen. Alles passt zusammen. Jeder Ton, jedes Wort hat genau seinen festen Platz.

Jeder Künstler hat, erfahrungsgemäß, seine Höhen und Tiefen. Erst recht, wenn er schon knapp unter der 80 ist, und die Karriere seit fast 60 Jahren läuft. Vielleicht war es ein guter Schritt, die alten Kumpels wieder ins Boot zu holen. Denn ALICE COOPER BAND 2025, das bedeutet Höhenflug. Das bedeutet zweiter, dritter Frühling? Egal, wie lang der Weg noch sein wird. Mit „The Revenge Of Alice Cooper“ zeigt Vincent Damon Furnier nochmal allen, wo der Hammer hängt.

Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten