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INHUMAN CONDITION – Die Trio-Maschine läuft einwandfrei

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Aus den Tiefen Floridas bringt INHUMAN CONDITION wieder einen Höllenritt aus Death- und Thrash-Metal an den Start – ihr drittes Album “Mind Trap” ballert kompromisslos und rau aus den Boxen. Mit Ex-MASSACRE-Muckern Jeramie Kling (Bass), Taylor Nordberg (Guitars) und Terry Butler (OBITUARY) am Start haben die Jungs in nur fünf Jahren drei Platten rausgehauen und scheinen ihre eigene Identität gefunden zu haben. Ich habe mit der Band über ihren neuen Langspieler gesprochen.

Hallo nach Florida, hallo Taylor Nordberg, schön, dass es mit unserem Interview klappt! Ich bin Tobias aus Deutschland/Pfalz und schreibe für das Online-Magazin OBLIVEON. Wo treffe ich dich an, wie gehts dir und der Band und vor allem, wie stolz seid ihr auf euer neues Album?

Taylor: Hey Tobias, vielen Dank für das Interview! Ich sitze hier in Florida, schwitze, bin beschäftigt und bereite die Veröffentlichung von “Mind Trap” vor. Wir sind alle so stolz auf dieses Album und können es kaum erwarten, bis alle Songs endlich erhältlich sind!

Ihr habt in nur fünf Jahren drei Alben rausgehauen – wie schafft ihr diesen krassen Output? Wie habt ihr euren Sound auf “Mind Trap” weiterentwickelt?

Taylor: Jeramie und ich machen seit über 15 Jahren zusammen Musik und unser Songwriting ist immer ziemlich verrückt. Wenn wir einmal anfangen zu schreiben, können wir kaum wieder aufhören. Das Material für dieses Album entstand also wie für alle anderen, aber wir haben uns hier etwas mehr Zeit gelassen. Deshalb finde ich, dass dieses Album von allen das natürlichste Feeling hat.

Terry Butler, Taylor Nordberg und Jeramie Kling – wie läuft die Zusammenarbeit im Trio nach mittlerweile fünf Jahren?

Taylor: Es war toll am ersten Tag und ist es immer noch! Es ist eine wahre Freude, Terry zu kennen und mit ihm in einer Band zu sein. Wir verstehen uns alle super, haben viel zu besprechen und ähnliche Interessen, sodass wir die meiste Zeit einfach nur abhängen. Wir haben alle unsere Aufgaben, Jobs und Verantwortlichkeiten, egal ob zu Hause oder unterwegs, und die Maschine läuft einwandfrei!

Du hast gesagt, ihr hättet die Verbindung zu MASSACRE endlich hinter euch gelassen. Wie äußert sich und wie habt ihr diesen Prozess erlebt?

Taylor: Ich glaube, wir haben die Band seit “Rat God” hinter uns gelassen. Wir hatten auf dieser Platte einen ziemlich einzigartigen Sound, der uns half, unsere eigene Identität zu entwickeln, aber jetzt sind wir voll und ganz bei uns. Die Songs kommen jetzt leichter, und alles lief einfach reibungslos, egal ob beim Schreiben oder beim Mischen.

Euer neues Album soll ein sozialer Kommentar sein, zu dem, was gerade auf der Welt los ist. Ganz aktuell hört man von vielen Protesten in Kalifornien. Wie sehr beeinflussen aktuelle Weltprobleme eure Texte?

Taylor: Ich persönlich schreibe nicht über konkrete globale Ereignisse, aber allgemeine Themen fließen in unsere Texte ein, ja. Wir schreiben über das, was unser Bandname ist: die Unmenschlichkeit. Menschen können ziemlich gemein und fies zueinander sein, und es gibt viel Böses da draußen. Wir behandeln aber viele Themen: Roboter, Serienmörder, falsche Menschen, Gore usw.

Technologie als erdrückender Einfluss auf die Menschheit – wie hast du diesen Aspekt in den Songs verarbeitet?

Taylor: Einige meiner Albumtexte waren eher “Anti-Tech”, aber eigentlich ging es nur um die Angst vor der Faulheit und Abhängigkeit der Menschheit. Technologie ist toll und kann nützlich sein, aber irgendwann wird die Macht an Computer abgegeben … und wir haben alle Terminator 2 gesehen! Haha. Tatsächlich wurde ‘GodShip’ aber von der “Destination: Void”-Reihe von Frank Herbert inspiriert, und ‘Mind | Tool | Weapon’ war lose von einem Teil von “Atlas Shrugged” von Ayn Rand inspiriert. Wir sind große Bücherwürmer in dieser Band!

Das Album wurde komplett in eurem eigenen Studio produziert. Welche Vorteile und Herausforderungen gab’s dabei?

Taylor: Wir produzieren alle unsere Alben hier bei Smoke & Mirrors Productions, und das hat für uns vor allem Vorteile. Unser eigenes Studio zum Aufnehmen und Mischen bietet uns die entspannte Atmosphäre zum kreativen Schaffen. Es gibt keine Budgetprobleme für Studiozeiten und kein “Rotlichtfieber” wie in einem herkömmlichen Studio. Wie bereits erwähnt, haben wir uns für dieses Album wirklich Zeit gelassen, und das gilt auch für die Produktion.

Wenn du an die Produktion zurückdenkst – welcher Song hat dich am meisten gefordert, musikalisch und/oder emotional?

Taylor: Ich finde, das Mischen verlief bei allen recht reibungslos, man sagt ja “sie haben sich selbst abgemischt”. Ich glaube, ‘Recollections Of The Future’ hat etwas länger gedauert, weil es ein ziemlich dynamischer Song ist und ich etwas mehr Aufmerksamkeit brauchte, um ihn perfekt hinzubekommen. Ich finde, sie sind alle großartig geworden und jeder bringt etwas Einzigartiges in das Album ein.

Der Gesang auf dem Album ist brutal intensiv – wie findet ihr die Balance zwischen Kontrolle und Emotion im Studio?

Taylor: Wir sind im Studio ziemlich “unbekümmert” und “ungeschliffen”, haha. Ich schätze, wir sind in mancher Hinsicht keine klassischen Toningenieure, denn er sitzt nicht da und analysiert alles bis zum Umfallen, um es perfekt zu machen. Rock and Roll soll nicht perfekt sein! Wir sind stolz auf die Aufnahmen, die wir machen, und ich finde, dieses Album steckt voller Emotionen, Persönlichkeit und Menschlichkeit – sowohl im Gesang als auch im Spiel. Wir versuchen normalerweise, nicht zu viel nachzudenken.

Dan Goldsworthy hat das Cover gemacht – wie wichtig ist euch das visuelle Erscheinungsbild für eure Musik?

Taylor: Ich finde, der visuelle Aspekt bei der Plattenproduktion ist unglaublich wichtig. Stell dir vor, IRON MAIDEN oder CANNIBAL CORPSE hätten schlichte, „standardmäßige“ Albumcover gehabt. Glaubst du, genauso viele Kids hätten sich die Platten aus dem Regal geholt? (Wahrscheinlich, weil sie einfach der Hammer sind!). Aber du weißt, was ich meine. Selbst beim Surfen auf YouTube oder Spotify stolpert man über ein einzigartiges Albumcover und schaut es sich an. Dasselbe Prinzip gilt auch hier. Dan “Babe Ruth” Goldsworthy hat alle unsere Album- und EP-Cover sowie mehrere T-Shirt-Designs gestaltet, und wir lieben jedes einzelne Design, das er uns schickt. Dies scheint das letzte Kapitel dieser “Rat God Guy”-Saga zu sein; mit uns in seinen Todesfallen, aber wer weiß, es kann noch alles passieren!

Die Songs sind kurz, knackig und ohne Firlefanz. Was macht für euch einen starken Track aus?

Taylor: Ein starker Song kann Gefühle auslösen. Sei es Aufregung/Adrenalin, Trauer, Sehnsucht usw. Ein starker Song hat auch etwas, das einen nach dem Ende noch begleitet. Ob Melodie, Gesangsphrase oder Drum-Hook – wenn es nach dem Ende in Erinnerung bleibt, gehört es einem. Ich glaube, jeder könnte das Iron-Man-Riff singen, nachdem er den Song einmal gehört hat.

Ihr kombiniert Old School Death Metal mit thrashigen Elementen – wie schafft ihr diese Balance?

Taylor: Ehrlich gesagt schreibe ich einfach Riffs, die ich als Fan auch hören möchte! Und ich bin ein riesiger Thrash-Metal-Fan und liebe Death Metal. Also passt es irgendwie. Es ist, als würde ich Riffs für eine meiner Lieblingsbands schreiben. Ich liebe Blastbeats und endlosen Doublebass genauso wie jeder andere, aber dieser Metal-Stil, den wir spielen, hat etwas besonders Grooviges und Eingängiges. Für Jeramie und mich ist das ganz natürlich, und darüber sind wir glücklich.

Was können Fans auf der nächsten Tour erwarten – habt ihr schon Bock, die neuen Tracks live zu zünden?

Taylor: Wir freuen uns RIESIG darauf, einige neue Songs live zu spielen! Ich denke, viele davon werden sich sehr gut auf der Bühne machen. Wir haben ein paar Termine geplant, noch nichts Konkretes, aber es sieht nach zwei kurzen US-Tourneen aus, und wir hoffen sehr, 2026 in Europa anzutreten!

Dann hoffe ich sehr, dass ihr in meiner Nähe Station macht! Zum Schluss gehören die letzten Worte wie immer meinem Interviewgast – Feuer frei!

Taylor: Vielen Dank für eure Unterstützung, euch allen da draußen im “Radioland”! Lasst die Musik sprechen.

Interview: Tobias Stahl
Photocredits: Promo