GOYA – IN THE DAWN OF NOVEMBER

GOYA

Titel: IN THE DAWN OF NOVEMBER

Label: Blues Funeral Records

Spieldauer: 40:24 Minuten

VÖ: 13. Juni 2025

Dass eine Band sich nach einem Maler benennt, ist mir noch nicht untergekommen, weder Dürer noch Cranach, kein Delacroix und auch kein Bingham. Da treten GOYA in meine Playlist. Das Trio aus Phoenix in Arizona nannte sich nach einem ganz Großen der Kunstgeschichte, einem Star der Malerei Spaniens um 1800. Sein Frühwerk war noch bestimmt vom Rokoko, dekorative Malerei, in die sich allerdings immer mehr kritische Untertöne einmischten. Wichtiger ist sein graphisches Werk, etwa die „Caprichos“ oder die „Schrecken des Krieges“, Serien, in denen er sich als kritischer Geist äußerte. Finster auch seine späten Bilder, die „Pinturas Negras“, die schwarzen Bilder. Sie „sind ein eindrucksvolles Zeugnis seines Spätwerks, in denen sich düstere Phantasien des Malers mit den bedrückenden Zeitumständen vermischt zu haben scheinen. (wikipedia)“. Bekannt ist vielleicht, wie Saturn seine Kinder frisst, zu finden als Cover auf „Lunar Womb“ von The Obsessed von 1992.

Damit sind wir auch schon in der musikalischen Welt von GOYA. Und ja, selten fand ich einen Bandnamen so gut gewählt wie hier. GOYA kommen mit sechs Songs, voller Schwere und Finsternis. Traditioneller Doom steht an. Schmutzig. Böse. Vornean steht immer der Song. Hier braucht es keine Breaks in Richtung Epic. Hier führt der Weg geradewegs über den Friedhof, hin zum Styx. Die Münze liegt auf der Zunge, bereit für die Überfahrt? Passend dazu nennen sich hier Songs ´Cemetary Blues´ und ´I Wanna Be Dead´.

Am Anfang steht der Titelsong. Ein echter Brecher, ein echter Hinhörer. Bass und Drums erzeugen einen Sog. Die Gitarre fügt sich ein in diesen musikalischen Strudel. Nebel zieht übers Land. GOYA besingen Not und Todessehnsucht. „Existence is pain, I don’t care what they say. I can’t fight anymore. I’ve lain awake too long to carry on. Please let me go.“ Natürlich nicht. Solange Ihr solche Musik macht, kann man Euch nicht gehen lassen. Der Doom des Trios ist durchzogen mit Blues. Und Gefühl. Und Melodien. Der ´Cemetary Blues´ ist so verdammt eingängig, fast poppig. Aber solch Pop-Nummern hat man ja früher auch bei Düsterkapellen wie The Cure gefunden. Die ´Depressive Episode´ könnte gar GOYAs „Paranoid“ sein. Böse, wie sich ´Sick Of Your Shit´ in die Gehörgänge walzt.

Der Zwölfminüter ´I Wanna Be Dead´ zieht mal richtig vom Leder. Mit Atmosphäre von Regen und einer verstimmten Glocke. Ich kann mich nicht erinnern, finstere Gedanken in so ,ja, schöne Songs gegossen gehört zu haben. Ich möchte Gitarrist/Sänger Jeffrey Owens einfach in den Arm nehmen. Ihn trösten. Von Dummheiten abhalten. Vielleicht hat er auch wen gefunden, der Trost spenden konnte, denn der Song enthält viele tröstliche Momente. Trotz der Rufe „I Wanna Be Dead„. Das sphärische Instrumental ´Comes With The Fall´ ist ein schöner, stimmungsvoller Abschluß einer wirklich beeindruckenden Scheibe. Vieles erinnert mich hier tatsächlich an The Obsessed, manche Leads kommen mit einem gewissen Toni Iommi-Gefühl. Da stimmt jeder Ton, jedes Riff, jeder Beat.

Selbst das Cover fügt sich ein. Ein Bild aus den Händen Goyas hätte ich zwar fast passender gefunden. Dieses Bild eines gewissen Dirk Robertson schließt sich thematisch jedoch an. Nur die blau-in-blaue Farbgebung irritiert. Soll sie in diesem Zusammenhang vielleicht auch. Ein starkes Stück Musik für Freunde dunkler Klänge.

 

Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten